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Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „Wir werden Rache ausüben“ hoch.

© AFP/AHMAD AL-RUBAYE

Tödlichster Anschlag in der Geschichte Irans: Islamische Republik droht IS mit Vergeltung

Fast einhundert Menschen sind bei dem IS-Bombenanschlag während einer Gedenkfeier im Iran ums Leben gekommen. Die Führung des Landes droht der Terrormiliz mit Rache.

Die iranische Führung droht nach dem Anschlag der IS-Miliz mit Vergeltung und meldet erste Festnahmen. „Wir werden euch finden, wo immer ihr seid“, sagte der Kommandeur der einflussreichen Revolutionsgarden, Generalmajor Hossein Salami, am Freitag bei der Beisetzung von Opfern des Bombenanschlages, zu dem sich der radikal-islamische sogenannte Islamische Staat (IS) bekannt hatte.

Innenminister Ahmad Wahidi teilte mit, es seien mehrere Verdächtige festgenommen worden. Fast hundert Menschen waren am Mittwoch bei einer Gedenkfeier anlässlich des vierten Todestages des Spitzenkommandeurs der Revolutionsgarden, Kassem Soleimani, in dessen Heimatort Kerman getötet worden. Rund 300 Menschen wurden verletzt.

Der General der einflussreichen Revolutionsgarden war Anfang 2020 in der irakischen Hauptstadt Bagdad bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Er war Kommandeur der Kuds-Brigade, der Eliteeinheit der Revolutionsgarden für Einsätze im Ausland.

Die Trauerfeier nach dem IS-Anschlag im Iran.
Die Trauerfeier nach dem IS-Anschlag im Iran.

© AFP/-

Mehrere Kinder unter den Opfern

Der Anschlag während der Gedenkfeier am Mittwoch war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Unter den Toten soll laut übereinstimmenden iranischen Medienberichten auch ein Dutzend Kinder unter 15 Jahren gewesen sein.

Es gab nach Angaben des Innenministers Ahmad Wahidi zudem erste Festnahmen im Zusammenhang mit der Attacke. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim nahm der Geheimdienst Verdächtige in fünf Provinzen fest.

Innenminister Wahidi sagte im Staatsfernsehen, es sei eine Anzahl Verdächtiger festgenommen worden, nannte aber keine Details. „Die fähigen Geheimdienste unseres Landes haben sehr gute Hinweise auf Elemente gefunden, die an den Terroranschlägen in Kerman beteiligt waren“, sagte Wahidi. „Ein Teil derjenigen, die an diesem Vorfall beteiligt waren, wurde festgenommen.“

Zwei IS-Kämpfer verübten Selbstmordanschlag während der Gedenkfeier

Der IS hatte am Donnerstag erklärt, zwei seiner Angehörigen hätten inmitten der Menschenmenge mit Sprengstoffgürteln einen Selbstmordanschlag verübt. „Unsere Feinde können die Macht des Irans sehen, und die ganze Welt kennt seine Stärke und Fähigkeiten“, sagte Präsident Ebrahim Raissi in einer Fernsehansprache. „Unsere Streitkräfte werden über den Ort und die Zeit des Handelns entscheiden.“ Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik.

Die Leiterin der auf Propaganda von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, Rita Katz, hält den Einfluss des IS in der Region jedoch für begrenzt. Der IS habe keinen erkennbaren Anführer und kein zentrales Hauptquartier, schrieb die Expertin in einer Analyse. Ihr zufolge hat die islamistische Organisation folglich „keine Aussichten, in naher Zukunft wieder die Bedeutung zu erlangen, die sie einst im Nahen Osten hatte“.

Auf diesem vom iranischen Präsidialamt zur Verfügung gestellten Foto besucht Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, einen Mann, der während des Anschlags verletzt wurde.
Auf diesem vom iranischen Präsidialamt zur Verfügung gestellten Foto besucht Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, einen Mann, der während des Anschlags verletzt wurde.

© dpa/Uncredited

Das Staatsfernsehen berichtete von der Trauerfeier für die Anschlagsopfer in Kerman. Es zeigte Bilder von einem religiösen Zentrum, wo sich eine dichte Menschenmenge versammelt hatte. Familienangehörige weinten über den mit der iranischen Flagge bedeckten Särgen der Getöteten. „Rache, Rache“, forderten Trauernde. Sie skandierten „Tod für Amerika“ und „Tod für Israel“.

Der Kommandeur der iranischen Revolutionswächter (IRGC) sagte am Freitag bei der Trauerzeremonie: „Seid gewiss, wir werden es dem Feind nicht erlauben, zu dominieren.“ Irans Regierungschef Ebrahim Raisi sagte: „Seid sicher, dass die Macht der Initiative in den Händen unserer von Gott bestimmten Truppen liegt“.

Die Regierung in Teheran hat den USA und Israel wiederholt vorgeworfen, militante Gruppen bei Anschlägen in der Islamischen Republik zu unterstützen. Der IS hat sich zu mehreren Attentaten im Iran bekannt. So wurden 2022 bei einem Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum 15 Menschen getötet. 2017 verübte der IS nach eigenen Angaben Sprengstoffanschläge auf das iranische Parlament und das Grab des Gründers der Islamischen Republik, Ajatollah Ruhollah Khomeini. (dpa, Reuters)

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