zum Hauptinhalt
Das große Treffen der katholischen Bischöfe.

© dpa/Friso Gentsch

Deutsche Bischöfe im Kampf mit dem Papst: Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Frühjahrsvollversammlung der hohen katholischen Geistlichen – eine mit Konfliktstoff. Die Mehrheit will Reformen, Franziskus bremst. Das kann die Kirche noch viele Gläubige kosten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es ist schon eine unheilige Allianz im Vatikan, die eine Einigung mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz über deren Reformprozess hintertreibt. Papst Franziskus und seine Hintersassen wollen einfach nicht verstehen, dass den Prozess zu bremsen heißt, weiter abertausende Gläubige im Herzen Europas zu verlieren.

Als ob sich Kirche das leisten könnte. Es sei denn, dass es den Vorbetern reicht, sich wie in düsteren Vorzeiten in Katakomben zu versammeln. Das ist aber beileibe nicht der Synodale-, sondern ein Irrweg. Und er folgt dem Irrglauben, dass die katholische Großorganisation in Rom sich selbst genug ist, nur sie die rechte Lehre vertritt.

Bischof Georg Bätzing, der beharrlich Widerständige, wirft dem Vatikan vor, Gespräche über Reformen zu verzögern, bis zu sechs Monate lang. Absichtsvolle Verzögerung kann man das nennen, wohl um die katholischen Oberhirten in Deutschland mürbe zu machen. Der so handelt, provoziert doch nur das Gegenteil. Die Frühjahresvollversammlung zeugt davon.

Das erinnert auch wieder an Vorzeiten, als der Vatikan sich hochfahrend im Besitz der höheren Erkenntnis wähnte. Das Ergebnis war: Martin Luther. Ein Mönchlein, das gleichsam zum Revolutionsführer, jedenfalls zum Reformationsführer wurde.

Ein Schisma liegt den Bischöfen fern

Zum Glück für Franziskus ist Bätzing kein Luther, und den deutschen Katholiken liegt ein Schisma fern. Aber wer strittigen Punkten ausweicht, das Angebot direkter Gespräche verschmäht, wer lieber Briefe wie weiland Bannbullen verfasst, verhält sich überraschend unchristlich. Das wird seine verheerende, zum Widerspruch reizende Signalwirkung nach außen nicht verfehlen.

Dass deutsche Reformpläne – zumal als Lehre aus den tausendfachen Fällen des Missbrauchs – im Widerspruch zu Anweisungen von Franziskus stehen sollen, wie die Kurienkardinäle erklären, ist kaum zu glauben. Glaubwürdigkeit ist allerdings gerade das, worum die Kirche zuvorderst kämpfen muss.

Der Synodale Weg sieht einen Rat vor, in dem Bischöfe und Laien, also Nichtkleriker, gleichberechtigt Entscheidungen treffen sollen. Das geistliche, das Weiheamt ist davon unberührt. Wer das den Gläubigen im Amazonasgebiet zugesteht, nicht aber denen im Herzen Europas, zieht sich den Vorwurf der Willkür zu.

Der Papst und seine Gefolgsleute versperren den Weg zu einer segensreichen Entwicklung. Dabei handelt es sich hier um eine schiere Notwendigkeit, die klare Erkenntnis liegt vor – und Franziskus stimmt dennoch zu, dass Veränderung verweigert wird. Das kann man auch eine schwere Sünde nennen. Da dürfen sie sich im Vatikan nicht wundern. Wie sagt das Alte Testament? Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false