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Joav Gallant.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Ariel Hermoni/Israel Mod

„Terroristen nirgendwo sicher“: Israels Verteidigungsminister spricht von möglichem Vorstoß auf Rafah

Joav Galant warnt, dass Israel auch Terroristen in Rafah erreichen werde. Dies ist die letzte Stadt in Gaza, in der noch keine israelischen Truppen operieren und in die Zehntausende geflohen sind.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat Führung und Kämpfer der islamistischen Hamas gewarnt, dass sie nirgendwo im Gazastreifen vor dem Zugriff der israelischen Streitkräfte sicher seien. Das gelte selbst für die letzten verbliebenen Gebiete im Küstenstreifen, in denen - wie in der südlichen Stadt Rafah - noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz sind, sagte Galant am Montag auf einer Pressekonferenz in Tel Aviv. „Jeder Terrorist, der sich in Rafah versteckt, sollte wissen, dass er ebenso enden wird wie diejenigen in Chan Junis und (der Stadt) Gaza“, zitierten ihn israelische Medien.

Galant spielte darauf an, dass die Armee in Gaza und Chan Junis zahlreiche Kampfverbände der Hamas zerschlagen und Tausende ihrer Kämpfer getötet hat. „Gut die Hälfte der Hamas-Terroristen ist tot oder schwer verwundet“, sagte er. 18 Hamas-Bataillone seien aufgerieben worden und würden als Kampfverbände nicht mehr existieren.

Einen möglichen Vorstoß der Armee auf Rafah hatte Galant erstmals am vergangenen Freitag angesprochen. Das Vorhaben gilt als äußerst heikel. In Rafah, wo vor dem Krieg etwa 200 000 Menschen lebten, drängen sich derzeit mehr als eine Million Palästinenser zusammen, die vor den Kampfhandlungen aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin geflohen sind.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Israel eindringlich davor gewarnt, seine Angriffe auf Rafah auszuweiten. Sie habe „mit Schrecken“ die Ankündigung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant gehört, die israelische Offensive könnte im Süden des Gazastreifens auch Rafah erreichen. „Jetzt in Rafah, an dem letzten und überfülltesten Ort, vorzugehen, wie vom israelischen Verteidigungsminister angekündigt, wäre einfach nicht zu rechtfertigen“, mahnte Baerbock im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Kairo kritisiert Pläne für israelischen Vorstoß auf Rafah

Bei Rafah grenzt das Küstengebiet an Ägypten, das einer israelischen Offensive im Grenzgebiet ablehnend gegenübersteht. Kairo befürchtet, dass Militäroperationen in der mit Flüchtlingen überfüllten Grenzstadt zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die ägyptische Halbinsel Sinai führen könnten. Für Ägypten wäre dies völlig inakzeptabel.

In Israel heißt es wiederum, dass es derzeit noch keine Entscheidung über einen Vorstoß von Bodentruppen nach Rafah gebe. Diesbezügliche Schritte würden in jedem Fall mit Kairo abgestimmt. Zugleich drängt das israelische Militär darauf, die Kontrolle über die Grenze des Gazastreifens zu Ägypten zu übernehmen. Es vermutet, dass unter der Grenze immer noch Tunnel verlaufen, über die sich die Hamas Nachschub an Waffen und anderen Gütern verschaffen könne. Ägypten bestreitet das.

Weiterhin unbekannt ist, wo sich der Hamas-Führer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, und sein engster Stab aufhalten. Israel vermutet sie im weitverzweigten Tunnelnetz unter Chan Junis. Dort sind zwar schon seit Wochen israelische Bodentruppen im Einsatz, doch die Durchsuchung und Zerstörung der Tunnel erwies sich als schwierig und langwierig. Al-Sinwar und seine Führungsriege könnten allerdings über das Tunnelnetz auch bereits nach Rafah entkommen sein.

Auslöser des Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. (dpa, tsp)

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