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Nils Lichtlein von den Füchsen steht im EM-Kader für Deutschland.

© dpa/Tom Weller/Bearbeitung Tagesspiegel

Handball-EM in Deutschland: Wird das Turnier zu einem Publikumsmagneten?

An diesem Mittwoch startet die Europameisterschaft mit dem Eröffnungsspiel gegen die Schweiz in Düsseldorf. Nach zuletzt durchwachsenen Leistungen möchte das deutsche Team die Zuschauenden mitreißen.

Die ganz großen Erfolge der deutschen Handballer liegen bereits einige Jahre zurück. Bei der Europameisterschaft im eigenen Land träumt die Nationalmannschaft dennoch von einem Coup und will die Fans mitreißen.

Zwei Expertinnen und ein Experte beurteilen in unserem Format „3 auf 1“, wie hoch die Chancen stehen, dass das kommende Turnier zu einem Publikumsmagneten wird. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Es braucht Gesichter, um die Massen mitzuziehen

Es ist wichtig, dass man es im Rahmen des Turniers, aber genauso danach, schafft, den Handball in den Alltag zu transportieren. Ich glaube, man sollte es sich nicht zur Aufgabe machen, den Fußball überholen zu wollen. Das kann nur schiefgehen. Trotzdem kann man in Berlin schon stark wahrnehmen, dass hier bald etwas passiert.

Die U-21-Weltmeisterschaft im Sommer mit dem Titelgewinn hat dabei bereits geholfen und einige vielversprechende Talente groß gemacht, die jetzt wieder dabei sind. Am Ende brauchst du Gesichter, um die Massen mitzuziehen. Wir müssen, mal den Fußball ausgeklammert, diesen Sportarten den Platz einräumen, um sich entwickeln zu können und ihnen die Plattform geben, die sie verdient haben. Handballer, Basketballer und die anderen Leistungssportler leisten ja nicht weniger als die Fußballer.

Wenn wir speziell auf den Handball schauen, gibt es in Deutschland seit langem die weltbeste Liga und diese Leistung, dieser Einsatz sollten belohnt werden. Dass die Turniere hier stattfinden, kann nur der eine, richtige Weg sein.


Wenn Deutschland bis zum Ende im Turnier ist, kann alles entstehen

Man versucht alles Mögliche. Das zeigt sich schon an der Ansetzung des Eröffnungsspiels in einem Fußballstadion, um es möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Das ganze Geld im Sport fließt in den Fußball. Die anderen Sportarten müssen einfach was tun, um Aufmerksamkeit zu erregen und mehr Leute zu ihrem Sport zu bringen.

Die Stimmung bei einer EM oder einer WM hängt natürlich immer ganz maßgeblich davon ab, wie die eigene Mannschaft performt. Wenn sie bis zum Ende im Turnier ist, kann alles entstehen. Dann wird man sehen, wie toll die Stimmung in den Arenen ist. Wenn die deutsche Mannschaft spielt, werden die Leute voll dahinterstehen, das ist klar. Scheidet die deutsche Mannschaft aus, wird es immer noch Euphorie geben, aber deutlich reduzierter.

Es gibt viele Nationen, die in den letzten Jahren gut performt haben, da ist das deutsche Team etwas auf der Strecke geblieben. Aber eine Mannschaft braucht nicht die besten Stars, sondern es braucht ein Team, das an sich glaubt und etwas erreichen will. Es gibt also immer eine Chance, dass die deutsche Mannschaft bei einer entsprechenden Stimmung performt.


Es dürfte schwer werden, zum Publikumsliebling zu avancieren.

Der Sport hätte auf jeden Fall das Potenzial dazu. Es gibt viele Tore, ständig geht es auf und ab, die Atmosphäre in der Halle ist eindringlich – bei den Heimturnieren 2007 und 2019 hat das dazu geführt, dass der Handball einen enormen Aufschwung erhielt. Damals gelang es, Erfolge zu feiern, und es taten sich im Laufe des Turniers Persönlichkeiten hervor, die das Publikum in den Bann zogen. Es entwickelte sich eine Euphorie, die sich im Anschluss in den Mitgliederzahlen widerspiegelte.

All das könnte nun wieder passieren. Doch auch dann dürfte es schwer werden, zum Publikumsliebling zu avancieren. Denn einmal ganz davon abgesehen, dass König Fußball in diesem Jahr nicht wie üblich während des Großturniers pausiert und damit für stetige Konkurrenz sorgt, ist der Abstand zu den Kollegen einfach zu groß.

Sich daran zu orientieren, wäre irreführend. Handball ist nicht Fußball – und er sollte auch nicht so tun als ob. Aber wenn es gelingt, Aufmerksamkeit zu schüren und vielerlei Menschen zu begeistern, dann hat der Sport schon gewonnen.

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