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HANDOUT - 19.06.2023, Brandenburg, Grüneberg: Teile der Decke in der Dorfkirche sind eingestürzt. Die Bretter und Dachpappe haben den vorderen Teil des Kirchenschiffe unter sich begraben. (zu dpa: «Decke von Dorfkirche eingestürzt - «Das sieht schlimm aus») Foto: Stefan Determann/Kirchenkreis Oberes Havelland,/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Stefan Determann

Nach Deckeneinsturz in Brandenburger Gotteshaus: Weihnachten soll in der Grüneberger Dorfkirche wieder Gottesdienst gefeiert werden

Auf welcher Höhe sich der Schaden beläuft, ist noch nicht absehbar. Die Kirchengemeinde erhält Hilfe vom Land – und bittet um weitere Spenden.

Im Altarraum liegt meterhoch der Schutt. Der barocke Kanzelaltar der Dorfkirche von Grüneberg ist unter Brettern und Deckenteilen begraben. Ob er noch existiert, ist fraglich. „Wir haben noch nicht nachsehen können“, sagt Pfarrer Reinhard Kees.

Mitte Juni war das nördlich von Oranienburg im Landkreis Oberhavel gelegene Dorf durch einen lauten Knall aufgeschreckt worden: Ein gutes Drittel der Unterdecke der Kirche war herabgestürzt. Das hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt: Denn erst kurz zuvor hatte in der Feldsteinkirche noch eine Musikprobe mit 90 Kindern stattgefunden. Und auch eine Konfirmation war wenige Stunden zuvor gefeiert worden. „Gott sei Dank war niemand in der Kirche, Gott sei Dank wurde niemand verletzt“, sagt Kees. Dass so etwas passieren könnte, hätte man nie erwartet.

Gott sei Dank war niemand in der Kirche, Gott sei Dank wurde niemand verletzt.

Reinhard Kees, Pfarrer in Grüneberg

Am Mittwoch waren Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD), Landeskonservator Thomas Drachenberg und Bischof Christian Stäblein zu Gast in Grüneberg. Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Andreas Noack (SPD) und Frank Bommert (CDU) besichtigten sie die Schäden. Deren Ursache ist mittlerweile bekannt: Zu DDR-Zeiten habe man die Unterdecke mit sogenannten Glattnägeln am Dachstuhl der Kirche befestigt, erklärt der Baubeauftragte des Kirchenkreises Oberes Havelland, Winfred Günther.

Diese Technik wende man heute aus guten Gründen nicht mehr an: Durch die Klimaveränderungen hätten sich die Löcher im Holz nach und nach erweitert. Am Ende hielten die Nägel nicht mehr. Eine weitere Dorfkirche, jene von Barsdorf bei Fürstenberg (Havel), wurde deswegen vom Kirchenkreis vorsichtshalber gesperrt. Denn auch dort wurde diese Technik angewandt.

Kirchengemeinde von Grüneberg hofft, ihre Kirche bald wieder nutzen zu können

Die kleine, nur 300 Gemeindeglieder zählende Kirchengemeinde von Grüneberg ist dennoch vorsichtig optimistisch, ihr Gotteshaus bald wieder nutzen zu können. Zunächst solle eine Baurüstung in der Kirche installiert werden, dann wolle man die noch an Ort und Stelle befindlichen Deckenreste ersetzen, sagt Kees. „Weihnachten wollen wir wieder einen Gottesdienst in unserer Kirche feiern.“

Die Kirche ist ein kulturelles Erbe und ein Zeugnis der Geschichte des Ortes. Generationen von Menschen haben hier gemeinsam gebetet, gesungen, gefeiert und getrauert.

Manja Schüle (SPD), Kulturministerin in Brandenburg

Dass das gelingt, wünscht den Grünebergern auch Manja Schüle: Aus Mitteln der Denkmalhilfe des Landes hat sie der Gemeinde einen Förderbescheid über 40.000 Euro mitgebracht. Sie betonte die Bedeutung, die die Dorfkirchen für die Menschen vor Ort hätten. „Die Kirche ist ein kulturelles Erbe und ein Zeugnis der Geschichte des Ortes“, sagt die SPD-Politikerin. „Generationen von Menschen haben hier gemeinsam gebetet, gesungen, gefeiert und getrauert.“ Sie sei deswegen davon überzeugt, dass es die gemeinsame Pflicht aller sei, „dieses kulturelle Erbe zu pflegen und zu erhalten.“

Der evangelische Landesbischof Stäblein würdigte den Einsatz des Landes als Zeichen für das gute Miteinander von Kirche und Land. „Weihnachten wieder in der Kirche feiern, dem Einsturz und der Katastrophe nicht das letzte Wort lassen, die Stimmen zum Klingen und den Ort zusammenbringen, das soll und will die Grüneberger Kirche wieder tun“, sagte Stäblein. „Ich bin gewiss, mit der Hilfe des Landes werden wir das gemeinsam schaffen.“

Schadenshöhe ist derzeit noch nicht absehbar

Doch die Kirchengemeinde ist auch auf der Suche nach Spenden. Denn welche Schäden der Altar, die Kanzel und die unter dem Schutthaufen begrabenen Musikinstrumente erlitten haben, ist derzeit noch gar nicht absehbar. „Bislang sind 4.000 Euro auf unserem Konto zusammengekommen“, sagt Kees. „Aber es ist klar, dass das noch lange nicht reicht.“ Denn allein für die Sanierung der Kirchendecke werden am Ende wohl rund 100.000 Euro benötigt werden.

Landeskonservator Thomas Drachenberg machte unterdessen auf ein Pilotprojekt aufmerksam, welches das Brandenburger Landesdenkmalamt zusammen mit den Kirchenkreisen Zossen-Fläming und Mittelmark-Brandenburg startet: Weil in vielen Brandenburger Kirchen nur noch alle paar Wochen Gottesdienste stattfinden, und längst nicht jeden Tag jemand vor Ort ist, soll es für jede Dorfkirche künftig Ehrenamtliche geben, die aufmerksam beobachten, ob sich an dem Gebäude Baumängel oder Unwetterschäden zeigen, und diese dann melden. So will man künftig rechtzeitig reagieren können – und nicht erst dann, wenn es wie in Grüneberg zu einem Schaden gekommen ist.

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