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Nicht zum Hinschauen. Die Nationalspieler hätten sich nach der Niederlage gegen Japan am liebsten verkrochen.

© Foto: REUTERS

Von ungefähr kommt das nicht: Der Trend spricht schon länger gegen die Nationalmannschaft

Die deutsche Nationalelf startet mit einer überraschenden Niederlage in die WM. Überraschend? Die Defizite sind schon länger zu erkennen.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Hansi Flick besitzt ein Faible für plakative Sinnsprüche und Kalenderweisheiten. Das war bei ihm schon immer so.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zum Beispiel, als er dem Bundestrainer Joachim Löw noch als Assistent zur Hand ging, durfte Flick im Quartier am Atlantischen Ozean sogar ein Banner mit einer besonderen Botschaft anbringen. „Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende braucht Disziplin“, war darauf zu lesen.

Gegen den Satz ist wenig einzuwenden. Das haben nicht zuletzt die deutschen Fußballer 2014 bei der WM in Brasilien gezeigt: Sie fingen mit einem Gute-Laune-Sieg gegen Portugal das Turnier an und beendeten es im Finale gegen Argentinien dank großer Disziplin, vor allem in der Defensive, mit dem Gewinn des vierten WM-Titels.

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Dass der Satz auch im Kleinen stimmt, vor allem der Teil mit der Disziplin, das hat die Nationalmannschaft am Mittwoch in Al-Rayyan schmerzlich erfahren müssen. In ihrem WM-Auftaktspiel gegen Japan führte sie bis eine Viertelstunde vor Schluss gegen den Außenseiter aus Asien mit 1:0.

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Mal hat die Nationalmannschaft in diesem Jahr zu null gespielt

Ein gutes Ende aber gab es nicht, sondern eine vermutlich folgenschwere 1:2-Niederlage. Weil sich das Team einige Fehler zu viel erlaubte. Wieder einmal, muss man leider hinzufügen.

Zieht man die erste Halbzeit des Spiels heran, in dem die Deutschen deutlich überlegen waren, und nimmt man noch die exzellenten Chancen hinzu, die Flicks Spieler zu Beginn der zweiten Hälfte geradezu fahrlässig verstreichen ließen, dann mag einen die plötzliche Wende im Spiel seltsam anmuten.

Weitet man allerdings den Blick ein wenig, dann sieht die Angelegenheit schon ganz anders aus.

Von ungefähr kommt das alles nicht. Der Trend jedenfalls hat schon zuletzt nicht für die deutsche Mannschaft gesprochen.

Der Zauber des Anfangs ist verflogen

Was am Mittwoch gegen Japan eskalierte, das hat sich schon länger angedeutet. Von zehn Spielen in diesem Jahr hat die Nationalmannschaft nur drei gewonnen; ohne Gegentor blieb sie lediglich vor einer Woche gegen den Oman und im März gegen Israel.

In beiden Fällen übrigens allein mit viel Glück. Die Omaner trafen in der Schlussphase das leere Tor nicht, die Israelis verschossen einen Elfmeter.

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Der Zauber des Anfangs, den der Wechsel von Joachim Löw zu Hansi Flick auf der Bundestrainerposition ausgelöst hat, ist erst einmal verflogen. Flick hat ohne Zweifel vieles richtig gemacht. Er hat eine klare Idee davon, wie er spielen lassen will, und die Mannschaft folgt ihm.

Aber auch Flick sieht sich inzwischen zunehmend mit Problemen konfrontiert, die schon seinen Vorgänger Löw am Ende von dessen Amtszeit begleitet haben.

Mit einer gewissen Sorglosigkeit zum Beispiel, die dieser Mannschaft eigen ist und die sich sowohl vor dem gegnerischen Tor zeigt als auch bei der Verteidigung des eigenen. Individuelle Fehler seien es gewesen, „für die wir heute gebüßt haben“, sagte Flick nach der Niederlage gegen die Japaner.

Nicht zum ersten Mal war das so. Die Beharrungskräfte innerhalb dieser Mannschaft sind offenbar erstaunlich groß. Um dagegen anzugehen, braucht es jedenfalls mehr als plakative Sinnsprüche und Kalenderweisheiten.

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