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Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD, r.) stellte am Donnerstag die neuen Angebote bei der Akademie 2. Lebenshälfte vor.

© Andreas Klaer

Viermal Hilfe gegen die Einsamkeit: Brandenburg beschließt „Pakt der Pflege“

22 Millionen Euro stellt das Land zur Verfügung, nach Potsdam fließen rund 950.000 Euro. In welche Angebote das Geld investiert wird.

Mit dem „Pakt der Pflege“ hat das Land Brandenburg 2020 beschlossen, 22 Millionen Euro pro Jahr für Pflege zur Verfügung zu stellen. Rund 952.000 kommen davon jedes Jahr in Potsdam an. Fast 9000 Menschen sind hier nach Angaben der Stadt pflegebedürftig. Die allermeisten davon, nämlich rund 7300, leben „in der Häuslichkeit“: Das heißt, sie leben in betreuten Wohneinrichtungen oder werden in Zuhause gepflegt. Darin liegen auch Herausforderungen: Wer alleine zu Hause alt wird, ist von Problemen wie Einsamkeit bedroht und für Hilfsangebote auch schwieriger zu erreichen, sagen Mitarbeiterinnen der Akademie 2. Lebenshälfte. Mit vier Angeboten soll dem entgegengewirkt werden.

Digital-Lotsen und Online-Pinnwand

„Viele Ältere haben aber Vorbehalte: Sie glauben, das sei zu kompliziert oder sie machen sich Sorgen um ihre Daten“, sagt Imke Bremer, Koordinatorin des Netzwerks „Älter werden in der Landeshauptstadt Potsdam“. Hier sollen Digital-Lotsen helfen: Ehrenamtliche erklären hier Älteren den Umgang mit Computer und Smartphone. „Spezialkenntnisse braucht es dafür nicht“, sagt Bremer. Die meisten Seniorinnen und Senioren hätten ganz einfache Fragen: Wie funktioniert Video-Telefonie oder Online-Banking? Wie installiere ich eine Messenger-App? Zurzeit gibt es, je nach Bedarf, drei bis fünf ehrenamtliche Lotsinnen und Lotsen, die sich um etwa 20 Seniorinnen und Senioren kümmern. Einen Termin kann man unter Tel. 01575/3579890 vereinbaren.

Eine Anlaufstelle im Netz für Ältere soll das Projekt mittendrin.in werden: Das ist eine Online-Pinnwand, die kostenlose und altersgerechte Angebote in der ganzen Stadt aufführt. Jeder und jede kann einen Vorschlag für einen Pinnwand-Eintrag einreichen – das Team von mittendrin.in prüft, ob die Einträge angemessen und seriös sind. Die Angebote können auf einer Stadtkarte oder nach Themen sortiert angezeigt werden, und zwar auf Deutsch, Englisch und Russisch.

Kultur und Bewegung

Ein glückliches Leben findet nicht nur in den eigenen vier Wänden statt – das gilt auch im Alter. Deshalb bietet „Mitten im Leben Potsdam“ besondere Museumsbesuche für Ältere an. Das Angebot richtet sich auch, aber nicht ausschließlich, an Menschen mit Demenz. „Es geht darum, schöne Momente auch abseits des Pflegealltags möglich zu machen“, sagt Kulturvermittlerin Elisabeth Claussen-Greim. Besucht werden das Potsdam Museum, das Barberini-Museum, das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und das Naturkundemuseum. Eine Anmeldung zu den Führungen ist unter Tel. 0176/458 379 74 möglich.

Damit solche Ausflüge noch im hohen Alter noch möglich sind, darf Bewegung kein Hindernis sein. Hier setzt „Lange mobil und sicher zu Hause“ an: Geschulte Ehrenamtliche führen hier mit Seniorinnen und Senioren einfache Bewegungsübungen durch. „Es geht nicht um Sport, aber schon einfache Übungen helfen, die Alltagsfähigkeit zu erhalten“, sagt Projekt-Koordinatorin Uta-Maria Temme. Viele Ehrenamtliche, sagt Temme, seien selbst schon im Ruhestand. Die Beschäftigung mit den Bewegungsübungen habe daher auch einen präventiven Aspekt für diese.

Die Projekte des Pflege-Pakts würden es Älteren einfacher machen, ein lebenswertes Leben zu leben, sagt Brigitte Meier, die Leiterin des Geschäftsbereichs Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit in der Stadt Potsdam. Grundlegende Probleme, wie der Fachkräftemangel im Pflegebereich, könnten allein dadurch nicht ausgeglichen werden. Auch die vorgestellten Projekte werden maßgeblich von Ehrenamtlichen gestemmt: „Wir brauchen das Engagement der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Meier.

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