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Das war zu wenig. Der Berliner Fabian Wiede verlässt nach dem Spielende das Spielfeld.

© dpa/RONNY HARTMANN

Füchse nach der Niederlage in Magdeburg: Vom Anführer zum Verfolger

Nach der Niederlage im Spitzenspiel sieht es für die Füchse im Kampf um den Titel nicht mehr so gut aus. Kaum denkbar, dass Magdeburg in den nächsten Spielen noch einen Patzer hinlegt.

Für die Fans war es eindeutig: „Deutscher Meister wird nur der SCM“ schallte es am Sonntagabend von den Rängen der Magdeburger Bördelandhalle, wo die grün-rote Anhängerschaft euphorisiert vom 31:28-Sieg gegen die Füchse Berlin ihren Klub noch lange nach Abpfiff feierte. Bereits im Vorfeld der Partie hatten Experten die Begegnung als Schlüsselspiel im Meisterschaftsrennen ausgelobt. „Da lege ich mich fest, wer das gewinnt, holt auch die Schale“, hatte Ex-Nationalspieler Pascal Hens verkündet und Bundestrainer Alfred Gislason stimmte ähnliche Töne an, als er am Rande der Begegnung sagte: „Es ist vielleicht ein vorentscheidendes Spiel für die Liga.“ Doch wieviel sagt das Duell zwischen den beiden Spitzenteams der Handball-Bundesliga wirklich aus?

„Ich lasse mir von keinem einreden, dass die Meisterschaft erledigt ist. Das war erst der Anfang“, sagte Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert mit dem ihm typischen Understatement. „Es ist gut, es jetzt in eigener Hand zu haben.“ Mit einer Begegnung weniger auf dem Konto kann sein Team mit einem Unentschieden im Nachholspiel die Tabellenführung offiziell übernehmen. Denn bei Punktgleichheit ist der SC Magdeburg den Berlinern durch das überaus gute Torverhältnis voraus.

Nun ist die Bundesliga stets für Überraschungen gut. Und wenn Magdeburg noch elf Spiele zu absolvieren hat, während es für Berlin noch zehnmal um Punkte geht, wenn Flensburg und Kiel nur fünf beziehungsweise sechs Zähler entfernt sind, dann können Rechenfreunde einige Schlupflöcher für die Verfolger finden. Bei der Konstanz, mit der der SCM aktuell auftritt, scheint ein Ausrutscher so wie in der vergangenen Saison, als der THW Kiel im Schlussspurt überholte, jedoch wenig wahrscheinlich – besonders, da der Kader in diesem Jahr keine Verletzten zu beklagen hat. „So wie Magdeburg momentan spielt, ist es schwer vorstellbar, dass sie noch einen Punkt abgeben“, räumte ein geknickter Fabian Wiede ein, der sich mit den Berlinern am Sonntag in den entscheidenden Phasen einige Fehler zu viel erlaubt hatte.

Dabei ist das Team aus Sachsen-Anhalt nicht unantastbar

Und als sein Mannschaftskollege Nils Lichtlein offenbarte, dass die eigene Aufgeregtheit keinen geringen Anteil daran hatte, dann zeigte das sinnbildlich, was der SCM den Füchsen noch voraus hat: Erfahrung. Denn Lichtlein, Wiede und Co. konnten noch keine Meisterschaft ihr Eigen nennen, wobei der Kontrahent diese in der Saison 2021/22 feiern durfte, im letzten Jahr folgten die Vizemeisterschaft und der Sieg in der Champions League, dazu kommt das Triple in der inoffiziellen Vereinsweltmeisterschaft des Super Globes.

Dabei ist das Team aus Sachsen-Anhalt nicht unantastbar – im Spiel gegen Berlin war beispielsweise die sonst so ausschlaggebende Torhüterstatistik nicht befürwortend –, doch gelingt es der Mannschaft in den meisten Fällen, punktuelle Ausfälle auszugleichen. Mit Aufmerksamkeit und Einsatz bei den Abprallern, durch ein Nichtnachlassen im Spielverlauf und mit einer Emotionalität, die jede körperliche Schwäche scheinbar verpuffen lässt.

Einmal ganz davon abgesehen, dass Magdeburg mit seiner Kaderbreite zahlreiche Alternativen hat, wohingegen Berlin stark von Lasse Andersson und Mathias Gidsel abhängig ist und davon, dass sie der hohen Belastung zum Trotz – beide Klubs sind noch in drei Wettbewerben vertreten und stellen Nationalspieler für die aktuelle Länderspielpause ab – bis zum Ende der Saison ihre Leistung abliefern.

Insofern spricht vieles dafür, dass die Fangesänge der Magdeburger sich nicht in Wohlgefallen auflösen – auch wenn die Füchse in Lauerstellung bleiben und mehr anstreben als die Qualifikation für die Champions League, die mit dem zweiten Platz einher gehen würde.

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