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Groko in Berlin: Am Ende gewinnt immer die SPD – auch wenn sie verloren hat

Franziska Giffeys Sozialdemokraten wurden bei der Wiederholungswahl regelrecht abgestraft. Nun wollen sie sich als Juniorpartner in eine Große Koalition retten. Kann das gut gehen?

Ein Kommentar von Anke Myrrhe

| Update:

Berlin ohne die SPD – das geht offenbar nicht. Abgewählt, jetzt aber wirklich, so sah es am Abend des 12. Februar aus. Das historisch schlechteste Ergebnis erneut verschlechtert, und nirgendwo auf dem Stadtplan leuchtet es noch rot: Außen tiefschwarz, innen ganz schön grün – das war das Bild der Stadt, das schnell die Runde machte. Klar, welche Koalition sich daraus ergeben würde, oder?

Nein, die SPD ist immer noch da. Und wird wohl – so sieht es nach zwei Wochen bunten Sondierens aus – weiter mitregieren, wenn auch unter CDU-Führung. Trotz der Wiederholungswahl (für die ein SPD-Senator verantwortlich war), trotz einer katastrophalen Bildungsbilanz (für die seit mehr als zwei Jahrzehnten die SPD verantwortlich ist), trotz einer deutlichen Wechselstimmung in der Stadt.

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Krönchen richten, weiterlaufen – es ist nicht die erste Krise, die Franziska Giffey einfach weglächelt. Sie hätten sie beinahe vom Hof gejagt am Tag danach, doch die SPD ist nach knapp 22 Jahren im Roten Rathaus personell derart ausgebrannt, dass sie auch zwei Wochen nach der Wahl selbst in der letzten Reihe niemanden gefunden haben, der Giffey ersetzen könnte, um die aktuelle Koalition zu retten. Man fragt sich, woher all die Senatoren kommen sollen.

Aber sei’s drum, Opposition ist Mist, das wissen die Roten nicht erst seit Müntefering. Also weiter, irgendwie. Dann eben mit ihr, dann eben mit der CDU, zu der Giffey entgegen ihres linken Landesverbands ohnehin längst schielte. Gegenüber nimmt Kai Wegner, bisher eher nicht als visionär aufgefallen, die Gelegenheit dankbar an, sich nicht mit den störrischen Grünen herumschlagen zu müssen.

Die CDU um Spitzenkandidat Kai Wegner und die Grünen mit Spitzenkandidatin Bettina Jarasch haben ihre Sondierungsgespräche am Dienstag beendet.
Die CDU um Spitzenkandidat Kai Wegner und die Grünen mit Spitzenkandidatin Bettina Jarasch haben ihre Sondierungsgespräche am Dienstag beendet.

© dpa/Wolfgang Kumm

Zu anstrengend, zu dogmatisch, zu siegessicher seien sie gewesen, heißt es. Mal wieder verzockt, mal wieder nur an die Kreuzberger Kernklientel gedacht, anstatt die Stadt endlich groß zu denken. Denn der Stadtrand pfeift im Pendelverkehr auf grüne Gedankenspiele.

Doch wer weiß, Koalitionsverhandlungen sind noch lange keine Regierung, Grüße aus Jamaika. In SPD und CDU wird man sich gut daran erinnern, wie Klaus Wowereit 2011, nachdem er schon Verhandlungen mit den Grünen aufgenommen hatte, plötzlich doch der CDU den Vorzug gab. Und ob Giffey am Ende wirklich demütig das Senatorinnenamt antritt oder längst eine luxuriöse Exit-Option im Bund hat, ist ebenfalls nicht ausgemacht.

Erst recht nach diesem Wahlkampf, den es gar nicht hätte geben dürfen, wissen alle: In Berlin gibt es keine Gewissheiten. Außer vielleicht einer: Es gibt nichts, was es nicht gibt.  Und am Ende gewinnt irgendwie immer die SPD. Selbst wenn sie verloren hat.

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