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Ausbruch von Lava aus einem Vulkan zwischen Hagafell und Stóri-Skógfell.

© REUTERS/Public Security Department of Icelandic Police

Update

Aufgebrochene Erdspalte rund 3,5 Kilometer lang: Vulkan auf Island bricht erneut aus – Lava strömt auf Küstenort zu

Die starke seismische Aktivität ließ es vermuten, doch dann ging es blitzschnell. Nach einer Vorwarnzeit von nur 40 Minuten floss Lava aus der Erde. Der Küstenort Grindavík wurde evakuiert.

| Update:

Zum vierten Mal in vier Monaten ist auf Island ein Vulkan ausgebrochen. Aus dem drei bis vier Kilometer langen Erdspalt auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Nordatlantik-Insel floss ein Lavastrom, der die Behörden dazu veranlasste, den Ausnahmezustand auszurufen.

Zwar nahm die Eruption am Sonntag wieder ab, wie der Geophysiker Magnús Tumi Gudmundsson gegenüber dem isländischen Sender RÚV sagte. Dennoch ging der Experte vom bisher stärksten Ausbruch in der Region nahe der Touristenattraktion „Blaue Lagune“ aus.

Nur 40-minütige Vorwarnzeit

Die Vorwarnphase für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen, teilte der isländische Wetterdienst mit: Die erste Warnung an das Ministerium für Katastrophenschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegangen. Der Ausbruch hatte sich erneut mit starker seismischer Aktivität angekündigt. Experten zählten etwa 80 Erschütterungen.

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Die „Blaue Lagune“, wo sich am Samstagabend etwa 700 Menschen aufgehalten hatten, wurde ebenso evakuiert wie der Küstenort Grindavík rund 55 Kilometer südwestlich von Reykjavik. In die einst 4000 Einwohner zählende Stadt, die bereits im November vorsichtshalber geräumt worden war, waren zuletzt nur einige wenige Menschen zurückgekehrt.

Die Zukunft der Gemeinde bleibt ungewiss. Die Regierung hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen.

Vulkanausbruch auf Island nahe der Stadt Grindavík.
Vulkanausbruch auf Island nahe der Stadt Grindavík.

© AFP/AEL KERMAREC

Folgt eine jahrelange Eruptionsserie?

Einige Experten warnen vor einer lang andauernden Gefahr für die Gegend. Vulkanische Eruptionen könnten sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinziehen, mahnte der Experte Björn Lund von der schwedischen Universität Uppsala. Die Behörden haben bereits vor Monaten mit dem Bau spezieller Deiche begonnen, um mögliche Lavaströme von Häusern und Infrastruktur abzulenken.

Die errichteten Dämme hätten die Lava auch am Sonntag aufgehalten und umgeleitet, sagte Einar Hjörleifsson vom Wetteramt. Gefahr für Menschen gebe es derzeit nicht.

Einsatzkräfte nahe der isländischen Stadt Grindavík.
Einsatzkräfte nahe der isländischen Stadt Grindavík.

© AFP/AEL KERMAREC

Der Lavastrom bedrohte am Sonntag allerdings eine wichtige Fernwärmeleitung, wie RÚV berichtete. Bei einem Ausbruch im Februar war die Fernwärmeversorgung für mehr als 20.000 Menschen unterbrochen worden, nachdem Lavaströme Straßen und Pipelines zerstört hatten. Auch die wichtigste Straße im Süden der Halbinsel war bedroht.

Toxisches Gemisch

Meteorologen befürchteten zudem, dass die Lava bei gleichbleibender Geschwindigkeit in den Nordatlantik fließen könnte. Die Vermischung von Lava und Meerwasser, genauer Schwefelsäure und Chlor, kann zu Explosionen und giftigen Gasen führen. Die Lava bewegte sich zuletzt (Stand 17.3., 16 Uhr) mit 20 Metern pro Stunde.

Vierte Eruption binnen vier Monaten

Auf der Halbinsel ist es seit Dezember zu vier Vulkanausbrüchen gekommen. Das erste Mal war der Vulkan am 18. Dezember ausgebrochen, zum zweiten Mal am 14. Januar. Eine dritte, kleinere Eruption wurde am 8. Februar registriert. Davor war das Vulkansystem fast 800 Jahre lang inaktiv.

Ausbruch von Lava aus einem Vulkan zwischen Hagafell und Stóri-Skógfell.
Ausbruch von Lava aus einem Vulkan zwischen Hagafell und Stóri-Skógfell.

© AFP/ICELANDIC COAST GUARD/HANDOUT

Zu dem neuen Ausbruch war es am Samstagabend um 20.23 Uhr (Ortszeit, 21.23 Uhr MEZ) zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingafell auf der Reykjanes-Halbinsel gekommen. Bei der Eruption Mitte Januar hatte die Lava mehrere Häuser zerstört – es war das erste Mal seit einem halben Jahrhundert, dass bei einem Ausbruch auf der Nordatlantik-Insel Häuser von Lavamassen zerstört worden waren.

Ein Riss und keine Aschewolke

Die Eruptionen sehen nicht so aus, wie man sich einen Vulkanausbruch vorstellt: Lava sprudelt nicht aus einem Vulkanberg in die Höhe, sondern strömt aus einem länglichen Riss in der Erde hervor, weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet. Bei solchen Eruptionen entsteht anders als etwa bei dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 keine kilometerhohe Aschewolke. (mit Miray Caliskan, dpa, AFP)

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