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Ein kaputtes Auto steht auf der Bundesstraße 5, nachdem protestierende Bauern Mist und Gülle auf der Fahrbahn verteilt hatten. Das hat zu drei Verkehrsunfälle geführt, bei denen mehrere Personen verletzt wurden, so die Polizei.

© dpa/Christian Pörschmann

Update

Bauern schütten Gülle auf Brandenburger Straße: Fünf Verletzte nach Unfällen mit Misthaufen – Abschleppunternehmen bedroht

Landwirte und Unterstützer haben in der Nacht drei Brandenburger Straßen blockiert. Darunter waren Teilnehmer mit abstrusen Umsturzfantasien. Unbeteiligte Autofahrer wurden verletzt.

| Update:

Bauern haben in der Nacht zu Montag auf der B5 bei Elstal im Havelland absichtlich Gülle und Mist abgeladen – mit weitreichenden Folgen. Auf dem vierspurigen Streckenabschnitt der Bundesstraße sind in der Dunkelheit mindestens drei Autofahrer in die Hindernisse gefahren. Fünf Menschen wurden nach Polizeiangaben leicht verletzt in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Die Misthaufen waren über mehrere hundert Meter auf beiden Richtungsfahrbahnen der B5 verteilt worden, der Fernsehsender RTL berichtet darüber hinaus von abgeladenen Baumstämmen. Ein Video auf dem Messengerdienst Telegram zeigt, wie offenbar Unterstützer des Protests die Landwirte anfeuern. „Da auch nochmal abgeladen, geil“, sagt eine Frauenstimme in dem Clip, auf dem gleich mehrere der Misthaufen zu sehen sind. In anderen Videos der Aktion ist immer wieder Pyrotechnik zu hören und zu sehen.

Ein weiteres Video, das dem Tagesspiegel vorliegt, belegt, dass die Blockierer zumindest zwischenzeitlich keine Rettungsgasse freiließen. Die Aufnahme ist am Sonntagabend gegen 23:30 Uhr entstanden und zeigt mehrere Feuerwehrautos, die auf dem Weg zu einem Einsatz, in der Fahrzeugblockade auf der B5 aufgehalten werden. Es dauert mehrere Minuten bis die Demonstranten ihre Autos wegfahren, um die Rettungsgasse freizumachen.

Die B5 war auch am frühen Morgen noch gesperrt, da Bauern ihre Traktoren abgestellt hatten. Acht Fahrzeuge in Fahrtrichtung Nauen sowie die drei in Fahrrichtung Berlin mussten von Abschleppwagen entfernt werden, wie ein Polizeisprecher sagte. Am Vormittag war in einem Livestream auf der Videoplattform „TikTok“ zu erkennen, wie auch Traktoren von der Fahrbahn abgeschleppt wurden.

Im Stream wurde wiederholt der Name des lokalen Abschleppunternehmens aus dem Havelland genannt und die private Facebook-Seite des Inhabers geteilt. Innerhalb weniger Minuten waren auf dem Profil hunderte Hasskommentare zu sehen, darunter Bedrohungen und Beleidigungen wie „Volksverräter“. Viele User schrieben, sie wünschen dem Abschleppunternehmen „die baldige Insolvenz.“ Gleichzeitig wurden auch Telefonnummern von Mitarbeitern verbreitet.

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Aktionen waren „geheim“ geplant worden

Auch in Potsdam fand in der Nacht zu Montag eine Protestaktion statt. Mehrere Traktoren und Autos seien auf der Straße gewesen, teilte die Polizei mit. Die Versammlung an der Glienicker Brücke löste sich gegen 6 Uhr auf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei die Aktion genehmigt. Eine weitere nächtliche Blockade fand auf der B158 bei Ahrensfelde statt.

Die nächtlichen Aktionen der Landwirte und ihrer Unterstützer wurden nach Informationen des Tagesspiegels schon Tage zuvor konspirativ in geschlossenen Chatgruppen bei Telegram und Facebook geplant. Keine der Blockaden, die etwa gegen 22 Uhr begannen, waren bei der Polizei im Vorfeld angemeldet worden. Involviert war unter anderem der Dresdner Querdenker Marcus Fuchs, der eigens für die Proteste nach Berlin und Brandenburg gereist war und bereits zuvor in Videos „eine große Nachtaktion“ angekündigt hatte.

Am Montagmittag distanzierte sich der Landesbauernverband Brandenburg deutlich von den Geschehnissen. „Das, was jetzt passiert ist, darf nicht passieren. Hier wurden Grenzen überschritten“, sagte Präsident Henrik Wendorff in einem Statement. „Wir haben berechtigte Forderungen, für die wir uns mit Nachdruck auch auf der Straße eingesetzt haben. Doch wir stellten dafür einen Rahmen sicher, in dem niemand zu Schaden kam und keine Sachbeschädigungen stattfanden“, hieß es weiter in der Mitteilung.

„Wir haben uns von unseren Familien verabschiedet“

In Livestreams von den verschiedenen Störaktionen war immer wieder die Rede davon, dass die Hauptstadt angeblich „abgeriegelt“ sei. Besonders radikal äußerten sich Teilnehmer der Blockade an der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Wenn die Polizei komme, um zu räumen, werde man sich „wehren“, sagte ein Demonstrant im Livestream. „Wir sind hierhin gekommen, um zu kämpfen. Wir haben uns von unseren Familien verabschiedet“, ein weiterer. Wofür gekämpft werden sollte, wurde unterdessen nicht deutlich.

Bei der Blockade an der Glienicker Brücke hielt sich zwischenzeitlich auch der Brandenburger AfD-Landtagsabgeordnete Lars Hünich auf, der Anfang des Jahres durch seine Äußerung auffiel, den „Parteienstaat“ abschaffen zu wollen. (mit dpa/AFP)

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