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Der Papst ist da! Franziskus mit Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa.

© imago/Independent Photo Agency Int./VATICAN MEDIA

Eine Million junge Gläubige in Lissabon: Katholiken aller Länder, vereint euch!

Eine Million junger Menschen trifft sich gerade in Lissabon; der Papst ist auch dabei. Aus der Selbstvergewisserung im Glauben muss aber mehr werden: ein gemeinsamer Aufbruch.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die Kirche verliert die Jugendlichen – kamen früher 2,5 Millionen zum Weltjugendtag, 2016 in Krakau, so werden es aktuell in Lissabon vielleicht eine Million. Es sind nicht die gestiegenen Reisekosten, nicht allein, das wäre zu profan. Vielmehr wirken sich Irrungen und Wirrungen der vergangenen Monate und Jahre aus.

Nein, die Themen vieler Junger werden nicht so aufgenommen, wie es der heutigen Zeit entspräche. In Sprache und Leidenschaft müsste deutlicher werden, dass ein Ausgleich zwischen Nord und Süd, dass Kolonialismus, Frieden, Klimagerechtigkeit eben nicht nur als politisch angesehen werden, als parteipolitisch, sondern als gesamtgesellschaftlich.

Wer für die Bewahrung der Schöpfung zuständig sein will, muss sie ernst nehmen und ernst machen. Sich angreifbar machen durch Einmischung – die Kirche als Institution und auch der Papst sind für viele junge Menschen dafür bei Weitem nicht mehr glaubwürdig genug.

Selbstkritik ist da willkommen. Bistumsverantwortliche, Bischofskonferenz, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), sie sagen unisono, dass die sinkenden Zahlen hierzulande und bei Weltjugendtagen mit Vertrauensverlust zu tun haben. Immer weniger junge Menschen haben einen Bezug zur Kirche, viele treten aus. „Manche sagten, es passe für sie gerade nicht, ein Friede-Freude-Eierkuchen-Glaubensfest in dieser Kirchenkrise zu feiern“, sagt eine Verantwortliche.

In Asien und Afrika steht der Glaube im Vordergrund

Hier zeigt sich dann allerdings auch eine zusätzliche Herausforderung: Die Kirche könnte sich daran spalten. In Asien und Afrika steht der Glaube im Vordergrund, das Beten auch, in Europa das im Glauben Handeln. Das trennt.

Umso wichtiger wird es jetzt, der Institution Weltjugendtag bei den katholischen Jugendlichen insgesamt mehr Bedeutung zu verleihen. Das Interesse lässt ja nicht nur auf Deutschland bezogen nach, wie der Präses des BDKJ zuletzt beklagt hat. Wichtig ist darum für ihn wie für andere in der Jugendarbeit: Brücken zu bauen, Verbindungen zu schaffen, gemeinsame Ansätze gerade auch mit den Menschen des globalen Südens zu suchen.

Das gibt der Weltjugendtag im Grundsatz her. Zumal die Zeit der Kriege, globalen Ungerechtigkeiten und Klimakrisen nicht so schnell enden wird. Es ist ein weltweites Schicksal, das die jungen Menschen vereinen sollte. Ihr Treffen in Lissabon bietet bei dann immerhin noch einer Million Teilnehmenden weiter Chancen für Vorschläge, die besser nicht überhört werden.

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