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Malte Lenz Gallée (Bündnis 90 / Die Grünen).

© dpa/Philipp von Ditfurth

Nach Belästigungsvorwürfen : Jüngster deutscher Grünen-EU-Abgeordneter tritt zurück

Grenzüberschreitendes Verhalten, unerwünschte Berührungen - Malte Gallée soll mehrere Frauen belästigt haben. Der Abgeordnete reichte seinen Rücktritt ein und schwieg zu den Vorwürfen.

Der jüngste deutsche Europaabgeordnete, Malte Gallée (Grüne), legt sein Mandat nieder. Der 30-Jährige teilte am Freitag mit, dass er die Fraktionsführung über diesen Schritt informiert habe.

Grund dafür sollen Gerüchte gewesen sein. Um was für Gerüchte es sich handelt, wollen sowohl Gallée als auch die Grünen nicht preisgeben. Der „Stern“ berichtet unterdessen, dass der Abgeordnete sein Mandat wegen wiederholten #MeToo-Vorwürfen niedergelegt habe.

„Mein Rücktritt als Abgeordneter fällt mir schwer und ich bedauere, dem Europäischen Parlament fortan nicht mehr anzugehören“, sagte der 30-Jährige. Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte er am Donnerstagabend auf Anfrage, „dass es seit einiger Zeit Gerüchte über mich gibt“. Er selbst habe deswegen im Sommer 2022 die Ombudsstelle der Grünen im Europäischen Parlament aufgefordert, dem nachzugehen.

Etliche Mitarbeiterinnen der Grünen in Brüssel sollen Gallée dem Bericht nach seit Sommer 2022 vorgeworfen haben, sie sexuell belästigt zu haben. Mehrere sollen dem „Stern“ von einem Fehlverhalten Gallées berichtet haben. Demnach ging es in den Vorwürfen um Grenzüberschreitungen, unerwünschte Berührungen, ungebetenes Betreten von Büros, aber auch um Mobbing.

Ich bin davon überzeugt, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen.

Malte Gallée, Europaabgeordneter

Betroffene Frauen sollen der Fraktionsspitze um Terry Reintke vorgeworfen haben, ihre Beschwerden nicht ernst genommen zu haben. Auch seien sie unter Druck gesetzt worden. Auf Anfrage des „Stern“ äußerte sich Gallée zu den Vorwürfen ausweichend. Zur sexuellen Belästigung sagte er demnach: „In meiner Welt ist das nicht passiert.“

„Ich bin davon überzeugt, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen“, sagte er gegenüber der dpa. Er habe von Anfang an darauf gedrungen, sämtlichen Gerüchten nachzugehen. „Deshalb begrüße ich, dass es Strukturen für Ombudsverfahren im bayerischen Landesverband und bei der Europafraktion der Grünen gibt.“ Er stehe dafür jederzeit zur Verfügung.

Nulltoleranz für Belästigungen

Er wolle sich in den nächsten Wochen und Monaten uneingeschränkt auf mögliche Ombudsverfahren konzentrieren können. Weder Gallée noch die Europa-Grünen beziehungsweise der bayerische Landesverband wollten sich dazu äußern, ob es derzeit laufende Verfahren gibt.

Die Grünen-Fraktion im Europaparlament wollte sich auf Nachfrage ebenfalls nicht zu den konkreten Gerüchten äußern. Eine Sprecherin teilte nur allgemein mit: „Die Grünen/EFA-Fraktion legt größten Wert auf ein Klima der Sicherheit und der Nulltoleranz für Belästigungen und unangemessenes Verhalten.“

Der Grünen-Politiker aus Bayern war Anfang 2022 für Sven Giegold ins Europaparlament nachgerückt, der als Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium wechselte. Auf Tiktok folgen Gallée mehr als 50 000 Menschen, damit erreicht er viele junge Menschen.

Seit 1999 bilden die Grünen gemeinsam mit der Europäischen Freien Allianz (EFA) in der sich etwa Regionalpartien zusammengeschlossen haben, eine gemeinsame Fraktion. Die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Terry Reintke, und der Leiter der deutschen Grünen-Gruppe, Rasmus Andresen, äußerten sich auf Anfrage zunächst nicht.

Grundsätzlich kümmern sich Ombudspersonen der Grünen im Europaparlament darum, Mittel und Wege zur raschen und gerechten Beilegung von Streitigkeiten zu finden. Sie kümmern sich etwa um Streitigkeiten zwischen Mitgliedern der Fraktion und Angestellten oder zwischen Angestellten. Dazu können beispielsweise Mobbing- oder Belästigungsvorwürfe zählen. (dpa, Tsp)

Nachtrag: In einer vorherigen Fassung des Artikels haben wir berichtet, dass Malte Gallée mehr als „ein Dutzend Frauen“ belästigt haben soll. Wir stellen richtig, dass zwar so viele Frauen dem stern von Belästigungen berichtet haben, von den Belästigungen dabei jedoch nicht alle dieser Frauen direkt betroffen waren. Der stern spricht von „etlichen“ Betroffenen. Die Redaktion  

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