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Die Dortmunder Spieler ließen sich am Dienstagabend nach dem 3:1 in Mailand von ihren Fans feiern.

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Wundertüte Borussia Dortmund: Die nächste Krise ist immer nur ein Spiel entfernt

Der BVB erreicht in der Champions League vorzeitig das Achtelfinale. Vor ein paar Wochen schien das schwer vorstellbar. Aber Dortmund ist der Meister des Wankelmuts.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Borussia Dortmund hat sich für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert. In der schwersten Vorrundengruppe, nach null Toren und einem Pünktchen aus den ersten beiden Spielen und das sogar schon nach fünf von sechs Spieltagen. Chapeau, BVB! Das hätten vor ein paar Wochen nur ganz kühne Optimisten so erwartet.

Wobei: Optimismus und Borussia Dortmund – das will irgendwie auch nicht so richtig zusammenpassen. Die Mannschaft umweht seit Längerem eine Aura der Skepsis. Die auf immer noch schwer begreifliche Weise verspielte Meisterschaft im Frühjahr war dafür nur ein weiterer Beleg. So richtig weiß niemand, was die Dortmunder in der Lage sind zu leisten. Vor allen Dingen, wenn es darauf ankommt.

Gegen den FC Bayern vor ein paar Wochen wurde der BVB vor eigenem Publikum regelrecht vorgeführt. Alle Schwächen, die diese Mannschaft hat, deckten die Münchner in jenen 90 Minuten gnadenlos auf. Auf ein Zwischenhoch in der Champions League gegen Newcastle folgte ein blutleerer Auftritt in Stuttgart und am vergangenen Samstag lag die Mannschaft schnell 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach zurück. Es war mehr als ein Raunen, das danach durchs Dortmunder Stadion ging.

Für Edin Terzic, den Klubboss Hans-Joachim Watzke vor einiger Zeit für unantastbar erklärte, schien es tatsächlich eng werden zu können. Und das sogar schon zum zweiten Mal in diesem Spieljahr. Nach einem glücklichen 2:2 gegen Heidenheim im eigenen Stadion hatte es schon früh in dieser Saison erste Zweifel am Trainer gegeben.

Doch gegen Gladbach siegte der BVB noch 4:2 und Watzke ließ es sich nicht nehmen, bei der tags darauf stattfindenden Mitgliederversammlung die Berichterstattung über seinen Klub als „mediales Trommelfeuer“ zu brandmarken. Er müsse sich jede Woche vergewissern, „dass wir nicht gegen den Abstieg spielen“.

Watzke sieht seinen Klub einem „medialen Trommelfeuer“ ausgesetzt

Tatsächlich muss seine Borussia viel Kritik einstecken, woran die Spieler auf dem Rasen aber nicht ganz schuldlos sind. Denn auch nach einem Drittel der Saison weiß man immer noch nicht genau, wozu der BVB wirklich fähig ist. Zu oft wechseln sich Licht und Schatten ab. Das 3:1 am Mittwoch in Mailand war nur die Fortsetzung des nächsten Turnarounds von Terzic‘ Mannschaft.

Am Sonntag reist Dortmund zum Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen, danach geht es im DFB-Pokal zum VfB Stuttgart. Doch selbst wenn dem Team dort zwei Siege gelingen, würde das die Skepsis nicht vertreiben. Zu oft in der Vergangenheit folgten auf große Spiele auch wieder große Enttäuschungen.

Und so muss sich der BVB ständig beweisen, Mannschaft und Spieler stehen unter stetigem Druck. Anders als die ewig siegreichen Profis des FC Bayern hat die aktuelle Dortmunder Generation nie zeigen können, dass sie dem auch gewachsen ist. Es fehlt der Beleg in Form eines großen Titels jenseits des DFB-Pokals.

Dass es dazu in dieser Saison reicht, darf weiterhin bezweifelt werden. Aber immerhin hat Borussia Dortmund noch die Chance darauf – allem sportlichen Wankelmut und allen Unkenrufen von außen zum Trotz.

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