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Partystimmung am Rhein. Als die Leverkusener ihren Sieg gegen den FC Bayern München feierten, war Trainer Xabi Alonso mittendrin.

© REUTERS/THILO SCHMUELGEN

Sie meinen es tatsächlich ernst : Bayer Leverkusen hat in dieser Saison alles, was es für den Titel braucht

Mit einem 3:0-Sieg gegen die Bayern demonstriert Leverkusen eine Stärke, wie sie die Münchner von ihrer nationalen Konkurrenz nicht mehr gewohnt sind. Nun könnte Bayer Geschichte schreiben.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Wenige Minuten vor dem Ende des Spiels stimmten die Fans des FC Bayern München einen traditionellen Gassenhauer an, den sie bereits an vielen Spielorten der Fußball-Bundesliga angestimmt haben. In Dortmund, in Leipzig, früher sogar in Gelsenkirchen – und natürlich auch immer wieder gerne in Leverkusen. „Ihr werdet nie Deutscher Meister“, sangen sie.

Das stimmt. Zumindest „Stand jetzt“, wie es im Fußball so schön heißt. Aber dass die Fans der Bayern dieses Lied am Samstagabend in der Leverkusener BayArena anstimmten, das hatte fast etwas Autosuggestives. Manchmal muss man die Dinge auch herbeireden – beziehungsweise herbeisingen.

Ob die Münchner Anhänger wirklich innerlich überzeugt waren von dem, was sie da sangen? Wer weiß das schon? In der vergangenen Saison war die Lage für ihren Verein noch deutlich kritischer, nämlich eigentlich aussichtslos. Im Fernduell mit Borussia Dortmund hatten es die Bayern am letzten Spieltag nicht mehr in eigener Hand. Und doch sicherten sie sich – buchstäblich in letzter Minute – erneut den Meistertitel, ihren elften am Stück.

Damals profitierten sie vor allem davon, dass den Dortmundern im entscheidenden Moment die Nerven versagten. Auch Bayer Leverkusen ist das in der Vergangenheit oft genug passiert. Den Spitznamen Vizekusen muss man sich schließlich hart verdienen.

Wir werden den Teufel tun, die Flinte ins Korn zu werfen.

Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München, zu den Titelchancen seines Teams

Und noch sind es 13 Spieltage, an denen viel passieren kann. „Wir werden den Teufel tun, die Flinte ins Korn zu werfen“, sagte jedenfalls Thomas Tuchel, der Trainer der Bayern, nach der 0:3-Niederlage in Leverkusen. Was man in einer solchen Situation eben so sagt.

Aber die Leverkusener mit ihrem Trainer Xabi Alonso vorneweg machen in dieser Saison eben nicht den Eindruck, dass bei ihnen etwas flattert, weder die Nerven noch die Füße. Das Spiel gegen die Bayern war ihr 31. in dieser Saison, und noch immer haben sie keine einzige Niederlage kassiert. Selbst wenn die Münchner also alle 13 ausstehenden Partien gewinnen, müsste Bayer bei aktuell fünf Punkten Vorsprung in der Tabelle gleich zweimal verlieren, um noch von Platz eins zu stürzen.

Am Samstagabend, im direkten Aufeinandertreffen, haben die Leverkusener den Angriff der Bayern jedenfalls fast mühelos pariert. Ihr 3:0-Sieg gegen den Rekord- und Dauermeister war eine Demonstration der Stärke, wie sie die Münchner von ihrer nationalen Konkurrenz nicht mehr gewohnt sind. In 90 Minuten erspielten sie sich keine einzige Torchance.

Bayer Leverkusen hat in dieser Saison alles, was es für den Titel braucht: einen erfolgsverwöhnten und -besessenen Trainer, eine funktionierende Mannschaft mit vielen herausragenden Spielern und die Entschlossenheit, Geschichte zu schreiben. Denn Meister war Leverkusen noch nie.

„Die Spieler glauben“, hat Trainer Xabi Alonso nach dem Sieg gegen die Bayern gesagt. „Das ist das, was wir wollen.“

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