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Grabungsleiter Immo Heske zeigt bei den Ausgrabungen das Modell eines Hauses, das ähnlich wie einst die Versammlungshalle einst ausgesehen haben könnte. Die größte bekannte Halle der nordischen Bronzezeit soll vergangenen Sommer hier entdeckt worden sein.

© dpa/Jörg Carstensen

Bronzezeit-Halle in der Prignitz entdeckt: Versammelte hier „König Hinz“ seine Anhänger um sich?

In der Nähe von Seddin befindet sich die bedeutendste Grabanlage des 9. Jahrhunderts vor Christus im nördlichen Mitteleuropa. Dort machten Archäologen einen bemerkenswerten Fund.

Von Oliver Gierens, dpa

In der Nähe des „Königsgrabs“ von Seddin (Landkreis Prignitz) nordwestlich von Berlin ist bei Grabungen eine riesige Halle aus der Bronzezeit entdeckt worden. Wie das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege am Mittwoch in Wünsdorf mitteilte, handelt es sich um das größte Bauwerk dieser Art aus der nordischen Bronzezeit (ca. 2200-800 v. Chr). Vermutlich sei mit dem 31 mal 10 Meter großen Grundriss die Versammlungshalle des sagenumwobenen „Königs Hinz“ ausgegraben worden, hieß es.

Laut Landesarchäologe Franz Schopper handelt es sich um einen „ganz dicken spektakulären Fund“. Die Wände des Baus bestanden aus Holzbohlen und einem Flechtwerk mit Lehmverputz. Das Dach war mit Reet oder Stroh gedeckt. Aufgrund der geschätzten Gebäudehöhe von sieben Metern wird angenommen, dass noch weitere Geschosse zum Wohnen und zur Lagerung existierten. Im Inneren der westlichen Gebäudehälfte befand sich zentral gelegen eine Feuerstelle. An der nördlichen Längswand wurde ein Miniaturgefäß geborgen, welches als rituelle Opferung gedeutet wird.

Studenten der Universitäten Göttingen und Berlin machten bei den Ausgrabungen bei Groß Pankow mit.

© dpa/Jörg Carstensen

Gebäude zwischen 10. und 9. Jahrhundert vor Christus datiert

Der Archäologe Immo Heske von der Georg-August-Universität Göttingen, der die Grabungen seit einigen Jahren wissenschaftlich begleitet, datiert das Gebäude zwischen dem 10. und 9. Jahrhundert vor Christus. Aufgrund der enormen Größe dürfte es sich um einen Herrschersitz gehandelt haben. Im Zeitraum von 1800 bis 800 vor Christus gebe es lediglich zwei weitere Gebäude dieser Art zwischen Dänemark und Süddeutschland, sagte Heske.

Grabungsleiter Immo Heske hält in der rechten Hand einen originalen Doppelkonus und in der linken Hand die Nachbildung eines Doppelkonuses.

© dpa/Jörg Carstensen

Tobias Dünow (SPD), Staatssekretär im brandenburgischen Wissenschaftsministerium, sprach am Mittwoch in Seddin von einem „wirklich spektakulären“ Fund. Die Arbeiten rund um das „Königsgrab“ seien vor allem durch eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen, insbesondere auch mit dem Landkreis Prignitz und der Gemeinde Groß Pankow, möglich gewesen. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung von 300.000 Euro für weitere Grabungen zugesagt.

Laut Schopper sollen die Forschungsergebnisse auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Neben einer umfangreichen Publikation seien vor Ort Informationstafeln und eventuell ein Modell der Halle geplant. In Absprache mit den Kommunen solle dies in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren realisiert werden, sagte Schopper.

Das „Königsgrab“ in der Nähe von Seddin bei Groß Pankow gilt als die bedeutendste Grabanlage des 9. Jahrhunderts vor Christus im nördlichen Mitteleuropa. Es wurde 1899 bei Steingewinnungsarbeiten entdeckt.

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