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Berittene Polizei begleitete die Union-Fans auf dem Weg zum Stadion.

© REUTERS/Isabel Infantes

Frusterfahrung statt Traumreise in der Champions League: Was Union-Fans beim Spiel gegen Real Madrid erlebten

Rigide Polizeimaßnahmen, penible Kontrollen beim Einlass: Für manchen Union-Fan war das Spiel bei Real Madrid eine einzige Enttäuschung. Einige Anhänger verzichteten letztlich sogar freiwillig auf den Stadionbesuch.

Ein paar Stunden vor dem Spiel konnten die Fans des 1. FC Union ihr Glück kaum fassen. Es sei immer noch schwer greifbar, unglaublich, surreal, hieß es bei vielen Anhängern auf der Puerta del Sol im Zentrum von Madrid. Und doch war es wahr.

Union spielte schon wieder im Europapokal, und wie schon in Malmö, Braga und anderen Städten stimmte sich die Fanszene nun auch auf das Spiel bei Real Madrid laut und bunt auf den Tag ein.

Eigentlich erreichen die Union-Anhänger gerade den Punkt, an dem solche Tage am süßesten schmecken. Einerseits ist das alles neu, der Rausch noch wie beim ersten Mal. Andererseits kennt man das jetzt alles ein bisschen.

Man hat auf gut Urs-Fischer-Deutsch die Automatismen schon längst verinnerlicht und neben der Spannung des Neuen gibt es auch bekannte Abläufe und Rituale, an denen man sich erfreuen kann.

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Leider gewöhnt man sich aber langsam auch an die schlechten Seiten des europäischen Fantums. Denn wie schon bei anderen Spielen in den vergangenen zwei Europapokalsaisons kam es für die Union-Anhänger auch in Madrid offenbar wieder zu erheblichen Problemen mit den örtlichen Behörden und bei der Spieltagsorganisation.

Einige für die Ultras ganz normale Utensilien durften nicht mit ins Stadion

Schon an der Puerta del Sol, wo alles noch sehr friedlich ablief, wollte die Madrider Polizei offensichtlich ihre Präsenz zeigen. Immer wieder fuhren Streifenwagen am Nachmittag über den Platz. Als die Union-Fans in die U-Bahn stiegen, beharrten die Beamten mit Nachdruck darauf, dass alle Anwesenden den Platz verlassen und in den Bahnhof gehen. Wer zu Fuß gehen wollte, wurde aufgehalten und musste versichern, dass er nicht zum Estadio Santiago Bernabeu will.

Die Polizei störte sich offenbar auch an diesem harmlosen Banner der Union-Fans.
Die Polizei störte sich offenbar auch an diesem harmlosen Banner der Union-Fans.

© Imago/Matthias Koch

Wie Vereinssprecher Christian Arbeit bestätigte, kam es dort dann zu erheblichen Verzögerungen beim Zugang der Union-Fans. „Das hatte mit sehr gründlichen Einlasskontrollen zu tun und mit dem Wunsch bestimmte Dinge mit reinzubringen, die bei uns ganz normal zur Fußballkultur dazu gehören, aber von der Polizei untersagt wurden”, sagte er.

Aus Fankreisen hieß es, dass es sich insbesondere um ein Megafon sowie um Blockfahnen der Fanszene handelte. Während kleinere Fahnen während des Spiels im Union-Block zu sehen waren, sollen ein Banner mit dem Slogan „Reisekader” sowie die Fahne einer bekannten Ultra-Gruppierung nicht zugelassen worden sein. Berichte, dass es sich um die Transparente mit gewaltverherrlichenden Inhalten gehandelt habe, bestritt die Fan-Vertretergemeinschaft „Eiserne Hilfe“ auf X vehement.

Schließlich entschieden sich einige Union-Fans, aus Protest ganz auf einen Stadionbesuch zu verzichten oder das Bernabeu kurz nach ihrer Ankunft wieder zu verlassen. Obwohl die anwesenden Anhänger ihre Mannschaft lautstark unterstützten, wurde auf ein organisiertes Auftreten der Szene offenbar verzichtet. Schon lange nach dem Anpfiff gab es auch leere Plätze im Gästeblock, weil viele Fans noch in der Einlasskontrolle hingen.

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Schon im Vorfeld hatte der Verein den knapp 4000 Ticket-Inhabern mitgeteilt, dass es zu mehreren Kontrollen beim Einlass kommen könnte. Vor Ort war klar zu sehen, dass der Ablauf alles andere als glattlief. Die Gästefans durften das Stadion lediglich über zwei kleine Zelte betreten, wurden in der Warteschlange sehr eng beieinander gehalten und von berittenen Polizisten begleitet. Auf „X“ teilte ein Journalist von The Athletic auch Videos, in denen die Spannungen zwischen Fans und Behörden deutlich zu erkennen sind.

In den sozialen Medien berichteten zahlreiche Union-Fans, dass sie sowohl am Eingang als auch in der Metro und auf der Straße eingekesselt worden seien. Wie ein Union-Fan dem Tagesspiegel erzählte, hätten weder die Polizei noch die Stadionordner ordentlich kommunizieren wollen, warum es zu Verzögerungen kam.

Es ist nicht das erste Mal, dass es im Europapokal derartige Probleme gibt

Für viele wurde der historische Europapokal-Tag so zum Frusterlebnis, was angesichts der sehr teuren Reise nach Madrid umso ärgerlicher war. Vor allem aber bleiben schon wieder Fragen rund um die Spieltagsorganisation in Uefa-Wettbewerben offen.

Denn nicht Union-Fans haben zuletzt in der Champions League schlechte Erfahrungen gemacht. Beim Finale in Paris 2022 kam es zu chaotischen Szenen am Stadion und einem überharten Vorgehen der französischen Polizei gegen Fans des FC Liverpool. Eine unabhängige Untersuchung kam später zu dem Schluss, dass die Probleme zum großen Teil die Uefa zu verantworten hatte.

Die Union-Fans werden nun hoffen, dass es bei den verbleibenden beiden Auswärtsspielen der Gruppenphase nicht erneut zu Problemen kommt. In Braga gab es schon beim Europa-League-Spiel im vergangenen Jahr Beschwerden über die Einlasskontrollen, während Gästefans in Neapel im vergangenen Jahr beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt sogar von vornherein gänzlich ausgeschlossen worden waren.

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