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Bayerns Fußballerinnen bejubeln den wichtigen Sieg gegen Wolfsburg.

© IMAGO/Lobeca

„Wir sollten das easy über die Bühne bringen“: Der FC Bayern hat Wolfsburg den Rang abgelaufen

Nach dem 4:0-Sieg gegen Wolfsburg stehen die Zeichen in München auf Titel. Nationalspielerin Lena Oberdorf hat sich für einen Wechsel entschieden. Verschieben sich die Kräfteverhältnisse?

Ein Fan fiel am Sonnabend beim Topspiel der Fußball-Bundesliga der Frauen in Wolfsburg ganz besonders auf. Das lag an dem ungewöhnlichen Trikot. Die linke Hälfte leuchtete neongrün, die rechte Hälfte rot und weiß. Passend dazu hatte die Person sich ein Banner um die Hüften geknotet, auf dem stand: „Ich trage Obi mit Stolz, egal in welchem Trikot“.

Denn Nationalspielerin Lena Oberdorf hatte im vergangenen Monat bekannt gegeben, vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München zu wechseln und damit für ordentlich Wirbel gesorgt. Nun musste sie am Samstag gegen ihren künftigen Verein antreten und kassierte eine deftige 0:4-Niederlage.

Das Topspiel galt bereits als richtungsweisend in Sachen Meisterschaft und wurde daher mit Spannung erwartet. Dass es so eindeutig ausgehen würde, hatte wohl kaum einer erwartet. Mit sieben Punkten Vorsprung auf die Wolfsburgerinnen, die kürzlich gegen Hoffenheim verloren hatten, sind die Münchenerinnen kaum noch einzuholen.

„Wenn wir uns jetzt nicht dumm anstellen, sollten wir das easy über die Bühne bringen“, sagte auch Lea Schüller, die das dritte Tor erzielt hatte, in der ARD. Es war das erste Mal seit über 15 Jahren, dass ihrem Team in Wolfsburg ein Sieg gelang.

Alexandra Popp fehlte bei Wolfsburg

Dabei war es in der ersten Halbzeit noch ein Spiel auf Augenhöhe. Beinahe brachte Sveindi Jonsdottir Wolfsburg in der 13. Minute in Führung. Wenig später lenkte Merle Frohms den Ball von Schüller geschickt um den Pfosten, sodass es torlos in die Pause ging.

Doch danach dominierten die Münchnerinnen und das Fehlen der verletzten Alexandra Popp fiel immer mehr ins Gewicht. Die Wolfsburgerinnen wirkten zunehmend frustriert, aber davon ließen sich die knapp 24.500 Fans nicht beirren und stimmten einen Gesang nach dem nächsten an.

Lena Oberdorf (l.) im Duell mit ihrer Kollegin aus dem Nationalteam Giulia Gwinn.
Lena Oberdorf (l.) im Duell mit ihrer Kollegin aus dem Nationalteam Giulia Gwinn.

© IMAGO/Fotostand

Die Zuschauenden waren aus ganz Deutschland angereist. Mit dabei war auch der Fanklub „Flying Wolves“, bei dem rund 50 Wolfsburg-Anhängerinnen organisiert sind, die über soziale Medien wie Instagram zusammengefunden haben. „Seit der EM kommen immer mehr Leute zu den Spielen. Vor allem, wenn die Frauen in den großen Stadien spielen“, erzählte Nina aus Bochum, die mit einem Megafon in der Kurve für Stimmung sorgte.

Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Leute zu den Spielen kommen.

Mira, Wolfsburg-Fan aus der Nähe von Paderborn

Auch die 14-jährige Mira kommt regelmäßig zu den Spielen, normalerweise mit ihrem Vater, am Sonnabend mit ihrer Patentante. „Die Stimmung ist immer richtig cool“, sagte sie. „Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Leute zu den Spielen kommen.“

Sie selbst kommt aus der Nähe von Paderborn und ist Torhüterin. „Ich bin vor ein paar Jahren über Almut Schult von der Nationalmannschaft darauf aufmerksam geworden. Jetzt bin ich Fan von Svenja Huth und komme öfter, um sie zu supporten.“

Die 33-Jährige hatte in der vergangenen Woche ziemlich überraschend ihren Rücktritt aus dem Nationalteam verkündet – gerade einmal vier Monate vor den Olympischen Spielen in Paris. Grund dafür sind sowohl sportliche als auch private Gründe, denn Huth ist im vergangenen Oktober Mutter geworden. „Das ist natürlich ein krasser Schritt, gerade vor Olympia“, sagte Mira, „aber es ist schön, dass sie jetzt Zeit mit der Familie hat.“

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Punkte liegt der FC Bayern jetzt vor Wolfsburg, bei nur noch fünf ausstehenden Spielen

Auch von anderen Fans erhielt Huth gerade in den sozialen Medien viel Zuspruch und Unterstützung. Anders erging es Lena Oberdorf, nachdem sie ihren Wechsel zum Dauerrivalen Bayern bekannt gegeben hatte. Viele Fans zeigten sich „enttäuscht“ und warfen ihr vor, nur wegen des Geldes zu wechseln.

Nationalteam-Kollegin Giulia Gwinn deutete Oberdorfs Entscheidung hingegen als Indiz dafür, dass sich die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga verschoben haben. „Dass sich so eine Spielerin für den FC Bayern entscheidet, ist ein Zeichen für unsere gute Arbeit in den vergangenen Jahren“, sagte sie kürzlich dem Kicker. Seit 2012 hat Wolfsburg siebenmal den Titel geholt, Bayern viermal.

Nach dem Kantersieg am Sonnabend stehen die Zeichen in München auf Meisterschaft. Auch den Pokal könnte Bayern noch holen, wobei die Titelverteidigerinnen aus Wolfsburg ebenfalls noch im Rennen sind.

Die Bühne zum Feiern hätten sie dann voraussichtlich ganz für sich, denn die Männer sind im Pokal bereits ausgeschieden und werden kaum den Meisterschaftstitel holen. Die jubelnden Bayern-Fans in rot und weiß, die am Sonnabend Fähnchen schwenkten, während die Spielerinnen nach Abpfiff hüpften und schrien, gaben bereits einen kleinen Vorgeschmack, wie eine Feier am Saisonende dann aussehen könnte.

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