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Mikel Arteta hat den FC Arsenal wieder zu einem Spitzenteam geformt.

© Reuters/David Klein

Kolumne zur Premier League: Der FC Arsenal ist der überraschende Titelkandidat

Weil Trainer Mikel Arteta die nötige Zeit bekam, um eine Mannschaft zu formen, steht das Team aus Nord-London an der Tabellenspitze.

Ein möglicher Wechsel von Arsenal- Coach Mikel Arteta nach Barcelona hat in dieser Woche Schlagzeilen in der britischen Presse gemacht. Der frühere Co-Trainer von Manchester City, von dem Pep Guardiola behauptet, er wisse alles über Fußball, hat seine Mannschaft unerwartet an die Tabellenspitze der Premier League geführt.

Und schon jetzt scheint sicher, dass Arsenal sich für die Champions League qualifizieren wird, wo es seit dem 2:10 im Achtelfinal-Gesamtresultat gegen den FC Bayern im Jahr 2017 nicht mehr gespielt hat. Der überraschende Titelkandidat in England zeigt, was möglich ist, wenn dem Trainer und seinen Spielern Zeit gelassen wird, um etwas zu entwickeln –Arteta ist immerhin schon seit 2019 für das Team verantwortlich.

Im vergangenen Sommer hielt sich Arsenal mit Transfers zurück, es wurde gezielt in Stammkräfte und Talente investiert. Gabriel Jesus kam von Manchester City und hatte einen herausragenden Start in London. Er hat das Angriffsspiel von Arsenal praktisch im Alleingang neu belebt, in seinen ersten drei Einsätzen erzielte er drei Tore und bereitete zwei weitere vor. Inzwischen hat er allerdings vier Spiele in Folge nicht mehr getroffen.

Arteta nutzte später noch ein weiteres Mal seine Kontakte nach Manchester und holte den ukrainischen Linksverteidiger Oleksandr Zinchenko, der schon nachhaltig Eindruck hinterlassen konnte, obwohl er aufgrund einer Wadenverletzung bisher nur auf fünf Einsätze kommt.

Dazu verpflichtete Arsenal den 22 Jahre alten portugiesischen Mittelfeldspieler Fabio Vieira aus Porto, der insbesondere in der Europa League überzeugen konnte. In seinem ersten Ligaspiel von Beginn an gegen Brentford war er Torschütze und Spieler des Spiels und konnte sein Potenzial andeuten. Er hat allerdings noch einen langen Weg vor sich, um einmal in die Fußstapfen seines Namensvetters, der Arsenal-Legende Patrick Vieira, treten zu können.

Die stärksten Kräfte des Teams gehören dem Arsenal-Kader allerdings schon länger an. Auf den Flügeln nämlich wird Gabriel Jesus von Gabriel Martinelli und Bukayko Saka mehr als nur flankiert. Die beiden 21-Jährigen sind seit dem Saisonstart in überragender Verfassung und waren zusammen schon an 18 Treffern beteiligt.

Granit Xhaka erlebt eine Renaissance

Saka allerdings musste zuletzt beim 5:0 gegen Nottingham in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden, was auch Gareth Southgate und England mit Blick auf die WM Sorgen bereitet. Die Arsenal-Fans dürften allerdings erleichtert gewesen sein, dass Sakas Ersatz, der frühere Hoffenheimer Reiss Nelson, in seinem ersten Premier-League-Einsatz in beinahe zwei Jahren gleich doppelt traf.

Im Mittelfeld erlebt zudem der einstige Gladbacher Granit Xhaka eine kleine persönliche Renaissance im Londoner Norden. Als er 2019 nach einem unschönen Vorfall von Unai Emery als Kapitän abgesetzt wurde, dachten viele, dass seine Karriere bei Arsenal zu Ende sei.

William Saliba ist in der Innenverteidigung gesetzt.

© Reuters/David Klein

Doch in Artetas neuformiertem Team ist der Schweizer Nationalspieler wieder eine unverzichtbare Größe. Xhaka spielt etwas offensiver als früher und hat auch deswegen bereits so viele Tore in dieser Saison erzielt wie in den vergangenen drei Spielzeiten zusammen.Dazu kommt der aktuelle Kapitän Martin Odegaard, der trotz seiner erst 23 Jahre schon mit einer unglaublichen Reife auftritt.

In der Innenverteidigung waren der 21 Jahre alte William Saliba und Gabriel Magalhães (24) in den bisherigen zwölf Liga-Spielen dieser Saison gesetzt. Beide sind groß, schnell und können gut mit dem Ball umgehen. Sie bilden zusammen mit Zinchenko-Ersatz Takehiro Tomiyasu und Ben White auf den Seiten eine Viererkette, die es dem Gegner schwer macht, den Ball überhaupt in den Arsenal-Strafraum zu bekommen.

Auch die Fans im Stadion sind wieder deutlich lauter geworden, nachdem die Arena zuletzt auch schon mal „The Highbury Library“ genannt wurde, weil es in ihr so ruhig zuging. Arteta hat höchstpersönlich eine neue Einlaufhymne ausgesucht. „The Angel“ stammt von Louis Dunford, einem Musiker und Fan des Teams. Sein Song handelt von den Straßen und Menschen in Nord-London.

Auch deswegen ist das Stadion wieder ein Ort geworden, in den die Leute gern kommen und sich von der Mannschaft unterhalten lassen. Dabei ist die mit 23,8 Jahren im Schnitt die jüngste der Liga und hat noch viel Potenzial, um zu wachsen. Zunächst aber richtet sich der Blick auf den kommenden Sonntag, dann steht das Gastspiel beim FC Chelsea an.

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