zum Hauptinhalt
Thomas Tuchel war bedient nach dem 2:2 bei Arsenal.

© IMAGO/Sports Press Photo/IMAGO/Will Palmer / SPP / ATP Images

Update

Viel Ärger um einen ausgebliebenen Pfiff: „Auch ein Einspruch der Bayern wäre möglich“

Der FC Bayern spielt in der Champions League groß auf bei Arsenal. Aber der Frust wegen einer bizarren Aktion ist beim Bundesligisten nach dem Spiel immens.

| Update:

Konnte Thomas Tuchel sein Glück kaum fassen oder warum war er so genervt nach dem 2:2 beim FC Arsenal? Der Trainer des FC Bayern München steht einer Mannschaft vor, die – zumindest in den nationalen Wettbewerben – eine Bruchlandung nach der anderen fabriziert, die sich aber am Dienstagabend bei einer der derzeit weltbesten Mannschaften eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League erarbeitet hat. Tuchel aber schimpfte nach dem Spiel.

Subjekte seines Zorns waren der Schiedsrichter Glenn Nyberg und sein Gespann an der Seitenlinie. Es seien sehr viele Entscheidungen gegen seine Mannschaft getroffen worden, sagte Tuchel. Eine große Entscheidung gegen die Bayern schmerzte ihn besonders, es war eine bizarre Aktion.

In der 67. Minute gab es Abstoß für Arsenal, der Ball war freigegeben und Torhüter David Raya spielte ihn zu dem wenige Meter neben ihm befindlichen Verteidiger Gabriel. Der Verteidiger der Londoner aber spielte den Ball nicht mit dem Fuß weiter, sondern nahm ihn mit der Hand auf, um ihn kurz darauf mit dem Fuß wieder zurück zu seinem Torhüter zu passen. Selbst die englischen Kommentatoren waren völlig verdutzt.

Oh mein Gott. Das ist ein Elfmeter! Wie kann man so etwas machen, und wie kann man bei der Aktion keinen Elfmeter geben?

TV-Kommentator von TNT Sports.

„Oh mein Gott. Das ist ein Elfmeter! Wie kann man so etwas machen, und wie kann man bei der Aktion keinen Elfmeter geben?“, sagte der Kommentator des britischen Pay-TV-Senders TNT Sports. Dem konnte nun keiner widersprechen. „Das war ein riesiger Fehler“, resümierte auch Tuchel. Was ihn besonders ärgerte. „Seine Erklärung auf dem Spielfeld war, dass er für solch einen Kinderfehler keinen Elfmeter in einem Champions-League-Viertelfinale geben würde. Und das ist eine fürchterliche Erklärung, weil das bedeutet, dass er bei Handspiel zwischen Kinder- und Erwachsenenfehler oder was auch immer unterscheidet.“

Nach Ansicht der Szene bleiben wohl eigentlich zwei Meinungen, der Fall ist klar: Schiedsrichter Nyberg lag daneben, indem er keinen Elfmeter gab und auch – wenn die von Tuchel überlieferten Worte stimmen – mit den Gründen für seine Entscheidung.

Eigentlich deshalb, weil Fußball nicht Fußball wäre, wenn es nicht zu jeder vermeintlich noch so klaren Situation eben doch eine andere Perspektive gibt. Die hatte am Dienstag DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner. „Das ist eine sehr eigentümliche Szene“, sagte er bei Prime Video. „In dieser Situation hat der Schiedsrichter einen Pfiff getätigt, in die Ausführung hinein. Das hat natürlich auch die Abwehrspieler etwas verunsichert und er hat selbst gemerkt, dass er damit zu einer Verunsicherung beigetragen hat.” Verständnis also für den Kollegen.

Auch Arsenal forderte am Ende noch einen Elfmeter

Aber wiederum nicht von allen. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe sagte am Mittwoch dem Tagesspiegel, dass es sich bei der besagten Aktion von Gabriel nicht um eine falsche Auslegung gehandelt habe, „sondern um einen Regelverstoß. Wenn die Aussage Kinderfehler stimmen sollte, sogar um einen bewussten.“

Gräfe ging im Gespräch noch weiter: „Deshalb wäre nun auch ein Einspruch der Bayern möglich – was sie aber sicher nicht tun werden. Denn das wär nicht im Sinne des Fußballs.“ Das Spiel sei gespielt und Fehler kämen nun einmal vor. „Einen bewussten Regelverstoß darf es aber im Fußball nicht geben, weshalb die Uefa intern sicher Konsequenzen ziehen wird, damit so etwas nicht wieder vorkommt“, so Gräfe, der sich am Mittwochabend im ZDF-Sportstudio dazu noch weiter äußern wollte.

Auch wenn es vermutlich nicht zu einem Einspruch kommen wird, dürfte sich so mancher Bayern-Fan im Nachgang mit einer Aktion in der Nachspielzeit trösten. Im Fußball ist häufig von ausgleichender Gerechtigkeit die Rede. Sprich: Wenn ein Schiedsrichter auch noch so häufig danebenliegt, trifft es – im besten Falle – auch beide Mannschaften. Und genau dies, so sahen es zumindest die Fans von Arsenal, passierte am Dienstagabend im Emirates Stadium.

In der 95. Spielminute raste der überragende Arsenal-Außenstürmer Bukayo Saka auf Torhüter Manuel Neuer zu, legte den Ball an ihm vorbei und es kam – wie es im Fußballersprech heißt – zu einem Kontakt. Nun war nicht genau zu ermitteln, ob Saka nicht ein bisschen diesen gesucht hatte, die Vermutung war da. So oder so hätten sich die Münchner nicht über einen Elfmeter beschweren können.

Und wie wütend war Arsenals Trainer Mikel Arteta auf den schwedischen Referee Nyberg? Überhaupt nicht! Arteta sagte: „Ich habe die Szene nicht genau gesehen. Wir haben heute selbst zu viele Fehler gemacht.“ Das hatte Stil.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false