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Das sind ja Aussichten: Boris Pistorius  beobachtet eine Übung von Bundeswehrsoldaten mit der litauischen Armee.

© picture alliance/dpa/Kay Nietfeld

Brigade der Bundeswehr in Litauen: Ein Zurück gibt es nicht

Deutschland stationiert erstmals einen militärischen Großverband in einem anderen Land. Das zeigt die gestiegene Verantwortung für gemeinsame Verteidigung in der Nato.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Eine deutsche Brigade für Litauen, dort auf Dauer stationiert – das ist Neuland in der Geschichte der Bundeswehr.

Ein gewagter Schritt wird es obendrein: 4800 Soldatinnen und Soldaten plus 200 Zivilbeschäftigte an der Grenze zum großen Aggressor Russland, und die dafür nötigen Finanzen müssen auch dauerhaft gesichert werden. Auf beiden Seiten. Ein Zurück gibt es nicht.

An diesem Montag geht es los, ganz offiziell. Bundesminister Boris Pistorius verabschiedet das Vorkommando von 20 Personen am Regierungsterminal des Berliner Flughafens, der Heeresinspekteur, Generalleutnant Alfons Mais, begleitet sie, empfangen werden sie in Vilnius vom neuen Verteidigungsminister des Nato-Partners, Laurynas Kasciunas.

Aus den ersten 20 unter Oberst André Hastenrath, der bisher das deutsche Kontingent der Nato-Mission in Litauen geführt hat, wird bis Jahresende ein „Aufstellungsstab“ mit insgesamt 150 Personen. Im kommenden Jahr findet dann ein sogenannter Aufstellungsappell statt. Mit dem ist die Brigade in Dienst gestellt, stationiert wird aber schrittweise, je nach Fortschritt beim Aufbau der militärischen und zivilen Infrastruktur. Ende 2027 soll der Kampfverband einsatzbereit sein.

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Die Litauer planen – übrigens unter Leitung von Premierministerin Ingrida Simonyte – an zwei Standorten. Nahe Vilnius und Kaunas sollen neben den Unterkünften zwei Schulen und Kindergärten gebaut werden. Bis Ende 2026 wollen die Litauer fertig sein – und ihr Verteidigungsminister wird bis dahin für die langfristige Finanzierung noch zusätzliche Geldquellen erschließen müssen.

Die Deutschen rechnen von dem Zeitpunkt an, wenn die neue schwere Panzerbrigade 45 endgültig voll aufgestellt ist, mit monatlichen Kosten von mehr als 30 Millionen Euro. So viel Geld ist schon für den Betrieb einer regulären Brigade hierzulande nötig.

In Litauen kommen allerdings weitere Kosten hinzu, für Auslandszulagen, Transport und Material – was heißt: Auch der Bundesverteidigungsminister braucht für die dauerhafte Stationierung zusätzliches Geld.

Viel Geld sogar. In internen Schätzungen ist von mehr als sieben Milliarden Euro die Rede. Das schuldenfinanzierte „Sondervermögen“ für die Bundeswehr wird ja im Jahr 2027 ausgegeben sein.

Jetzt aber sieht es so aus: Die Unterschriften sind geleistet, das Vorkommando macht sich auf den Weg. Das Prestigeprojekt, eng mit Pistorius verbunden, beginnt. Deutschland setzt seine Verteidigungsbereitschaft als Faustpfand ein. Ein Zurück gibt es nicht.

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