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Feldbetten in einer Hamburger Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge.

© dpa / dpa/Julian Weber

Deutschland und seine Einwanderer: Integrationsklima bleibt gut – trotz des Ukraine-Krieges

Die Ankunft zahlreicher Ukraine-Flüchtlinge hat bislang keine negativen Auswirkungen auf das Zusammenleben in Deutschland. Allerdings berichten vor allem Türkeistämmige über Diskriminierungen.

Erst kam die Flüchtlingskrise von 2015/16, dann die Corona-Pandemie, anschließend der Ukraine-Krieg – trotz all dieser Herausforderung erweist sich Deutschland weiterhin als einwanderungsfreundliches Land. Laut einer Befragung des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) haben insbesondere die jüngsten Herausforderungen – Hunderttausende Flüchtlinge aus der Ukraine und hohe Energiepreise  - keine negativen Folgen für das Zusammenleben von Einwohnern verschiedener Herkunft.

Die Gesellschaft in Deutschland sei „integrationserfahren und krisenresistent“, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Petra Bendel, am Mittwoch bei der Vorstellung des jüngsten SVR-Integrationsbarometers. Für die Erhebung waren zwischen November 2021 und dem vergangenen Juli 15.005 Personen bundesweit befragt worden, davon 7000 Menschen mit Migrationshintergrund.

Der vom Sachverständigenrat ermittelte Integrationsklima-Index erreichte trotz des erneut starken Zuzugs von Flüchtlingen insbesondere aus der Ukraine und den damit verbundenen Herausforderungen seinen höchsten Wert seit dem Beginn der Erhebungen im Jahr 2015. Besonders unter Personen ohne Migrationshintergrund verbesserte sich das Integrationsklima in den vergangenen zwei Jahren. Auch Personen mit Migrationshintergrund schätzten das Integrationsklima positiver ein, wenn auch in geringerem Ausmaß.

Deutschland ist integrationserfahren und krisenresistent.

Petra Bendel, Vorsitzende des Sachverständigenrats für Integration und Migration

Allerdings gaben besonders Türkeistämmige an, von Diskriminierungen betroffen zu sein. Aus diesem Herkunftskreis berichtete jeder Fünfte über Benachteiligungserfahrungen. Nach den Worten von Marc Helbling vom SVR sieht zudem ein knappes Drittel der Befragten unabhängig von ihrer Herkunft im Bildungswesen Benachteiligungen für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

Wie Helbling weiter erläuterte, haben sich die Menschen in Ost- und Westdeutschland in ihrer Wahrnehmung des Integrationsklimas angenähert. Nachdem sich laut den regelmäßigen Erhebungen des SVR das Integrationsklima nach Ankunft der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge 2015/16 unter Personen ohne Migrationshintergrund in Ostdeutschland verschlechtert hatte, nahmen die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland nun wieder ab.

Die Untersuchung zeige, dass die Menschen in Deutschland trotz der Flüchtlinge aus der Ukraine mit Zuwanderung gut umgehen können, bilanzierte die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium Juliane Seifert. „Das ist eine gute Nachricht, denn Deutschland braucht Zuwanderung“, sagte sie. Die SPD-Politikerin verwies dabei insbesondere auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, mit dem der Standort Deutschland für Fachkräfte aus Drittstaaten attraktiver gemacht werden soll.

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