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Demonstrant mit Plakat auf der Demonstration Hanfparade

© imago/IPON / imago/IPON

Nicht zu Ende gedacht?: Das meint die Tagesspiegel-Community zur Cannabis-Legalisierung

Karl Lauterbach und Cem Özdemir haben ein neues Eckpunktepaket zur Cannabis-Legalisierung vorgelegt. Unsere Leserinnen und Leser sehen das Papier eher skeptisch.

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Am heutigen Mittwoch stellte Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit Agrarminister Cem Özdemir die neuen Pläne der Bundesregierung für eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland vor.

Noch in diesem Jahr soll der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von maximal drei Pflanzen legalisiert werden. Außerdem will die Bundesregierung den Anbau und die Abgabe der Droge in speziellen Vereinen, sogenannten „Cannabis Social Clubs“, ermöglichen. Fachgeschäfte, in denen Cannabis verkauft werden sollte, wird es zunächst nicht geben.


Lauterbachs und Özdemirs Vorstoß hinterlässt bei unserer Community viele offene Fragen. Das neue Konzept scheint nicht ausgereift zu sein und wesentliche Punkte nicht zu berücksichtigen. Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl unserer Leserkommentare.


Drehrummbumm
Was spricht denn gegen kontrollierten Verkauf, aus kontrolliertem Anbau? Nur so erhält man sicheres Cannabis und zieht den Dealern die Käufer weg. Ich dachte, dass es genau darum ginge. Ob sich jemand besäuft, mit dem Risiko von Hirnschäden, wie Korsakow, Schlaganfällen, Leberzerfall, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder bekifft, mit dem erhöhten Risiko von Hirnschäden oder Psychosen, Lungenkrebs.... wo ist der relevante Unterschied?

Wenn dies also schon jemand tun muss, dann wenigstens mit Qualität. Aus gutem Grund ist ja auch das Brennen von Schnaps verboten. Aber ich werde mir ein, zwei Pflanzen wohl ins Gewächshaus setzen.


CuriosiTea
Und man hat es doch tatsächlich geschafft, die wichtigsten Punkte einfach komplett links liegen zu lassen. Beseitigen des Schwarzmarkts: Leider geht es ohne richtige lizenzierte Geschäfte nicht. Die Regelung mit Klubs gibt es bereits in anderen Ländern und wirklich helfen tut das dort nicht. Helfen würde ein lizenzierter Handel, wie in anderen Ländern bereits bewiesen.

Richtige Regeln für Verkehrstauglichkeit: Niemand sollte high Auto fahren. Ganz klar. Aber wenn man 3 Tage nach dem letzten Konsum fährt und der Urintest trotzdem positiv ist, dann hat das nichts mit Trunkenheit im Straßenverkehr zu tun, sondern es ist ein fehlerhaftes Gesetz. Naja, vielleicht beim nächsten Mal.


Dr_wurst
Schade, am Ziel vorbei. Der Verkauf wird dann wohl weiterhin über zwielichtige Stellen ablaufen, ohne Kontrollen. Die EU steht sich damit selbst im Wege. Wir steuern dann über kurz oder lang auf die gleichen Probleme zu, wie sie in den Niederlanden zu sehen sind.


MiHa77
Die Legalisierung ist grundsätzlich ein richtiger Schritt. Nichtsdestotrotz hat die Debatte - meist im Whataboutism zu Alkohol - auch zu einer permanenten Verharmlosung von Cannabis geführt. Einige Konsumenten entwickeln eben doch eine starke psychische Abhängigkeit, psychische Folgeerkrankungen und rauben sich Jahre ihres Lebens, oder ruinieren ihre Beziehungen und Ehen.


MrB@illy
Ich dachte, es geht vornehmlich um eine Entkriminalisierung und das Austrocknen krimineller Machenschaften. Das wird hierdurch aber nicht erreicht. Die Herkunft bleibt wohl weiterhin im illegalen Import aus den einschlägigen Herstellerländern. Die Gewinnmargen gehen an kriminelle Händler und die Ausbeutung der Bauern geht weiter.

Mit Verlaub: Der Eigenanbau dürfte wohl kaum einen nennenswerten Anteil an der Produktion ausmachen. Im schlimmsten Fall wird der Konsum angekurbelt und die Beschaffung der meisten Konsumenten, die wohl keine Lust auf das Gärtnern haben, verbleibt beim üblichen Dealer an der Ecke. Dort bekommt der Schüler dann beizeiten auch mal ein Briefchen Kokain oder Heroin zugesteckt und der ganze Schlamassel geht weiter, der eigentlich verhindert werden sollte. Flickschusterei.


Laika24
Die schädlichsten Drogen bekommt man legal jeden Tag im Späti, Alkohol und Zigaretten, wie heuchlerisch. Entweder alles verbieten oder alles erlauben, nur das wäre konsequent. Abgesehen von der Problematik mit der Beschaffungskriminalität sind alle Drogen längst überall in der Gesellschaft angekommen. Jetzt kann man die Augen verschließen oder aber aufgeklärt über Gefahren und Freuden von Wirkstoffen (und nur das sind Drogen) aufklären. Koffein zählt übrigens auch dazu.


Gehirnstein
Was eine traurige Nullnummer. Nichts zu einer praktikablen Lösung mit Straßenverkehr oder Führerschein. Weltfremde Regelungen mit 7 Samen oder 5 Stecklingen und 25 Gramm in der Tasche. Irgendwann und irgendwo Modellregionen mit Cannabisverkauf. Wer das als Erfolg und ernsthaften Versuch verkaufen will um den illegalen Drogenmarkt auszutrocknen bzw. als Staat die Steuern abzugreifen, dem ist ehrlich gesagt nicht mehr zu helfen.


HinnerkBlaufuchs
Immerhin schon mal ein Schritt, wenn auch kein großer Wurf. Dass Deutschland sich auch bei der Legalisierung im Kleinklein verrennt, überrascht nicht wirklich. Und Bayern wird einen wahrscheinlich weiterhin mit einem halben Gramm in der Tasche gewohnheitsmäßig zur MPU schicken.


Waedliman
Warum können Regeln und Gesetze in diesem Land nicht ein einziges Mal leicht verständlich sein und ohne Ausnahmen gelten? Was ich hier lese, kommt einem Studium gleich und würde mich als Kiffer, wenn ich einer wäre, dazu veranlassen, mit den Schultern zu zucken und alles weiterhin so zu machen, wie bisher auch. Was denken sich eigentlich Verantwortliche in der Politik, wie so etwas beim Volk ankommt?


KarlosFried
Offiziell wird es keinen Schwarzmarkt mehr geben. Wenn 25 Gramm legal mitgeführt werden können, hat die Polizei keinerlei Handhabe gegen die mobilen Händler und kann alle Kontrollen getrost einstellen. Die organisierte Kriminalität wird es freuen.

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