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Friedrich Merz und Carsten Linnemann (v.l.)

© Imago/Chris Emil Janssen

Neuer Generalsekretär Linnemann: Friedrich Merz schafft sich selbst Konkurrenz

Entwickelt sich Linnemann zur ersten Wahl in seinem Amt, empfiehlt er sich gleichzeitig fürs nächste. Aber vielleicht spricht sein Handeln sogar für CDU-Chef Merz.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

An wen erinnert die Gemengelage um Friedrich Merz? Ach ja, genau: an Angela Merkel. Die wechselte nämlich auch ihren ersten Generalsekretär, Ruprecht Polenz, aus, weil der weniger General als Sekretär war. Und so war das nun auch bei Mario Czaja.

Ehrenwert alle beide, Fachleute außerdem, der eine seinerzeit fürs Auswärtige, der andere fürs Soziale, aber keine Vordenker. Und keine, die die „Abteilung Attacke“ führen könnten. Carsten Linnemann jetzt ist da aus anderem, härteren Holz. Das zeigt sich gerade an seiner Forderung nach Schnellgerichten für Freibadsünder. Wie das nur schon klingt… Aber der neue Generalsekretär ist halt genau dafür auch benannt.

Auch, denn der Prozess des neuen Grundsatzprogramms ist zugleich besonders mit Linnemann verbunden, und an diesem wird sich zeigen, wie gut der 13. General seit Heiner Geißler, der legendären Besetzung, wirklich ist. So oft hat die CDU auf diesem Posten seither gewechselt; einen, den übrigens Merkel auch mal innehatte. Unter Wolfgang Schäuble, Ende der 90er-Jahre war das.

Linnemann – der Mann fürs Grobe

Fürs Erste ist Linnemann der Mann fürs Grobe. Sein Auftrag: Merz auf diesem Feld entlasten, damit der sich – mehr als bisher – als Mann der Mitte profilieren kann. Oder genauer: den Wähler:innen präsentieren. Darum geht’s ja auch – dass Merz sich als Kanzlerkandidat empfiehlt.

Wenn er das für die Union werden will, darf sein Profil nicht nur Wirtschaft, Finanzen und schneidende Kälte sein. Mitfühlender Konservativismus kommt besser an. Ein bisschen mehr Liberalität darf’s auch in der Union schon sein. Das hat sich zumindest in Teilen bei Merkel gezeigt. Wobei der Unterschied ist: Im öffentlichen Mitfühlen war Merkel stärker. Weshalb Merz es ja auch mit Czaja versuchen wollte. Nun also der nächste Versuch. Und jetzt geht’s drum.

Die Sache ist aber auch wieder zweischneidig: Entwickelt sich Linnemann zur ersten Wahl in dem Amt, empfiehlt er sich gleichzeitig fürs nächste und wird so zum Konkurrenten für Merz.

Konservativ ist Linnemann ohnehin, ein Mann mit Wirtschaftskompetenz auch – und deutlich jünger. Der eine ist 67, der andere 45. Damit könnte Linnemann glatt eine Verlockung für die Partei werden und selbst verlockt sein, nach Höherem zu streben.

Angela Merkel war es bei der Auswahl eines Generalsekretärs in ihren 18 Jahren an der CDU-Spitze immer auch daran gelegen, sich keinen Konkurrenten zu schaffen. Aber vielleicht spricht sein Handeln ja sogar für Friedrich Merz: Wenn er keine Konkurrenz scheut.

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