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Die Vorentscheidung. Alejandro Grimaldo überwand Manuel Neuer im Tor der Bayern mit einem platzierten Schuss zum 2:0.

© REUTERS/THILO SCHMUELGEN

Update

Eine Demonstration der Stärke: Bayer Leverkusen siegt 3:0 und hält den FC Bayern München auf Distanz

Der FC Bayern München wollte im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga die alte Ordnung wiederherstellen. Doch der Rekordmeister unterliegt Bayer Leverkusen völlig verdient mit 0:3.

Das Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga hatte zu Beginn einen Hauch von Rosenmontag im Rheinland. Schiedsrichter Felix Zwayer wollte die Partie zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München gerade anpfeifen, da flogen Kamelle auf den Rasen. Passend dazu stand auf einem Transparent in der Nordkurve mit den Leverkusener Fans: „Die DFL hat hier nichts zu kamellen.“ Für Nicht-Rheinländer: Die Deutsche Fußball-Liga hat hier nichts zu vermelden.

Knapp zwei Stunden später erreichte die diesjährige Karnevalssession zumindest in Leverkusen bereits ihren Höhepunkt. Bayern München hingegen erlebte einen vorgezogenen Aschermittwoch. Das Vorhaben, Bayer 04 von der Spitze zu stoßen und selbst die Tabellenführung zu übernehmen, ist krachend gescheitert. Die Münchner kassierten am Samstagabend vor 30.210 Zuschauern in der Bayarena eine verdiente 0:3 (0:1)-Niederlage und liegen nun in der Tabelle fünf Punkte hinter Leverkusen.

Die Leverkusener feierten den Erfolg nach dem Abpfiff entsprechend ausgelassen. Selbst Trainer Xabi Alonso ging mit in die Kurve, allerdings erst, nachdem er seinen gesamten Stab heranbefohlen hatte. „An Karneval sind die Fans ein bisschen euphorischer im Rheinland“, sagte Bayers Sportchef Simon Rolfes.

Zu Beginn des Spiels setzten die Bayern die Leverkusener früh unter Druck, sie attackierten sehr hoch und versuchten auf diese Weise, den dominanten Ballbesitzfußball des Tabellenführers nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Eine gute Viertelstunde waren sie damit erfolgreich, danach aber konnten sich die Hausherren immer besser befreien. „Wir haben durch eigene Fehler das Momentum kippen lassen“, sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

Während die Bayern in der ersten Halbzeit kaum einmal einen geordneten Angriff zustande brachten, wurde Leverkusen Stück für Stück gefährlicher. Die Führung für den Tabellenführer in der 18. Minute fiel fast folgerichtig. Nach einem Einwurf nutzte Robert Andrich den kurzen Blackout der Münchner Defensive. Er spielte einen scharfen und flachen Pass in den Strafraum, tunnelte Innenverteidiger Dayot Upamecano und fand am zweiten Pfosten Josip Stanisic. Bayers Rechtsverteidiger, der sich im Rücken von Sacha Boey davonschlich, vollendete zum 1:0. „Ein sehr billiges Tor“, sagte Tuchel.

Für Boey haben die Münchner in diesem Winter 30 Millionen Euro ausgegeben, um die Vakanz auf der Außenverteidigerposition zu beseitigen. Eine Vakanz, die auch dadurch entstanden ist, dass die Bayern Stanisic vor der Saison nach Leverkusen verliehen haben. Der gebürtige Münchner untersagte sich nach seinem Treffer jeden Anflug von Jubel. Er hob beide Hände, fast so, also wollte er sich entschuldigen.

Harry Kane war bei den Bayern kein Faktor

Die Leverkusener, bei denen Amine Adli etwas überraschend für Patrik Schick spielte und Nathan Tella für Jeremie Frimpong, waren auch in der Folge die bessere Mannschaft mit den besseren Gelegenheiten. Manuel Neuer, nach Knieproblemen rechtzeitig zum Topspiel fit geworden, parierte einen Volleyschuss von Tella und war auch bei einem Kopfball von Bayers Innenverteidiger Jonathan Tah im Anschluss an einen Kopfball zur Stelle.

Bayerns Trainer Tuchel verzichtete in der Pause auf personelle Veränderungen, aber besser wurde es nicht. Gleich der erste Angriff der Leverkusener führte zum vorentscheidenden 2:0. Nach einem entschlossenen Einsatz von Florian Wirtz an der Mittellinie schaltete die Heimmannschaft schnell um. Alejandro Grimaldo spielte einen Doppelpass mit Tella, stand völlig frei vor Neuer und überwand ihn mit einem platzierten Schuss in den Winkel.

Wir haben eine Verkopftheit im Spiel. Die Leverkusener zocken einfach.

Thomas Müller, Bayern München

Erst danach reagierte Tuchel. Nach einer Stunde brachte er Thomas Müller und Joshua Kimmich für Upamecano und den jungen Aleksandar Pavlovic, kurz darauf auch noch Mathys Tel als weiteren Stürmer. Die Münchner traten nun etwas forscher auf und verlagerten das Geschehen verstärkt in die Hälfte der Gastgeber. Leverkusen kam in dieser Phase nur sporadisch zu Entlastungsangriffen.

Allerdings konnten sich die Bayern weiterhin keine klaren Chancen erspielen. Ihr Mittelstürmer Harry Kane war gegen die diszipliniert und entschlossen verteidigenden Leverkusener kein Faktor. Die Bayern kassierten in der letzten Minute der Nachspielzeit sogar noch das 0:3, als Torhüter Neuer bei einer Ecke mit nach vorne geeilt war und Frimpong ins leere Tor traf.

„Wir waren konzentriert, wir waren aggressiv, wir haben mit dem Ball richtig gute Sachen mit dem Ball gemacht“, sagte Leverkusens Sechser Andrich. Das konnten die Bayern nicht behaupten. „Ich bin angefressen“, moserte Thomas Müller im Interview bei Sky. „Mir fehlen teilweise die Eier. Wir haben eine Verkopftheit im Spiel. Die Leverkusener zocken einfach, die spielen Fußball.“

Und das mit größtmöglichem Erfolg. Während Bayer 04 nach nun 31 Pflichtspielen weiterhin ungeschlagen ist, müssen sich die Münchner nach der dritten Niederlage in der Liga wohl verstärkt mit der Möglichkeit beschäftigen, dass sie diese Saison zum ersten Mal seit 2013 nicht als Meister beenden. (Tsp)

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