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Das Imperium schlägt zurück: Leon Goretzka (vorne) und seine Münchner Kollegen jubeln über den Sieg gegen Union.

© Imago/Mladen Lackovic

Auch wenn Union wohl kein Leicester City wird: Der enge Titelkampf tut der Bundesliga und dem FC Bayern gut

Die Münchner stehen nach einer Machtdemonstration im Spitzenspiel gegen den 1. FC Union wieder ganz oben. Den Titelkampf entscheidet allein die Motivationslage des Serienmeisters.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Nach 90 Minuten mit Schneetreiben und schneidendem Wind sah Oliver Kahn am Sonntagabend fröstelig aus. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern hatte die Hände tief in den Taschen vergraben, die Schultern weit nach oben gezogen, seine Mimik wirkte wie eingefroren. Dieser Anblick wollte so gar nicht passen zum Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga. Denn beim 3:0 gegen den 1. FC Union machten die Münchner Serienmeister eindrucksvoll deutlich, dass der Titel auch in diesem Jahr nur über sie geht.

Spielerisch sind die Bayern ohnehin das Maß aller Dinge im deutschen Fußball, dafür brauchte man nur auf die Auswechselbank schauen, auf der mit Leroy Sané, Serge Gnabry, Sadio Mané und Joao Cancelo reihenweise Stars saßen. Doch gegen die völlig chancenlosen Berliner machte vor allem die Arbeit gegen den Ball den Unterschied aus.

Wenn die besten Fußballer der Liga derart aggressiv pressen und dem Gegner keine Luft zum Atmen lassen, ist dagegen kaum etwas auszurichten – ganz sicher nicht für eine Mannschaft mit immer noch begrenzten spielerischen Mitteln wie Union.

Für die Berliner, die mit drei Gegentoren noch sehr gut bedient waren, ist die Niederlage kein Beinbruch. Es wird in dieser Saison vermutlich keine deutsche Version der Wundermeisterschaft von Leicester City geben, doch daran hatte ohnehin niemand ernsthaft geglaubt. Auch wenn Union nur drei Punkte Rückstand hat, ist der Kampf um den Titel für die Mannschaft von Urs Fischer eine Nummer zu groß.

Dennoch hat auch Union einen großen Anteil daran, dass diese Saison die spannendste seit langer Zeit ist. Zwischen Tabellenführer Bayern und dem Fünften Freiburg liegen nur fünf Punkte. Nach Jahren der Münchner Dominanz gibt es endlich wieder einen echten Kampf um den Titel.

Insbesondere Borussia Dortmund macht sich nach dem starken Rückrundenstart berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft. Der Bundesliga kann das nur guttun und letztlich auch dem FC Bayern. Denn nach zehn Titeln in Folge brauchen die Münchner die richtige Motivation, um Topleistungen zu bringen.

Die finden sie abseits der Champions League nur, wenn sie herausgefordert und angestachelt werden. So, wie durch die Niederlage in Gladbach vor einer Woche – und ein vermeintliches Spitzenspiel gegen den zu diesem Zeitpunkt sensationell punktgleichen 1. FC Union.

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