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Matthias Musche vom SC Magdeburg fiebert auf das Duell gegen die Füchse hin.

© IMAGO/Jan Huebner

„Die Leute sind seit Wochen elektrisiert“: Füchse Berlin beim SC Magdeburg – das Handballspiel des Jahres

Seit Wochen fiebern die Fans dem Duell zwischen Tabellenführer und Verfolger entgegen. Es könnte wegweisend für die Meisterschaft sein. Matthias Musche weiß um die Brisanz des Spiels.

Selten wirft ein Spiel so lange Schatten voraus, selten ist die Anspannung auf beiden Seiten im Vorfeld derart greifbar. „Für die Zuschauer ist es wahrscheinlich das Spiel des Jahres“, erklärt Matthias Musche vom SC Magdeburg vor dem Derby gegen die Füchse Berlin an diesem Sonntag (16 Uhr/ MDR, RBB, Dyn): „Die Leute sind seit Wochen elektrisiert.“

Der Linksaußen hat auch gleich die passende Anekdote parat, um die Bedeutung der Begegnung für die Anhängerschaft zu erklären: Denn anscheinend überstrahlte die Vorfreude auf das Wochenende bei manchem sogar den 30:28-Sieg des SCM am Donnerstag in Veszprem. „Das war der Wahnsinn. Da gewinnst du da, wo sonst kaum einer gewinnt und bekommst etliche Nachrichten: von wegen das war geil, aber Sonntag ist wichtiger“, berichtet Musche.

In nur wenigen Städten, wird der Handball so gelebt wie in Magdeburg. Wenn hier ein Spieler am Morgen nach einer Begegnung zum Bäcker geht, lässt ein Kommentar zum Sportlichen nicht lange auf sich warten. Da wird gelobt, kritisiert, gefachsimpelt. Wenn dann auch noch der Lieblingsrivale aus Berlin zu Gast ist, steigen die Reaktionen um ein Vielfaches.

„Genau betrachtet geht es trotzdem um zwei Punkte wie sonst auch“, versucht Musche die Brisanz professionell gelassen herunterzureden. Ganz so einfach funktioniert das aber nicht. Denn allein aufgrund der Tabellensituation ist die Partie zwischen dem Spitzenreiter Berlin und dem Verfolger SCM – mit nur einem Minuspunkt mehr auf dem Konto – voller Spannung. Das Spiel am 25. Spieltag könnte wegweisend für die Meisterschaft sein.

Magdeburg kämpfte sich durch eine Krise

Und dann ist da die Fanrivalität zwischen den beiden Vereinen, die über die letzten Jahre mehr und mehr gewachsen ist, allein schon, da die beiden Vereine sich mittlerweile auf Augenhöhe begegnen. Das war nicht immer so. Als die Elbestädter 2002 als erstes deutsches Team die Champions League gewannen, war an der Spree nicht an Bundesliga zu denken.

Matthias Musche will auch in diesem Jahr die Meisterschaft holen.
Matthias Musche will auch in diesem Jahr die Meisterschaft holen.

© IMAGO/Christian Schroedter

Als die Berliner dann 2011 den Sprung in die Königsklasse schafften, kämpften sich die Sachsen-Anhalter hingegen durch eine finanzielle und sportliche Krise. Erst unter der Führung von Bennet Wiegert und Marc-Henrik Schmedt gelang es in den vergangenen Jahren, wieder an die Spitze zu gelangen. Bei den Füchsen wurde unterdessen nach einem zwischenzeitlichen Abrutschen ebenfalls aufgerüstet – ausgerechnet vom ehemaligen Magdeburger Handballstar Stefan Kretzschmar.

Das sind zwei der besten Vereine der Welt und die wollen nichts sehnlicher, als den anderen zu schlagen.

Matthias Musche über die Rivalität zwischen Berlin und Magdeburg

Ob deshalb eine gewisse Animosität herrsche? „Nein, wir sind Sportler, da gibt es keinen Hass oder so etwas“, erklärt Musche. Er beteuert, dass der SCM-Fan schon sehr gut bewerten könne, was Kretzschmar für Magdeburg und den Handball geleistet habe. „Aber er ist jetzt eben auf der anderen Seite“, sagt er schmunzelnd und fährt fort: „Das ist eine coole Konkurrenz. Das sind zwei der besten Vereine der Welt und die wollen nichts sehnlicher, als den anderen zu schlagen.“

Dass dabei nicht alles Rivalität ist und dass er „Riesenrespekt“ vor dem habe, was bei den Füchsen in der jüngsten Vergangenheit aufgebaut wurde, betont Musche aber ebenso. Manche Spieler der beiden Klubs verbindet sogar ein teils freundschaftliches Verhältnis. So freute sich Musche über eine Einladung zu der Hochzeit vom Berliner Nationalspieler Fabian Wiede im vergangenen Sommer. „Da fliegen natürlich immer Sprüche hin und her“, sagt Musche. „Und da ist es immer besser, wenn du das letzte Spiel gewonnen hast.“

Auf dem Parkett haben sich beide gefühlt unendlich viele Duelle geliefert, sei es in der Jugend oder im Verein. Mal hatte Berlin die Nase vorn, mal Magdeburg. „Auf dem Spielfeld schreien wir uns an, danach liegen wir uns in den Armen“, erzählt Wiede.

Dass einer der beiden die Seiten wechselt, bleibt dabei ein interner Witz, dessen Bewahrheitung das Duo allerdings für „sehr unwahrscheinlich“ hält. Beide sind Urgesteine ihres Vereins, beide spielen die gesamte Profi-Karriere für ihren jeweiligen Klub und beide haben noch langfristige Verträge. Wiede bis 2026, Musche sogar noch ein Jahr länger. Insofern stehen wohl noch einige emotionale Duelle bevor – angefangen mit jenem am Sonntag.

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