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Die Kernmarke VW soll sparen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

© Imago/Photothek/Leon Kuegeler/Bearbeitung Tagesspiegel

Sparprogramm aus Wolfsburg: Kommt die Automarke VW wieder aus der Krise?

Zu langsam, zu teuer: So fällt das wirtschaftliche Urteil über die Kernmarke des VW-Konzerns aus. Ein Bündel von Kostensenkungen soll helfen – drei Experten schätzen die Lage ein.

VW muss sparen. Noch vor Weihnachten sollen die Eckpunkte für die Kernmarke des Volkswagen-Konzerns feststehen. Dabei soll es um bis zu zehn Milliarden Euro gehen, auch ein Einstellungsstopp wurde angekündigt. Die Marke VW sei mit den bisherigen Strukturen, Prozessen und hohen Kosten nicht mehr wettbewerbsfähig, sagte Markenchef Thomas Schäfer. Ohne spürbare Einschnitte gehe es nicht.

VW-Konzernchef Oliver Blume hat seinem Unternehmen eine Rendite von bis zu zehn Prozent bis 2027 als Ziel gesetzt, die Kernmarke Volkswagen soll bis 2026 6,5 Prozent Rendite schaffen. 

Gelingt die Rettung der Marke VW? Drei Fachleute geben ihre Einschätzung. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Mit dem Rotstift allein wird es nicht getan sein

Bei VW brennt es und Markenchef Thomas Schäfer sucht noch einen Wasseranschluss. Die Kernmarke des Autokonzerns mit rund 200.000 Beschäftigten braucht einen Rettungseinsatz, denn hohe Kosten und magere Rendite passen schon lange nicht mehr zusammen. VW sei nicht wettbewerbsfähig, warnt Schäfer. Das ist ein Wort.

Doch wo spart man? Die Verwaltungskosten sollen 50 Prozent über dem Wettbewerb liegen, die Löhne seien zwei- bis dreimal so hoch – bei unterdurchschnittlicher Produktivität. Mit dem Rotstift allein wird es nicht getan sein. Zumal die IG Metall und das Land Niedersachsen peinlich genau über Standorte und Belegschaft wachen.

Der Vertrieb soll effizienter werden, die Preise sollen steigen. Fraglich, wie VW das am Markt durchsetzen will. E-Autos kosten im Schnitt 52.693 Euro, ohne Sonderausstattung. Das können sich Wenige leisten.

Aber soll „Volkswagen“ nicht wieder ein echter Wagen fürs Volk werden, eine „love brand“, wie die Strategen formulieren? Die Feuerwehraktion wird länger dauern.


Ein unbequemer, aber gangbarer Weg

Vor dem Hintergrund der erforderlichen hohen Zukunftsinvestitionen im Zuge der Transformation Richtung Elektromobilität und der Digitalisierung der Fahrzeuge ist die derzeitige Umsatzrendite der Kernmarke Volkswagen mit 3,4 Prozent zu niedrig. Mithilfe der ehrgeizigen Kosteneinsparungsziele könnte Volkswagen in der Lage sein, die angestrebte Zielrendite von 6,5 Prozent zu erreichen.

Der Rotstift muss dafür aber in allen Bereichen angesetzt werden, angefangen bei der Reduzierung der Variantenvielfalt bis hin zum Abbau von Überkapazitäten, die in guten Jahren aufgebaut wurden. Dies erscheint als der einzige unbequeme, aber gangbare Weg.

Die Diskussion über die konkrete Umsetzung könnte sich nun in der Weihnachtszeit als Herausforderung erweisen.

Helena Wisbert

Eine Renditesteigerung über Preisanpassungen und höhere Absatzzahlen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Marktlage kurzfristig wenig erfolgversprechend. Der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle. Das Sparprogramm wurde bereits im Frühjahr angekündigt. Die Diskussion über die konkrete Umsetzung könnte sich nun in der Weihnachtszeit als Herausforderung erweisen, insbesondere im Hinblick auf den notwendigen Rückhalt der Belegschaft.


Die chinesischen Wettbewerber sind um Jahre voraus

Inzwischen vergeht kaum ein Tag ohne Hiobsbotschaft. Die chinesischen Autohersteller sind mit Vehemenz auf dem Vormarsch. Mit qualitativ ansprechenden Fahrzeugen zu sehr günstigen Preisen stürmen sie den Automarkt. Die Reaktion der deutschen Hersteller: Kosten runter!

Ohne Zweifel, die Einschnitte müssen sein. Aber reicht das aus gegen Wettbewerber, die im Auftrag des Staates und sogar mit staatlichen Subventionen China zum Vorreiter der Elektromobilität machen sollen? Wohl kaum.

Hinzu kommen die enormen Kostennachteile bei der Batteriefertigung. Die chinesischen Wettbewerber sind um Jahre voraus und konnten daher die Fertigungskosten für Batterien bereits massiv reduzieren. Während die deutschen Hersteller eine Vielzahl von Softwarekomponenten von zahlreichen Zulieferern koordinieren müssen, verfügen die meisten chinesischen Wettbewerber über eine integrierte Softwareplattform.

Damit lassen sich die Fahrzeugmodelle schneller und kostengünstiger aktualisieren. Fazit: Kostensenkungsprogramme mögen kurzfristig helfen, mittelfristig braucht es einen ganz neuen Zugang zur Entwicklung von Fahrzeugen. 

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