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Alte Bücher mit grünem Einband oder Buchschnitt werden auf das giftige Arsen geprüft. Immer mehr Universitäten und Universitätsbibliotheken sperren einen Teil ihres Bücherbestandes aus dem 19. Jahrhundert. So zum Beispiel die Unis in Bielefeld, Siegen, Düsseldorf, aber auch in Kaiserslautern und Saarbrücken.

© IMAGO/Guido Schiefer

Giftige Bücher: Staatsbibliothek Berlin prüft alte Bestände auf Arsen

Im 19. Jahrhundert waren Färbemittel mit Giftstoff verbreitet, auch Bücher aus der Zeit können solche Pigmente enthalten. Die Staatsbibliothek Berlin zog nun erste Bände aus dem Verkehr.

Die Staatsbibliothek Berlin prüft Bücher, die circa zwischen 1800 und 1930 veröffentlicht wurden, auf darin verarbeitete giftige Stoffe. Bei 83 der bereits getesteten 250 Büchern sei bereits Arsen nachgewiesen worden, teilte die Bibliothek jetzt auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Ursache ist ein damals verbreiteter Farbstoff, die Bücher könnten daher bei Kontakt gesundheitsschädlich sein.

Dass historische Artefakte aus dem 19. Jahrhundert mit giftigem Farbstoff belastet sein können, ist schon länger bekannt, auch die Staatsbibliothek hatte diese Woche darauf schon zuvor hingewiesen. Das arsenhaltige „Schweinfurter Grün“ war im 19. Jahrhundert ein viel genutztes Färbemittel. Es wurde für die Koloration von Spielzeug, Tapeten, Stoffen oder auch Büchern genutzt. Vincent van Gogh malte damit den tiefgrün leuchtenden Hintergrund eines Selbstporträts von 1888.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, ziehen derzeit mehrere große Universitätsbibliotheken in Deutschland Bestände aus dem Verkehr, um sie auf arsenhaltige Pigmente zu prüfen. An der Uni Bielefeld sind es 60.000 Bücher und Zeitschriften. Als Grund für die Untersuchungswelle nannte die „SZ“ eine Handreichung „zum Umgang mit potentiell gesundheitsschädigenden Pigmentbestandteilen“, die eine Kommission des Deutschen Bibliotheksverband (DBV) vor einer Weile veröffentlicht hatte.

Obwohl das Schweinfurter Grün wegen seiner Gesundheitsschädlichkeit der Verbindung „Kupfer(II)-acetat-arsenat(III)“ schon in den Jahren 1878 und 1887 verboten wurde, sei es hierzulande bis 1930 produziert worden, heißt es in dem DBV-Leitfaden. Auch ein anderer Grünfarbstoff, „Scheeles Grün“, enthalte Arsen. Die Pigmente könnten bei alten Beständen „unter anderem auf Einbänden, Buchschnitten, Spiegeln, Vorsätzen, Titel- und Signaturschildern, Marmorpapieren, Lieferungsumschlägen von Zeitschriften sowie in Druck- oder Handkolorierungen von Illustrationen“ vorkommen.

Giftige Bestände mit Schutzausrüstung nutzen

Nachweisen lassen sich die Giftstoffe laut DBV mit kommerziellen Testkits, per Röntgenfluoreszenzanalyse oder durch eine mikroskopische Untersuchung.

Die Staatsbibliothek Berlin gab am Montag bekannt, „Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeitenden und Nutzenden“ zu treffen und „verdächtige Bände“ zu identifizieren. Diese würden „sicher verpackt und auf das tatsächliche Vorkommen gesundheitsgefährdender Stoffe untersucht“, könnten also vorerst nicht benutzt werden.

Wie viele Bücher geprüft werden müssen, könne sie nicht beziffern, sagte Stabi-Pressesprecherin Barbara Heindl. Sie gehe aber davon aus, „dass sich in den umfangreichen Beständen der Staatsbibliothek eine größere Menge potenziell belasteter Bände befindet“. Die Bibliothek überlege nun, wie man die Nutzung der Bestände „mit entsprechender Schutzausrüstung und in geeigneten Räumlichkeiten nach einer Einweisung“ ermöglichen könne. 

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