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Valarie Allman freute sich mit Maskottchen Berlino.

© dpa/Michael Kappeler

Teure Würstchen, top Zeiten: So war das Leichtathletik-Meeting Istaf

Beim Istaf kommen die Zuschauer auf ihre Kosten, sofern sie sich von den Essensständen fernhalten. Die Äthiopierin Letesenbet Gidey verpasst den Weltrekord nur knapp.

Die Verköstigung wird im Berliner Olympiastadion nicht billiger. Eine kleine Brühwurst im labberigen Brötchen, auch Hotdog genannt, 5,50 Euro. Eine Cola, ebenfalls 5,50 Euro plus zwei Euro Becherpfand. Insofern ist die gute alte Bratwurst mit 4,50 Euro ein wahres Schnäppchen (wenn sie denn länger als eine Minute auf dem Grill gelegen hätte). Aber was soll der Geiz?! Das internationale Leichtathletik-Meeting Istaf findet nur einmal im Jahr im Olympiastadion statt, und es gibt weltweit kaum ein vergleichbares. Hier trifft Spitzen- auf Schüler- und Para-Sport.

Am Sonntag machte Niko Kappel den Anfang. Der Para-Sportler im Trikot des VfB Stuttgart erzielte bei seinem letzten Versuch im Kugelstoßen 14,01 Meter und verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr. Der 28-Jährige lief daraufhin zur Kurve, riss rhythmisch die Arme nach oben und die Zuschauer taten es ihm nach. „Die Stimmung war wieder Bombe“, sagte er. Kurze Zeit später stürmten die Kinder der Zeppelin-Grundschule aus Potsdam als Erste in der Staffel ins Ziel und fielen sich in die Arme.

Lückenkemper sagte ab

Es war ein schöner Start in das Meeting, das mit ein paar Problemen zu kämpfen hatte. Vor allem die aus deutscher Sicht enttäuschenden Weltmeisterschaften in Budapest hingen etwas schwer über den Wettkämpfen. Zudem sagte Sprinterin Gina Lückenkemper wegen einer Virusinfektion ihre Teilnahme in Berlin ab.

Die Stimmung war wieder Bombe.

Niko Kappel

Vermutlich wären mit Medaillen aus Budapest ein paar Tausend Zuschauerinnen und Zuschauer mehr ins Olympiastadion gekommen. Doch die 34.500, die da waren, applaudierten eifrig und viel. Es gab auch allen Grund dazu.

Allman mit Weltjahresbestleistung im Diskuswurf

Im Diskuswurf der Frauen lieferten sich Olympiasiegerin Valarie Allman aus den USA und die Potsdamerin Kristin Pudenz (64,90 Meter) lange ein spannendes Duell. Bei ihrem vorletzten Versuch allerdings übertraf Allman die Deutsche um einige Meter. Bei 70,47 Metern schlug der Diskus auf dem Rasen des Olympiastadions auf, was gleichbedeutend mit einer neuen Weltjahresbestleistung war.

Allmann schlug die Hände vors Gesicht, konnte ihr Glück kaum fassen. Anschließend nahm Pudenz sie in ihre Arme. Top-Leistungen wie jene von Allman sind beim Istaf eher die Ausnahme. Das Meeting ist für die meisten der Athletinnen und Athleten der Saisonabschluss, ihre Bestform erreichen sie in der Regel etwas früher.

Manche aber nicht. Bestes Beispiel: Im 400-Meter-Lauf kamen die Deutschen Jean Paul Bredau als Erster (44,96 Sekunden), der Zweite Manuel Sanders (45,05) sowie der Vierte Marc Koch (46,18) jeweils in persönlicher Bestleistung ins Ziel. Selbiges gelang Joshua Abuaku, dem Sieger über 400 Meter Hürden. Der Deutsche blieb in 48,12 Sekunden zwei Zehntel unter seiner bisherigen Bestleistung.

Der sportliche Höhepunkt am Sonntag war wie erwartet der 5000-Meter-Lauf der Frauen. Die Istaf-Veranstalter hatten es geschafft, Letesenbet Gidey für das Meeting zu gewinnen. Die Äthiopierin ist aktuelle Weltrekordhalterin über 10.000 Meter. Sie hatte im Vorfeld angekündigt, beim Istaf richtig angreifen zu wollen. Bei jemandem wie ihr heißt das: einen neuen Meeting-Rekord aufstellen, wenn nicht sogar einen neuen Weltrekord. Und Gidey war nah dran. Die 25-Jährige war lange Zeit auf Weltrekord-Kurs, obwohl ihre Schrittmacherin schon nach 3000 Metern abreißen lassen musste. Am Ende lief Gidey in 14:08,79 ins Ziel und war damit nur dreieinhalb Sekunden langsamer als die Kenianerin Faith Kipyegon bei ihrem Weltrekord.

Selbst Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner war angetan von Gideys famosen Lauf. „Diese Ausdauer ist unfassbar. Ich bin schwer beeindruckt“, sagte er. Die Zuschauer sahen das ähnlich. Laut jubelten sie der Ausnahmeläuferin zu. Dass sich die deutschen Leichtathleten noch vor einer Woche in Budapest ein bisschen blamiert hatten, war da längst wieder vergessen.

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