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Ein ukrainischer Flüchtling nimmt an einem Deutschkurs des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V. teil. (Archivfoto)

© dpa/Peter Kneffel

Integration ukrainischer Flüchtlinge: Knapp die Hälfte der Geflüchteten ist überqualifiziert für ihren Job

Einer Studie zufolge arbeitet rund ein Fünftel der erwerbsfähigen Geflüchteten. Diese verdienen weniger als der Durchschnitt in Deutschland. Doch Sprachkurse und Kinderbetreuung erhöhen die Integration.

Rund 18 Prozent aller erwerbsfähigen ukrainischen Flüchtlinge sind einer Studie zufolge erwerbstätig, weitere 57 Prozent nehmen an Sprachkursen teil oder besuchen Bildungseinrichtungen. Ab einer Aufenthaltsdauer von zwölf Monaten steige die Erwerbstätigenquote „deutlich auf 28 Prozent“, teilte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag mit.

68 Prozent der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter hätten ein Hochschulexamen, weitere 16 Prozent eine Berufsausbildung. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen arbeite in Berufen, für die sie formal überqualifiziert sind.

Nur 39 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten in Vollzeit, 36 Prozent in Teilzeit, 18 Prozent seien geringfügig beschäftigt, 7 Prozent seien in Ausbildung oder machten ein Praktikum. Der mittlere Monatsverdienst der vollzeitbeschäftigten Ukrainer liegt laut IAB mit 2550 Euro fast 1000 Euro unter dem Durchschnittsverdienst aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland.

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Bildungsabschlüsse, Berufserfahrung und gute Deutschkenntnisse erhöhten die Arbeitsmarktchancen und die Verdienste.

Angesichts der hohen Teilnahmequote an Sprach- und Integrationskursen und der ausgeprägten Erwerbstätigkeitswünsche „ist nach Abschluss der Kurse eine beschleunigte Integration zu erwarten“, sagt Yuliya Kosyakova, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung.

80 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter seien Frauen, die Hälfte von ihnen hat Kinder. Gute Kinderbetreuung führe „zu mehr sozialen Kontakten mit deutschen Familien, fördert die soziale Teilhabe und erleichtert damit auch indirekt den Arbeitsmarktzugang“, sagte Kosyakovas Kollege Herbert Brücker.

Die Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von rund 6000 ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren, die sich seit Februar 2022 in Deutschland aufhalten.

EU-Regelung für Ukrainer:innen läuft 2024 aus

Kosyakova rechnet nach eigenen Worten aber damit, dass in Zukunft mehr Ukrainer:innen erwerbstätig sein werden, mahnt dafür aber auch Perspektiven für die Menschen an, die bleiben wollen. Nur mit einer Perspektive würden sie in Bildung, Sprache und Integration investieren, sagte sie.

Durch eine auf EU-Ebene vereinbarte Regelung können Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland bleiben, ohne einen Asylantrag zu stellen. Die Regelung ist befristet bis zum Frühjahr 2024.

Ukrainische Flüchtlinge unterliegen keinen Beschäftigungsverboten, müssen keine Asylverfahren durchlaufen und sind sie in die Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch II (Bürgergeld) integriert.

Knapp die Hälfte der Geflüchteten möchte bleiben

Mit zunehmender Dauer des russischen Angriffskriegs wollen immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine längerfristig in Deutschland bleiben.

Wie aus den Ergebnissen einer zweiten Welle einer großangelegten Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine hervorgeht, hatten zu Beginn dieses Jahres 44 Prozent von ihnen langfristige Bleibeabsichten. Das waren fünf Prozentpunkte mehr als im Spätsommer vergangenen Jahres.

Das IAB, das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Forschungszentrums des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) befragten zwischen Januar und März dieses Jahres erneut knapp 7000 Geflüchtete aus der Ukraine zu ihren Lebensumständen in Deutschland. 

Die Teilhabe der Ukrainerinnen und Ukrainer habe innerhalb von knapp einem Jahr leichte Fortschritte gemacht, sagte Andreas Ette vom BiB.

Er verwies dabei auf Ergebnisse der aktuellen Befragung, wonach im Vergleich zum Sommer 2022 inzwischen mehr ukrainische Kinder die Schule oder eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen. Gut eine Million Ukrainer:innen leben aktuell in Deutschland. (dpa/epd)

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