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2. Bundesliga, Hertha BSC gegen Hamburger SV, 20. Spieltag, Olympiastadion. Cheftrainer Tim Walter vom HSV ballt zum Spielende die Fäuste.

© dpa/Soeren Stache

Für den Aufstieg in die erste Bundesliga: Hamburger SV verabschiedet sich von Trainer Tim Walter

Nach zweieinhalb Jahren hat sich der HSV von Tim Walter getrennt, um das Saisonziel nicht zu gefährden. Ein Großteil der Spieler stand bis zuletzt hinter seiner offensiven Taktik.

Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat sich von Trainer Tim Walter getrennt. Das gab der sechsmalige deutsche Meister am Montag bekannt.

Der sechsmalige deutsche Meister scheiterte bereits fünfmal bei dem Versuch, endlich wieder in die erste Liga aufzusteigen. Nach der sportlichen Fehlentwicklung der vergangenen Monate sieht die HSV-Führung die Gefahr, das große Ziel auch in dieser Saison zu verfehlen. Das wurde dem 48 Jahre alten Walter zum Verhängnis.

„Wir haben nach der enttäuschenden Heimniederlage gegen Hannover 96 eine Situationsanalyse vorgenommen und sind zur Entscheidung gekommen, dass wir eine Veränderung vollziehen müssen, um unsere Saisonziele nicht zu gefährden“, sagte HSV-Vorstand Jonas Boldt.

„Unsere Leistungsschwankungen in den zurückliegenden Spielen waren zu groß und uns fehlt die volle Überzeugung, dass wir die nötige Balance und Stabilität in unserem Spiel in dieser Konstellation nachhaltig in den nächsten Wochen erreichen werden.“

Acht Gegentore in den ersten Heimspielen kassiert

Vor Weihnachten stand Walter schon einmal auf der Kippe und besonders im Aufsichtsrat in der Kritik. Da erhielt er von Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Claus Costa aber noch einmal den klaren Auftrag, sein Team zu stabilisieren. Acht Gegentore in den ersten beiden Heimspielen des neuen Jahres gegen den Karlsruher SC (3:4) und Hannover 96 (3:4) zeigten jedoch: Das bekam der Trainer nicht hin.

Walter wechselte im Sommer 2021 zum HSV. In den vergangenen 40 Jahren gab es auf dem Schleudersitz in Hamburg nur drei Trainer mit einer längeren Amtszeit: Ernst Happel (1981-1987), Benno Möhlmann (1992-1995) und Frank Pagelsdorf (1997-2001).

Walters Wirken und sein selbstbewusstes Auftreten in Hamburg wurde vom ersten Tag an ambivalent gesehen. Auf der einen Seite scheiterte er mit dem HSV gleich zweimal in der Relegation: 2022 gegen Hertha BSC, 2023 gegen den VfB Stuttgart. Die fehlende Stabilität seines Teams, die riskante Spielweise, die Fehleranfälligkeit in der Defensive: All diese Probleme bekam der frühere Jugendtrainer des FC Bayern München auch in seiner dritten Saison nicht in den Griff.

Am 21. Spieltag der Bundesliga jubelten die Herthaner. Sie gewannen gegen den SpVgg Greuther Fürth mit 2:1.
Am 21. Spieltag der Bundesliga jubelten die Herthaner. Sie gewannen gegen den SpVgg Greuther Fürth mit 2:1.

© IMAGO/Sportfoto Zink/Melanie Zink

„Ich hätte gerne weiter dazu beigetragen, gemeinsam unser Saisonziel zu erreichen“, sagte Walter selbst. „Ich bedanke mich beim HSV, bei der Geschäftsstelle und bei den außergewöhnlichen Fans für mehr als zweieinhalb Jahre tolle Zusammenarbeit.“

Walter und Sportvorstand Jonas Boldt erzeugten eine Kontinuität beim HSV, wie sie dieser chronisch unruhige Club zuvor jahrelang nicht erlebt hatte. „Tim und seine Jungs haben unseren HSV gelebt, sich voll mit der Aufgabe und dem Club identifiziert und den von uns eingeschlagenen Weg maßgeblich mitgestaltet“, sagte Boldt.

Ein Großteil der Spieler stand bis zuletzt hinter Walters offensiver Spielidee. Selbst nach der zweiten verlorenen Relegation in diesem Sommer dauerte es nur wenige Minuten, bis Boldt den Trainer auch öffentlich bestätigte.

Dieses Vertrauen ist nun aufgebraucht. Obwohl der Kader im sechsten Zweitliga-Jahr noch einmal verstärkt wurde und nominell deutlich besser besetzt ist als der aller Aufstiegskonkurrenten, verlor der HSV jede Souveränität. Nach einem erfolgreichen Saisonstart setzte es Niederlagen gegen kleine Clubs (1:2 in Osnabrück), gegen namhafte Gegner (3:4 gegen Hannover) und im DFB-Pokal (Achtelfinal-Aus bei Hertha BSC). (dpa)

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