zum Hauptinhalt
Gay-Pride-Marsch im italienischen Salerno in diesem Jahr. Die Community will gegen Rückschritte unter einer rechten Regierung kämpfen.

© imago/Pasquale Senatore

LGBTIQ-Protest in Italien: „Wir werden weiter auf der Straße sein“

Italiens Parlament hat einen queerfeindlichen Politiker an seine Spitze gewählt. Der LGBTIQ-Verband Arcigay will gegen seine Politik mobilisieren.

Italiens LGBTIQ*-Gemeinde hat gegen die Wahl des Lega-Politikers Lorenzo Fontana zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses, der ersten Parlamentskammer, protestiert. Diese Wahl sei ein „schwerer Schlag“ für die Community, erklärte der Vorsitzende von Arcigay, Gabriele Piazzoni, auf Instagram. Er kündigte gleichzeitig an, Widerstand zu organisieren gegen alle Versuche, die Zeit in Italien zurückzudrehen.

Der 42-jährige Fontana, ein Politiker der rechten Lega, gilt als katholischer Fundamentalist – für seine kirchliche Heirat zum Beispiel wählte er den lateinischen Ritus der Zeit vor dem Reformkonzil Vaticanum II.

Putins Familienbild als Modell

Als Familienminister im ersten Kabinett von Giuseppe Conte, an dem die Lega noch beteiligt war, setzte er sich für den „Weltkongress der Familie“ ein, der sich 2019 in Fontanas Heimatstadt Verona traf, eine Art globales Familientreffen von Antifeminist:innen, Gegnern der Ehe für alle und Aktivist:innen gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.

Gabriele Piazzoni, Vorsitzender des italienischen LGBTIQ-Verbands Arcigay
Gabriele Piazzoni, Vorsitzender des italienischen LGBTIQ-Verbands Arcigay

© imago/Italy Photo Press

Putins Russland habe Fontana in diesem Zusammenhang „als kulturelles Modell dargestellt, an dem sich Italien ein Beispiel nehmen solle“, sagte Piazzoni in seiner kurzen Instagram-Botschaft. Dieser Mann habe nun das dritthöchste Amt im Staate inne.

Die Parlamentspräsident:innen in Italien stehen protokollarisch direkt hinter dem Staatspräsidenten, als Nummer 2 der Präsident des Senats, aktuell der postfaschistische Politiker Ignazio La Russa. Nummer 3 ist seit seiner Wahl am Freitag Fontana.

Der Arcigay-Chef erinnerte auch daran, dass Fontana und seine Lega-Kolleg:innen das Gesetz von 1993 infrage gestellt haben, das rassistisch oder homo- und frauenfeindlich motivierte Hassverbrechen bestraft. Er zeigte sich gleichzeitig überzeugt, dass es Fontanas Seite des politischen Spektrums „sehr schwer werden“ dürfte, die Entwicklung zurückzudrehen. „Wir sind es, die dieses Land in den letzen Jahren verändert haben“, sagte er.

„Und unsichtbar machen? Das schafft Fontana nicht.“

Fünfzig Gay-Pride-Paraden im vergangenen Jahr in ganz Italien stünden für einen „kulturellen Aufbruch“. Piazzoni versprach Widerstand: „Wir werden weiter arbeiten, wird werden weiter auf den Straßen sein, und wir werden immer stärker werden.“ Weder Fontana noch sonst jemand werde es gelingen, „uns wieder zurück in die Unsichtbarkeit zu stoßen“.

„Fontana hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er Putins Familienmodell gut findet“, sagt Vincenzo Miri, Präsident des Lenford-Netzes, das LGBTIQ Rechtshilfe gibt und ihre Rechte politisch verteidigt.

In der linken Tageszeitung „il manifesto“ erinnerte er daran, dass Fontana zeit seines politischen Lebens – er war seit 2009 Europaparlamentarier, 2018 wurde er erstmals ins italienische Parlament gewählt – stets gegen deren Rechte gearbeitet habe. „Er war sogar gegen die Lebenspartnerschaften und gegen die berühmte ,Gender-Propaganda’ in den Schulen, die es gar nicht gibt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false