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Zwei Gewinner: Stephan Weil, hier im Vordergrund, und Olaf Scholz

© Imago/Janine Schmitz/photothek.de

Verschwiegene Niedersachsen: Auf Weil kann Scholz sich verlassen – auch in der Causa Pistorius

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil ist ein Politiker nach dem Geschmack von Bundeskanzler Olaf Scholz. Und er wird ihm noch dazu nicht gefährlich.

Also ehrlich, mit der Personalie Boris Pistorius hat doch in der Öffentlichkeit niemand wirklich gerechnet. Wenn es dem Bundeskanzler nicht erst um sieben Uhr morgens am Verkündungstag eingefallen sein sollte, dann zeigt das: Nicht nur Olaf Scholz kann schweigen, sondern Stephan Weil, Niedersachsens Ministerpräsident, auch.

Das ist es unter anderem, was Scholz an Weil schätzt. Der Bundeskanzler schätzt ja nicht viele, aber wenn, dann die, die verlässlich und gut ihre Arbeit machen, nicht rumreden und sich bei alledem nicht selbst in den Vordergrund stellen. Das alles passt ganz natürlich auf Weil.

Der Niedersachse Weil, der ein gebürtiger Hamburger ist, und der vermeintliche Hamburger Scholz, der ein gebürtiger Niedersachse ist – beide sind 64 Jahre alt, Juristen und politische Puristen. Will heißen: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Wobei es einen Unterschied gibt: Weil ist nahbar, sucht Transparenz, versucht, seine Entscheidungen gut zu erklären. Der Kanzler ist inzwischen bemüht, das auch besser zu machen, aber er wird der „Scholzomat“ bleiben. Und es stört ihn nicht. Zum Erklären hat er Genossen wie Weil. Der ist eine Art Empathomat.

Scholzomat ist übrigens eine Zuschreibung, die Scholz selbst einmal nicht ganz falsch fand. Das war damals, als er noch für den anderen Niedersachsen, für Gerhard Schröder, die Geschicke der SPD leitete.

Sie eint vielerlei Erfahrung: Oberbürgermeister, Länderchef, Finanzchef. Weil war Kämmerer und OB von Hannover, Scholz Hamburgs Erster Bürgermeister und Bundesfinanzminister.

Dass der Kanzler auf Boris Pistorius kommt, den Innenminister unter Weil, hat auch mit vielerlei zu tun. Pistorius ist noch ein Ex-OB, und zwar von Scholz’ Geburtsstadt Osnabrück.

Und dann war Scholz auch einmal Innensenator und schätzt klare Kante. Das ist ein Erbe des einstigen Polizei-, sprich Innensenators Helmut Schmidt. Dazu passt Pistorius.

Bei Scholz ist es immer wieder Schmidt. Bei Weil ist der gedanklich auch nicht so weit entfernt – aber ohne Arroganz. Wenn er so weitermacht, überholt er den Langzeit-Ministerpräsidenten von Niedersachsen, den Christdemokraten Ernst Albrecht, der von 1976 bis 1990 amtierte.

Bundeskanzler wird Weil nicht mehr werden, will er auch nicht, was Scholz neben allem anderen gefallen wird. Nicht einmal SPD-Chef wollte Weil werden; dabei hätte er Chancen gehabt. Dass Pistorius statt seiner kandidierte und es keine großen persönlichen Schwierigkeiten danach gab, ist auch Weil zu verdanken.

Jetzt hilft Niedersachsen wieder aus und zeigt über Arbeitsminister Hubertus Heil hinaus seine Stärke, ohne aufzutrumpfen. Gut Scholz will eben Weil haben.

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