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Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zu Besuch bei Axel Schweitzer und seinem Recyclingunternehmen Interzero in Berlin-Mahlsdorf.

© Amin Akhtar/Interzero

Berlins Zero-Waste-Strategie: Kai Wegner wirbt bei Interzero um Unterstützung

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat am Montag Berlins Sortieranlage für Abfälle aus dem „Gelben Sack“ besucht. Er warb um Unterstützung, die Abfallmengen deutlich zu reduzieren.

Kai Wegner (CDU) hat sich beim Besuch von Berlins zentraler Sortieranlage für Kunststoffabfälle in Mahlsdorf über Recyclingwirtschaft informiert und hat bei Interzero um eine verstärkte Zusammenarbeit geworben. Das Unternehmen war 2022 aus der Alba Gruppe ausgegründet worden. Der Regierende Bürgermeister verwies bei einem Gespräch mit Alleingesellschafter Axel Schweitzer am Montagnachmittag auf den im April geschlossenen Koalitionsvertrag mit der SPD.

Darin heißt es, dass der Senat ein Abfallwirtschaftskonzept mit dem Leitbild „Zero Waste“ vorantreiben wolle und die Zero-Waste-Agentur ausbauen wolle. „Wir wollen mehr Aufklärung zur Mülltrennung bei Privathaushalten und der Wirtschaft leisten. Wir prüfen die Einführung von Pfand auf Einwegbehältnisse“, heißt es in dem Vertrag wörtlich.

140.000
Tonnen Abfall sortiert Interzero in Berlin-Mahlsdorf im Jahr.

„Dafür brauchen wir Sie“, sagte Wegner zu Schweitzer und würdigte auch die gute Zusammenarbeit mit dem landeseigenen Wettbewerber, der Berliner Stadtreinigung (BSR). In einer Präsentation des Unternehmens, das sich selbst als Kreislaufdienstleister versteht, erfuhr der Regierende, dass Interzero bereits heute nicht nur 140.000 Tonnen Plastikabfälle in Berlin und Umland pro Jahr einsammelt und für die weitere Verwertung vorsortiert.

Das Unternehmen mit weltweit rund 2000 Mitarbeitern an 40 Standorten in zehn Ländern entwickelt auch neue Geschäftsmodelle für eine Zukunft, in der Abfall Mangelware sein soll: So hat Interzero zum Beispiel ein Mehrwegverpackungssystem in Kooperation mit dem Einzelhändler Rewe entwickelt. Kunden können die Verpackungen für Lebensmittel nach dem Gebrauch gemeinsam mit ihren Flaschen im Getränkeautomat abgeben, ganz ohne App oder andere digitale Hürden.

Axel Schweitzer, Kai Wegner und Betriebsleiter Björn Schwich (von links) beim Besuch der Interzero-Sortieranlage.
Axel Schweitzer, Kai Wegner und Betriebsleiter Björn Schwich (von links) beim Besuch der Interzero-Sortieranlage.

© Kevin P. Hoffmann

Interzero ist auch in das Geschäft mit der Wiederaufbereitung von Elektrogeräten eingestiegen. „Die sind in dem Zustand teilweise zehn Mal so viel wert, wie in Einzelteile zerlegt“, erklärte der Firmeninhaber Axel Schweitzer. Er ist der Bruder des langjährigen Alba-Chefs und Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Mit Radladern wird der Inhalt der Gelben Tonnen in einen großen Trichter der Sortieranlage gehoben.
Mit Radladern wird der Inhalt der Gelben Tonnen in einen großen Trichter der Sortieranlage gehoben.

© Tagesspiegel/Kevin P. Hoffmann

Interzero kann heute rund 60 Prozent der Abfälle aus der Gelben Tonne und dem Gelben Sack so aufbereiten, dass sie wiederverwendet werden können. Ein Teil davon geht in die eigene Produktion von Recyclingkunststoffen im brandenburgischen Eisenhüttenstadt (Kreis Oder-Spree).

Anlage für chemisches Recycling im Bau

Ab 2026 will das Unternehmen einen erheblichen Anteil der restlichen rund 40 Prozent dem chemischen Recycling zuführen. Der Spatenstich für die dafür notwendige Nachsortieranlage erfolgte ebenfalls am Montag im baden-württembergischen Walldürn. Bisher werden Kunststoffverpackungen, die sich mechanisch nicht zerlegen lassen, in Müllverbrennungsanlagen verheizt.

Axel Schweitzer, Eigentümer von Interzero und Berlins Regierender begrüßte am Montag Bürgermeister Kai Wegner (CDU): Wegner inspiziert eine Schatulle voller kleiner Plastikteilchen, die Interzero aus Abfall herstellt.
Axel Schweitzer, Eigentümer von Interzero und Berlins Regierender begrüßte am Montag Bürgermeister Kai Wegner (CDU): Wegner inspiziert eine Schatulle voller kleiner Plastikteilchen, die Interzero aus Abfall herstellt.

© Amin Akhtar/Interzero

„Hier in Berlin liegt der Ursprungsort für unsere führenden Kreislauflösungen, die wir Unternehmen und Regierungen in Europa und vor allem auch in Asien bereitstellen, um mit ihnen unserer Vision einer Welt ohne Abfall Schritt um Schritt näherzukommen“, sagte Schweitzer. Der Unternehmer hatte sich im September auch mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei deren Besuch in indonesischen Hauptstadt Jakarta getroffen. In dem Schwellenland, das unter massiven Müllproblemen leidet, baut das Unternehmen ebenfalls ein System zum Plastikrecycling auf. Eine industrielle Aufbereitungsanlage befindet sich im Aufbau.

Kai Wegner nutzte den Besuch für einen Rundgang durch die Mahlsdorfer Sortieranlage und zeigte sich erstaunt darüber, dass jedes Plastikteil, das am Anfang mit einem Kipplaster in einen riesigen Trichter geschüttet wird, nach nur etwa zehn Minuten sortiert auf einem Haufen landet. „Auch den Geruch hatte ich mir schlimmer vorgestellt“, sagte Wegner, um dann noch mit ein paar Mitarbeitern für private Fotos zu posieren. Schweitzer sagte der Regierende auch Unterstützung zu, sollte Interzero bei einem neuen Standort – etwa zum Recycling von Batterien – Berlin in Erwägung ziehen.

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