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Im Mai 2021 trafen Guardiola (l.) und Tuchel im Finale der Champions League aufeinander. Damals siegte der deutsche Trainer mit dem FC Chelsea.

© dpa/Pierre Philippe Marcou

Manchester City gegen Bayern München: Guardiola oder Tuchel – wer hat diesmal den besseren Plan?

Erstmals trifft der FC Bayern in der Champions League auf seinen früheren Trainer Guardiola – und er mit City auf seinen Fleisch gewordenen Albtraum Tuchel.

Ein paar Details des Wiedersehens stehen schon fest. Wenn Thomas Tuchel an diesem Dienstagabend den Rasen des Stadions von Manchester City betritt, wird er Pep Guardiola sehr herzlich begrüßen – und von seinem Trainerkollegen wiederum sehr herzlich empfangen werden.

Vielleicht begegnen sich die beiden ja schon zuvor in den Katakomben, auf dem Weg hinaus zum Hinspiel des Champions-League-Viertelfinale zwischen dem FC Bayern und dem Englischen Meister ( heute um 21 Uhr auf Amazon Prime, Anm.).

Es ist eine besondere Begegnung, nicht nur wegen Tuchel und Guardiola. Für die Münchner ist es auch das erste Aufeinandertreffen in einem Pflichtspiel mit dem ehemaligen Trainer.

Zuvor haben Tuchel und und Guardiola jeweils den Plan des anderen zu durchschauen versucht. Wobei es ja bisher immer so war, dass Tuchel den Plan von Guardiola seziert hat, weil seine Mannschaften – FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, FC Chelsea – im Duell mit den Teams des Katalanen als Außenseiter galten. Guardiola hingegen orientiert sich weniger am Gegner, sondern lässt sich vielmehr von sich selbst inspirieren und von der Qualität der eigenen Mannschaft.

Das wird dieses Mal nicht anders sein. City befindet sich seit Wochen in stabiler Hochform, hat in der Premier League am Wochenende souverän 4:1 in Southampton gewonnen und kann nun auch wieder auf die Dienste von Torjäger Erling Haaland zurückgreifen. Den Bayern hingegen fehlt „ein bisschen Leichtigkeit, Selbstvertrauen und Kreativität“, stellte Tuchel nach dem 1:0 beim SC Freiburg am Karsamstag fest.

„Wenn wir in Topform wären, hätten wir das Spiel vielleicht höher gewonnen“, sagte Torhüter Yann Sommer. Wie sehr das die Mannschaft nervt, lässt jene provozierende Geste erahnen, zur der sich Joshua Kimmich nach Abpfiff gegenüber den Fans im Breisgau hatte hinreißen lassen.

Die Bayern haben international durchweg überzeugt

Die Hoffnungen der Münchner ruhen auf zwei Säulen. Mit der einen hat Tuchel nichts zu tun. Unter seinem Vorgänger Julian Nagelsmann zeigte der deutsche Rekordmeister in der Champions League stets jene Leichtigkeit und jenes Selbstvertrauen, das ihr nicht erst in Freiburg, sondern schon die gesamte Saison bisweilen in den nationalen Duellen abgeht.

Acht Spiele, acht Siege, sieben davon ohne Gegentreffer, unter anderem gegen den FC Barcelona und zuletzt im Achtelfinale gegen Paris St. Germain – das ist eine eindrucksvolle Bilanz. „Wenn du intelligent miteinander spielst, ist alles möglich“, sagte Bayern-Verteidiger Matthijs de Ligt auf der vereinseigenen Homepage.

Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander.

Pep Guardiola über Thomas Tuchel.

Und dann sitzt da in Tuchel nun jener Trainer zum ersten Mal in der Champions League auf der Münchner Bank, der so etwas wie ein Albtraum geworden ist für Guardiola, ein hoch geschätzter wohlgemerkt. „Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander“, sagte der City-Trainer einmal. Dass er bereut, Tuchel einst bei dem schon so oft zitierten Treffen in einer Bar in der Münchner Innenstadt seine Taktik, seine Ideen erklärt zu haben, ist nicht bekannt. Das seien gute Erinnerungen, ließ Guardiola wissen, aber „wir sind seitdem älter geworden“.

Erfahrener, meint er. Vielleicht auch weiser. Wobei Tuchel mehr gelernt zu haben scheint seit jenem Abend. Die letzten beiden Duelle hat zwar Guardiola mit City für sich entschieden, aber diese Premier-League-Siege konnte ihn nicht entschädigen für die Niederlage davor, die im Finale der Champions League 2021 gegen Tuchels Chelsea.

Im Finale 2021 vercoachte sich Guardiola gegen Tuchel

Der City-Trainer hatte damals einmal wieder eine zündende Idee, die sich schließlich aber als Rohrkrepierer entpuppte. Vercoacht nennt man das, was Guardiola damals – nicht zum ersten Mal – passiert ist. Spätestens In diesem Spiel hat sich Tuchel den Ruf erworben, vielleicht nicht der bessere Pep zu sein, aber auf jeden Fall der pragmatischere.

Michael Reschke, der frühere Kader-Planer der Bayern und aktuelle „Head of European Football“ für die Agentur CAA Stellar Sports, verglich Tuchel vor dem Champions-League-Finale 2021 mit einem „Filmregisseur, der versucht, eine Plot zu kreieren“ – und nicht einfach nur, wie es viele Mannschaften gegen einen überlegenen Gegner machen, ein Abwehrbollwerk aufzuziehen.

Um sich einen schlüssigen Plot für die Partie in Manchester auszudenken, fehlte Tuchel nun aber in seinen ersten zwei Wochen in München die Zeit. Er muss improvisieren. Und darauf setzen, dass es die Bayern auch dieses Mal schaffen, in die Champions-League-Form zu wechseln. Oder hoffen, dass Guardiola wieder etwas einfällt, was der eigener Mannschaft eher schadet – und dem Gegner hilft.

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