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Viele Fans lehnen den von der DFL-Spitze geplanten Einstieg eines Investors weiterhin ab.

© dpa/Bernd Thissen

Einnahmen in Milliardenhöhe erhofft: DFL startet den nächsten Investoren-Anlauf

Aller guten Dinge sind drei? Die DFL will wenige Monate nach dem Scheitern des Investoren-Deals einen neuen Anlauf nehmen. Und wieder gibt es mehr öffentliche Kritiker als Befürworter.

Von Michael Rossmann, dpa

Viele Anhänger in den Bundesliga-Kurven wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) nicht mehr überzeugen. Und ob sie eine ausreichende Anzahl der Vereine beim jetzt dritten Anlauf für einen milliardenschweren Investoren-Deal umstimmt, erscheint höchst fraglich. Kritik und Ablehnung sind vor der Mitgliederversammlung am kommenden Montag jedenfalls deutlich vernehmbar. Während es öffentlich bisher nur sehr zaghaften Zuspruch gibt und die DFL weiter schweigt.

Am lautesten sind wieder einmal die Fans. Sie stehen auch deshalb im Fokus, weil sich die neue DFL-Führung nicht zu dem Thema äußern möchte. Eine längere Erklärung auf der eigenen Homepage ist die einzige öffentliche Äußerung, neben ein paar Sätzen von Aufsichtsrats-Chef Hans-Joachim Watzke in einem Interview zu seinem Stammclub Borussia Dortmund.

Die einfache Variante der Kritiker in der Kurve heißt schlicht und deftig: „Scheiß DFL!“ So sangen es Fans von Freiburg und Mainz am Sonntag. Zur gemeinsamen Aktion der Anhänger beider Klubs gehörten zudem zwei Banner mit den Aufschriften: „Für einen nachhaltigen Fußball“ und „Gegen Investoren in Vereinen und Verband“.

Auch die Fan-Interessenvertretung „Unsere Kurve“ hat sich klar positioniert und lehnt „auch diesen Anlauf eines Investoreneinstiegs bei der DFL vollumfänglich ab“, sagte Jost Peter, 1. Vorsitzender von „Unsere Kurve“. „Nach jetziger Rechnung stärkt das Modell das obere Drittel der DFL-Ligen, während zwei Drittel der Vereine nur minimale Verbesserungen erwarten dürfen. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der TV-Gelder entwickeln sich geringe Mehreinnahmen am Ende zu immer größerer Wettbewerbsverzerrung.“

Mehrere Klubs geraten bei der Diskussion durch die eigenen Fans unter Druck, denn die widersprechen deutlich vernehmbar der Vereinsführung. Das zeigt das Beispiel Werder Bremen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hubertus Hess-Grunewald hatte bei der Mitgliederversammlung gesagt: „Um die enormen Kraftanstrengungen der Zukunft stemmen zu können, brauchen wir einen strategischen Partner.“ Postwendend hieß es beim nächsten Heimspiel aus der Kurve: „Schnelles Investorengeld statt kreativer Lösungen? Der einfache Weg war nie der grün-weiße. Ihr seid keine Werderaner!

Fan-Vertreter fürchten Wettbewerbsverzerrung

Andere Klubs haben es einfacher, weil die Fanszene bei ihnen nicht so laut und dominant ist. So erklärte Hoffenheims Geschäftsführer Denni Strich: „Wir stehen der Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner positiv gegenüber. Das haben wir unserer Fanszene in einem konstruktiven Austausch mitgeteilt.“ Und die Führung des 1. FC Heidenheim hat nach eigenen Angaben seinem Fanbeirat erläutert, dass sie einer strategischen Vermarktungspartnerschaft unter bestimmten Voraussetzungen „positiv gegenüberstehen“.

Einige Vereine haben sich bereits eindeutig geäußert, dass sie erneut gegen den Deal stimmen werden, etwa der 1. FC Köln. „Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt“, sagte Vizepräsident Eckhard Sauren der „Sportschau“: „Wir halten es weiterhin für zwingend notwendig, dass ausschließlich die 36 Profi-Vereine über die Entwicklung des deutschen Profifußballs entscheiden und dabei kein Private-Equity-Unternehmen mit am Tisch sitzt.“

Freiburgs Fans haben sich durchgesetzt, ihr Verein wird gegen den Investoredeal votieren.
Freiburgs Fans haben sich durchgesetzt, ihr Verein wird gegen den Investoredeal votieren.

© dpa/Torsten Silz

Mindestens ein Verein hat seine Meinung sogar geändert und gehört nicht mehr zu den Befürwortern: Der SC Freiburg ist beim neuen Modell „zu einer veränderten Bewertung“, gekommen, wie Vorstand und Aufsichtsrat schrieben. Sie seien überzeugt, „dass das deutlich reduzierte Investitionsvolumen, das zudem über mehrere Jahre verteilt wird, aus eigener Kraft (Innenfinanzierung) finanziert werden sollte“. Pikant: SCF-Geschäftsführer Oliver Leki gehörte in seiner Zeit als Interims-Geschäftsführer der DFL noch zu den Befürwortern.

Argumente für den Investoren-Deal hat seit dem gescheiterten Versuch im Frühjahr in der Öffentlichkeit nur Watzke in einem Interview der „Ruhr Nachrichten“ geliefert. „Wir müssen in die Auslandsvermarktung investieren“, sagte der DFL-Aufsichtrat, der nach der verfehlten Zweidrittel-Mehrheit im Frühjahr ziemlich schlecht gelaunt und persönlich beleidigt wirkte.

DFL setzt auf abgespeckte Lösung

„Dieses Geld haben wir nicht frei verfügbar. Deshalb ist es der Ansatz, einen strategischen Partner zu finden, der uns die Expansion finanziert und Expertise einbringt“, erklärte der BVB-Boss. „Und dafür bekommt der Partner einen gewissen Prozentsatz an den Vermarktungserlösen.“

Nachdem bereits ein erster Versuch unter dem damaligen DFL-Boss Christian Seifert und ein zweiter im Frühjahr gescheitert war, steht nun eine Art Light-Version des Mai-Modells zur Abstimmung. Knapp zusammengefasst: Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Prozentsatz ist nach dpa-Informationen Verhandlungssache: Je kleiner ein entsprechendes Angebot, desto weniger müsste die Liga abgeben. Sechs Unternehmen sollen Interesse bekundet haben.

Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. Ein Großteil der Einnahmen soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Details wurden den Klubs in zwei Sitzungen am 2. und 6. November erklärt. Auch einige Fan-Vertreter erhielten Erklärungen bei einem Treffen mit der DFL-Spitze.

Ob es dieses Mal die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gibt? „Bei einer Reihe von Klubs, die damals dagegengestimmt haben, hat sich die Stimmung gedreht“, sagte Watzke. Es gab aber auch Bewegung in die andere Richtung, wie der Chef des DFL-Aufsichtsrates weiß und kommentierte: „Ich kann das nicht verstehen.“

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