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Chef des Forsa-Instituts: Manfred Güllner.

© Imago Images/Jens Schicke

AfD verliert in Umfrage leicht: Forsa-Chef Güllner warnt vor „Weimarer Verhältnissen“ durch neue Parteien

Es drohe eine Zersplitterung des Systems, sagt der Demoskop. Dies könne der AfD in die Hände spielen. Die bleibt zweitstärkste Kraft – sonstige Parteien legen deutlich zu.

Eine neue Partei, eine Ankündigung im neuen Jahr: Zunächst gründete die ehemalige Linke Sahra Wagenknecht das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), am Wochenende beschloss der erzkonservative Verein Werteunion um den ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, zügig eine Partei zu gründen.

Mit Blick auf diese Entwicklung warnt nun der Chef des Forsa-Instituts, Manfred Güllner, vor Zuständen wie in der Weimarer Republik. Dadurch drohe „eine Zersplitterung des Parteiensystems und die Gefahr von erneuten Weimarer Verhältnissen in Deutschland“, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschlands.

AfD-Mann Höcke in Thüringen könnte profitieren, sagt Güllner

Güllner verwies dabei auf die instabilen politischen Verhältnisse zum Ende der Weimarer Republik, die das Erstarken der Nationalsozialisten begünstigt hatten.

„Wenn zum Beispiel in Thüringen immer mehr Menschen Splitterparteien wählen, diese aber nicht ins Parlament kommen, sind immer weniger Prozente erforderlich, um den Ministerpräsidenten stellen zu können“, sagte der Meinungsforscher. Das könnte der AfD und deren Thüringer Chef Björn Höcke „in die Hände spielen“.

Ich sehe kein großes Wähler-Potenzial einer Partei der Werteunion.

Manfred Güllner, Forsa-Chef

Es sei daher richtig, dass die CDU auf diese Auswirkungen auf das Parteiengefüge hinweise, sagte Güllner. Die Werteunion hatte sich ursprünglich als Gruppierung innerhalb von CDU und CSU gegründet, um der Union ein konservativeres Image zu geben, sie war aber nie eine offizielle Parteigliederung.

Nach und nach verließen jedoch viele CDU-Mitglieder den Zusammenschluss. Die CDU-Spitze warf der Werteunion Radikalisierung und mangelnde Abgrenzung zur AfD vor.

Mit Blick auf den Parteigründungsbeschluss sagte Güllner: „Ich sehe kein großes Wähler-Potenzial einer Partei der Werteunion.“ Es sei zweifelhaft, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde erreiche, fügte der Forsa-Chef mit Verweis auf Maaßen hinzu, der bei der Bundestagswahl 2021 „nicht mal sein Direktmandat gewinnen“ konnte.

Maaßen als Vorsitzender des Vereins Werteunion gab als Ziel aus, bereits bei den ostdeutschen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September anzutreten.

AfD in Umfragen bei mehr als 20 Prozent

Dort liegt die von Verfassungsschützern teilweise als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei in Umfragen vorn. Auch in bundesweiten Erhebungen kommen die Rechtspopulisten seit Monaten stabil auf mehr als 20 Prozent.

In einer neuen Umfrage verlor die AfD, bleibt aber weiterhin die zweitbeliebteste Partei. In der wöchentlichen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild“, die am Dienstag veröffentlicht wurde, rutscht die Partei im Vergleich zur Vorwoche von ihrem bisherigen Höchstwert von 23 Prozent auf nun 21,5 Prozent ab.

900.000
Menschen protestierten am Wochenende bundesweit gegen die AfD

Zulegen konnten in der Umfrage vor allem die sonstigen Parteien, die von acht auf 11,5 Prozent kletterten. Hierzu zählt auch BSW, das hier allerdings nicht separat ausgewiesen wird.

Die AfD steht derzeit auch im Fokus von Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für den Schutz der Demokratie, an denen sich am vergangenen Wochenende nach Polizeiangaben deutschlandweit mehr als 900.000 Menschen beteiligt hatten.

Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November in Potsdam, bei dem auch AfD-Politiker sowie Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion vertreten waren.

Besprochen wurden nach Angaben von Teilnehmern Pläne, wie eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. (lem)

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