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Huthi verbündete Kämpfer im Jemen.

© AFP

Update

Ziele im Jemen beschossen: Huthi-Miliz droht nach US-Angriffen mit Vergeltung

Die USA und ihre Partner gehen gegen proiranische Milizen im Nahen Osten vor. Diese drohen mit einer Eskalation des Konflikts.

| Update:

Die pro-iranische Huthi-Miliz im Jemen hat nach den jüngsten Angriffen der USA und Großbritanniens Vergeltung angekündigt. Die Angriffe würden „nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben“, erklärte Miliz-Sprecher Jahja Saree am Sonntag im Onlinedienst X, vormals Twitter. Die Angriffe würden die Miliz jedoch „nicht davon abhalten“, die Palästinenser im Gazastreifen „zu unterstützen“.

Auch der Iran verurteilte die Angriffe. „Das war erneut eine Verletzung der territorialen Integrität Jemens und somit ein klarer Verstoß gegen international anerkannte Gesetze und Vorschriften“, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Sonntag. Diese einseitigen und abenteuerlichen Operationen führten lediglich zu noch mehr Spannungen in der Region und gefährdeten auch die internationale Sicherheit, argumentierte er.

Streitkräfte der USA und Großbritanniens hatten am Samstag nach eigenen Angaben dutzende Ziele der vom Iran unterstützen Huthi-Miliz im Jemen beschossen. Die Angriffe hätten „36 Huthi-Ziele an 13 Orten im Jemen als Reaktion auf die anhaltenden Angriffe der Huthi auf die internationale und kommerzielle Schifffahrt sowie auf Marineschiffe, die das Rote Meer durchqueren“ getroffen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Es war bereits der dritte gemeinsame britisch-amerikanische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen gegen die Huthi. Er folgt auf umfangreiche Vergeltungsschläge der Amerikaner gegen Milizen im Irak und Syrien in der Nacht zuvor. Die schnelle Abfolge der Militäraktionen zeigt das Bemühen der USA, dem zunehmenden Chaos im Nahen Osten ein Ende zu setzen.

Solidarität mit der Hamas

Die Huthi nehmen seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer ins Visier. Die Miliz agiert aus Solidarität mit der Hamas und richtet ihre Attacken vor der jemenitischen Küste auf Frachter mit angeblicher israelischer Verbindung. Angesichts der Gefahren meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa durch das Rote Meer und den Suez-Kanal. Das hat mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Neben den USA und Großbritannien hätten Australien, Bahrain, Dänemark, Kanada, Neuseeland und die Niederlande die Aktion unterstützt, hieß es. Erklärtes Ziel der USA und ihrer Partner ist es, die militärischen Fähigkeiten der militant-islamistischen Huthi zu schwächen und die wichtige Schifffahrtsroute so zu schützen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme der beteiligten Länder hieß es, bei den beschossenen Zielen im Jemen handele es sich unter anderem um Waffenlager, Raketensysteme und Abschussvorrichtungen und Luftverteidigungssysteme. Die Attacken der Huthi auf Handels- und Marineschiffe seien eine internationale Herausforderung.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: „Diese gemeinsame Aktion sendet eine klare Botschaft an die Huthi, dass sie weitere Konsequenzen zu tragen haben, wenn sie ihre illegalen Angriffe auf die internationale Schifffahrt und die Marineschiffe nicht einstellen.“ Er betonte: „Wir werden nicht zögern, Leben und den freien Fluss des Handels auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu verteidigen.“

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte, es handle sich bei dem Militäreinsatz nicht um eine Eskalation der Lage. Vielmehr sollten unschuldige Leben geschützt und die Freiheit der Schifffahrt auf dem Roten Meer bewahrt werden.

Der britische Außenminister David Cameron forderte die islamistische Miliz zum Ende ihrer Attacken auf Handelsschiffe auf. „Wir haben wiederholt Warnungen gegen die Huthi ausgesprochen“, schrieb Cameron am Sonntag beim Online-Dienst X (früher Twitter). „Ihre rücksichtslosen Handlungen gefährden das Leben unschuldiger Menschen, bedrohen die Freiheit der Schifffahrt und destabilisieren die Region.“ Der frühere Premierminister betonte: „Die Huthi-Attacken müssen aufhören.“

Am Montagnachmittag kommt das Thema in den UN-Sicherheitsrat. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen werde sich am Montagnachmittag (Ortszeit) auf Antrag Russlands in einer Dringlichkeitssitzung damit beschäftigen, hieß es aus Diplomatenkreisen.

Die Vergeltung im Irak und in Syrien

Die Aktion gegen die Huthi folgte auf einen größeren Militärschlag der Amerikaner am Tag zuvor. In der Nacht zum Samstag hatte das US-Militär umfangreiche Luftschläge gegen Stellungen proiranischer Milizen im Irak und in Syrien geflogen. US-Streitkräfte beschossen dabei in beiden Ländern mehr als 85 Ziele an sieben Orten aus der Luft - darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die nach US-Angaben von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt wurden. Die USA reagierten damit auf einen tödlichen Angriff proiranischer Milizen wenige Tage zuvor, bei dem in Jordanien nahe der syrischen Grenze drei amerikanische Soldaten getötet worden waren.

US-Präsident Joe Biden hatte Vergeltung für den Tod der US-Soldaten versprochen und machte nach den Luftschlägen in der Nacht zum Samstag klar, dass dies erst der Anfang sei und weitere Militäraktionen folgen würden. Biden betonte zugleich, die Vereinigten Staaten wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf bereits zuvor mit Luftschlägen in beiden Ländern - allerdings in geringerem Ausmaß als die konzertierte Aktion an diesem Wochenende. (dpa)

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