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Im Trikot des neuen Arbeitgebers. Lucas Tousart (rechts) in Aktion.

© imago/Norbert Schmidt/imago/Norbert Schmidt

Champions League und Berliner Freundlichkeit: Warum Lucas Tousart den Sprung von Hertha BSC zu Union wagte

Vor ein paar Jahren träumte Lucas Tousart noch davon, mit Hertha BSC in der Champions League zu spielen. Stattdessen findet der Wahl-Charlottenburger sein Glück beim 1. FC Union.

Zumindest in einer Hinsicht ist Lucas Tousart Charlottenburger geblieben. Trotz seines Wechsels von Hertha BSC zum 1. FC Union wohnt der Franzose nach wie vor im blauen Teil der Hauptstadt. „Meine Familie und ich sind dort glücklich, und die Wege sind nicht so lang. Ich brauche nur dreißig Minuten, um nach Köpenick zu kommen”, sagte Tousart am Montag. Es gab also keinen Grund umzuziehen, zumal Union ab und zu auch mal im Olympiastadion spielt. 

Ein paar Monate ist es mittlerweile her, dass Tousart in Berlin die Seiten wechselte, doch die Bedeutung des Transfers hallt immer noch nach. Überläufer zwischen den beiden größten Berliner Vereinen hatte es schon vorher gegeben. Tousart war aber der Erste, für den der Sprung vom Westen in den Osten einen sportlichen Aufstieg bedeutete. Er war, wenn man so will, der letzte Beweis für die aktuelle Wachablösung im Berliner Fußball. 

„Bis vor kurzem hätte ich mir nie vorstellen können, für Union zu spielen”, gab er nun bei seinem ersten großen Medienauftritt in Köpenick zu. Dass sein Wechsel nicht allen gefallen würde, war ihm auch klar. „Ich wusste, dass ich dafür kritisiert werde. Ich kann das verstehen, zumal ich bei den Hertha-Fans auch ein beliebter Spieler war. Aber ich habe das für meine Karriere und meine Weiterentwicklung gemacht“, sagte Tousart. Jetzt sei er vor allem froh, bei Union zu sein und im europäischen Wettbewerb spielen zu können.

Dass es bei Hertha nicht funktioniert hat, dafür trage ich auch meinen Teil der Verantwortung.

Lucas Tousart

Im Olympiastadion in der Champions League zu spielen, war schließlich schon das Ziel, als Tousart 2020 als Rekordtransfer von Lyon zu Hertha kam. „Damals war das Projekt bei Hertha, in der Bundesliga hochzuklettern und im europäischen Wettbewerb zu spielen. Der Verein hatte aber viele Probleme. Dass es nicht funktioniert hat, hat mich natürlich enttäuscht, und dafür trage ich auch meinen Teil der Verantwortung. Aber jetzt bin ich hier, so komisch das ist.“

Die Entscheidung für Union sei am Ende auch relativ leicht gefallen, so Tousart. Dass er keine anderen Angebote hatte, wie Herthas Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich Andreas „Zecke“ Neuendorf am Sonntag auf der Mitgliederversammlung behauptet hatte, das dementierte der Franzose. „Es gab auch andere Optionen, vor allem aus Italien. Aber Union war sehr schnell, und so hatte ich auch die Möglichkeit, in Berlin zu bleiben. Ich musste auch an meine Familie denken. Meine Frau und ich fühlen uns sehr wohl hier.“

Dafür nannte er auch einen etwas unerwarteten Grund. „Was ich an Berlin so schätze, ist die Freundlichkeit der Menschen“, erklärte Tousart, der immerhin genug Deutsch verstehen kann, um andere Erfahrungen gemacht zu haben.

Dabei wäre er nicht die erste berühmte Persönlichkeit, die in der ruppigen Gleichgültigkeit der Berliner Schnauze eine Art Zuflucht gefunden hätte. „In Frankreich gibt es viele Probleme im Moment, und als ich in Lyon war, kam ich in der Öffentlichkeit nie zur Ruhe. Hier fühle ich mich einfach wie ein normaler Mensch.“

Insofern bleibt erst einmal alles beim Alten, was allerdings auch für die Ergebnisse gilt. Mit Hertha musste Tousart in der vergangenen Saison neunzehn Niederlagen hinnehmen, bei Union sind es in der laufenden Saison schon sieben. Zu vergleichen seien die Situationen aber überhaupt nicht, betonte der französische Mittelfeldspieler, der nach einer kurzen Verletzungspause erst seit ein paar Wochen im Einsatz ist. 

„Alles ist sehr strukturiert hier. Der Trainer hat klare Ideen, und jeder weiß, was von ihm erwartet wird. Das ist auch der Grund, warum Union in den letzten Jahren immer wieder neue Meilensteine erreichen konnte“, sagte Tousart. „Natürlich haben wir gerade eine negative Dynamik, aber wir können das Blatt schnell wenden. Wir müssen positiv bleiben.“

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