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Marketa Vondrousova setzte sich in zwei Sätzen gegen Ons Jabeur durch.

© IMAGO/Hasenkopf

„Letztes Jahr hatte ich noch einen Gips am Arm“: Marketa Vondrousovas Wimbledon-Märchen wird wahr

Die Tschechin Vondrousova holt als erste ungesetzte Spielerin den Titel in Wimbledon. Gegen Ons Jabeur aus Tunesien siegt sie klar in zwei Sätzen.

Von Lars Reinefeld, dpa

Nach ihrem Überraschungscoup von Wimbledon kniete Marketa Vondrousova erst einmal auf dem heiligen Rasen und konnte ihr Glück kaum fassen. Die Tschechin hat als erste ungesetzte Spielerin seit 60 Jahren den Tennis-Klassiker gewonnen. Die 24-Jährige siegte am Samstag in London im Endspiel gegen die Tunesierin Ons Jabeur mit 6:4, 6:4 und feierte damit den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere. Vondrousova verwandelte nach 1:20 Stunden ihren zweiten Matchball.

Jabeur musste sich dagegen wie im Vorjahr gegen die Kasachin Jelena Rybakina im Finale geschlagen geben und wartet damit weiter auf einen Titel bei einem Grand-Slam-Turnier. Die 28-Jährige hatte im vergangenen Jahr auch im Endspiel der US Open verloren. Jabeur hätte die erste afrikanische Spielerin werden können, die bei einem Grand-Slam-Turnier im Einzel den Titel holt.

Das ist die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere.

Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur

„Das ist die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere“, sagte Jabeur bei der Siegerehrung. Ihre Tränen konnte sie nicht unterdrücken. Überwältigt war die Siegerin. „Ich weiß gerade nicht, was da wirklich passiert ist“, sagte Vondrousova. „Letztes Jahr hatte ich einen Gips um den Arm, jetzt habe ich Wimbledon gewonnen.“ 

Auf der Jagd nach ihrem jeweils ersten Grand-Slam-Titel war beiden Spielerinnen die große Nervosität anfangs deutlich anzumerken. Vor den Augen von Herzogin Kate gelang Jabeur zwar ein schnelles Break. Ein Jahr nach ihrer Finalniederlage gegen Rybakina wirkte die Tunesierin aber zu keiner Zeit frei. Vondrousova schaffte so ein schnelles Re-Break.

Jabeur wirkte in der Folge völlig verkrampft. Die 28-Jährige hatte sich die erneute Finalteilnahme hart erarbeitet. Bianca Andreescu, Petra Kvitova, Titelverteidigerin Rybakina und im Halbfinale auch noch die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka - Jabeur stand vollkommen zu Recht im Endspiel. Doch der Lohn für die harte Arbeit wollte sich nicht einstellen.

Von den erfrischenden Auftritten in den Runden zuvor war nichts mehr zu sehen. Jabeur ging unter dem wegen einer Gewitterwarnung und starker Winde geschlossenem Dach des Centre Courts zwar noch einmal mit 4:2 in Führung. Doch dann machte Vondrousova vier Spiele in Serie und holte sich nach 40 Minuten den ersten Satz. 15 vermeidbare Fehler standen zu diesem Zeitpunkt für Jabeur zu Buche - viel zu viele, um in Wimbledon zu triumphieren.

Der Druck, nicht nur für sich, sondern für ganz Afrika und die arabische Welt zu spielen, schien Jabeur zu lähmen. Immer wieder hatte sie im Vorfeld der Partie gesagt, wie viel es ihr bedeuten würde, als erste afrikanische Spielerin einen Grand-Slam-Titel im Einzel zu gewinnen. Nun schien diese Sehnsucht zu einer zu großen Last zu werden.

Und auch im zweiten Durchgang setzte sich das Fehlerfestival weiter fort. Vondrousova hingegen begann sich immer wohler zu fühlen. Sie brachte ihre Aufschlagspiele durch und erhöhte damit den Druck auf Jabeur. Die ging zwar noch einmal in Führung, zerbrach dann aber wieder am Druck und fand keinen Weg mehr. Bei der Siegerehrung weinte sie bittere Tränen. Auch der aufmunternde Applaus der Zuschauer konnte sie nicht trösten. (dpa)

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