zum Hauptinhalt
Das deutsche Team jubelt über den Sieg.

© dpa/Aaron Favila

Mannschaft gelingt die Sensation: Deutschland ist erstmals Basketball-Weltmeister

Das Team um Kapitän Dennis Schröder besiegt Serbien im Finale von Manila mit 83:77. Es ist der größte Erfolg der Basketball-Nationalmannschaft überhaupt.

Von Lars Reinefeld, dpa

Weltmeister! Die deutschen Basketballer haben ein perfektes Turnier in Manila mit dem historischen ersten WM-Titel vollendet und eine ganze Generation gekrönt. Der herausragende Kapitän Dennis Schröder und sein Team setzten sich am Sonntag in einem mitreißenden Endspiel mit 83:77 (47:47) gegen Serbien durch und vollbrachten damit eine der größten Überraschungen der deutschen Sportgeschichte.

Angeführt von Schröder (28 Punkte) und dem stets angriffslustigen Jungstar Franz Wagner (19) gewann der EM-Dritte das hitzige Duell mit Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic.

Der Gold-Coup von Manila ist der zweite internationale Titel nach der EM 1993. Selbst die Generation um die inzwischen abgetretene deutsche Basketball-Ikone Dirk Nowitzki hat einen solchen Erfolg nie vollbracht. Die goldene Naismith-Trophy geht nach acht Siegen aus acht Spielen für die nächsten vier Jahre bis zur WM 2027 in Katar völlig verdient nach Deutschland.

Dem 74 Jahre alten serbischen Trainer Pesic war ein zweiter WM-Titel als Chefcoach nach 2002 nicht vergönnt. Eine ordentliche Teamleistung gepaart mit dem erneut herausragenden Bogdan Bogdanovic genügte gegen das starke deutsche Kollektiv nicht.

Großer Kampf gegen physisch starke Serben

Mit dem denkwürdigen 113:111 über Olympiasieger USA im Halbfinale hatte der Hype in den vergangenen Tagen immer krassere Züge angenommen. Während die US-Profis am Sonntag auch Bronze gegen Kanada (118:127 nach Verlängerung) verspielten, stieg in Deutschland das ZDF für das Endspiel mit einer Live-Übertragung ein. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz war spätestens seit Freitag über das Geschehen bei Schröder und Co. im Bilde.

„Ihr habt es Euch verdient!“, schrieb Scholz schon vor Spielbeginn via X, vorher Twitter. Gut zwei Stunden später, die vor 12 022 Zuschauern in der ausverkauften Mall of Asia Arena zu einem großen Kampf gegen physisch starke Serben wurden, war der geschichtsträchtige Erfolg perfekt. Der erste deutsche WM-Titel gelang genau acht Jahre nach dem letzten Länderspiel von Nowitzki und rund vier Jahre nach dem Debakel von China, das nach dem Vorrunden-Aus gegen die Dominikanische Republik mit einem verheerenden 18. Platz endete.

Die Spieler unterstützten sich gegenseitig.

© IMAGO/camera4+

„Die Jungs verstehen diese Chance. Das ist eine Chance, die gibt es nur einmal im Leben in so einem großen Finale“, richtete Bundestrainer Gordon Herbert seinem Team aus. Die Stimmung in der modernen Arena auf den Philippinen war prickelnd. Und die serbischen Fans, die am Super-Sportsonntag auch das US-Open-Finale von Tennis-Superstar Novak Djokovic erwarteten, stimmten früh in deutscher Sprache „Auf Wiedersehen“-Rufe an. Ihr Team erwies sich auch ohne den pausierenden NBA-Star Nikola Jokic als der harte Gegner, den Deutschland erwartet hatte.

Anführer Schröder zog das Spiel immer mehr an sich

Im Gegensatz zu den nachlässigen US-Stars spielten die Serben knallharte Verteidigung. „Pesic-Defense“, wie Herbert warnte. Im Angriff fielen zwei Dreipunktewürfe der Serben mit Brett, die Führung wechselte hin und her. Und Deutschland nahm die Herausforderung mit einem Strategiewechsel an. Statt Spielmacher Schröder ging der Ball zunächst immer wieder zum 22 Jahre jungen Wagner, der das Spiel auf der allergrößten Bühne direkt in der Anfangsphase an sich reißen wollte.

Der Jungstar machte Tempo, zog energisch zum Korb und leistete sich wieder einige Wortgefechte mit den Schiedsrichtern. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit hatten die beiden deutschen Stars Schröder und Wagner jeweils 14 Punkte. Ein Schröder-Dunk kurz vor der Pause ließ die deutsche Bank lautstark jubeln. Zuvor hatte der Spielmacher viel abseits des Balles agiert. Die im Halbfinale überragenden Rollenspieler Daniel Theis und Andreas Obst hingegen hatten größere Mühe, in die intensive Partie zu finden.

Das Finale blieb umkämpft. Deutschland setzte sich im dritten Viertel erstmals etwas ab, doch Serbien kam wieder zurück. Anführer Schröder zog das Spiel immer mehr an sich. Mit seiner riesigen Geschwindigkeit und großer Entschlossenheit versuchte der Spielmacher, seine knapp neun Jahre dauernde Karriere im Nationaltrikot endgültig zu krönen. „Ich versuche, Basketball-Deutschland auf die Landkarte zu setzen“, hatte Schröder gesagt. Das ist mit dem WM-Titel von Manila in herausragender Manier gelungen.

Dennis Schröder hat nach dem Triumph von Manila über die Krönung seiner Generation gesprochen und mit seinen Kritikern abgerechnet. „Wir haben etwas geschafft, was noch keiner geschafft hat. Im Endeffekt will ich meinen Respekt, der Trainer seinen und meine Teammates ihren Respekt“, sagte der 29 Jahre alte Schröder am Sonntag in der Pressekonferenz nach dem Endspielsieg. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false