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Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Land Benin in Westafrika sind im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in einer Vitrine ausgestellt.

© picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

„Nicht um jeden Preis“: Union will Rückgabe der Benin-Bronzen an Bedingungen knüpfen

Die Ampel verteidigt ihren Plan: Die Raubkunst müsse bedingungslos zurück an Nigeria gehen - auch wenn unklar ist, was dort mit den Objekten geschieht. Die Union sieht das anders.

An der mit Nigeria vereinbarten Rückgabe von mehr als tausend in der Kolonialzeit entwendeten Benin-Bronzen wird Kritik laut. „Rückgaben dürfen nicht um jeden Preis erfolgen“, sagte die kulturpolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Christiane Schenderlein (CDU), der „Welt“. „Vor einer Rückgabe muss sichergestellt werden, dass die Kulturgüter nicht zerstört oder versteckt werden, sondern zum Beispiel in Museen oder Ausstellungen öffentlich zugänglich gemacht werden.“

Die Benin-Bronzen sind Metalltafeln und Skulpturen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Sie schmückten einst den Königspalast im Königreich Benin im heutigen Nigeria. Mit dem gewaltsamen Einmarsch der Briten Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie gestohlen und landeten als koloniale Raubkunst in verschiedensten Sammlungen, auch in Berlin.

Im Sommer 2022 wurde nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Berlin und Abuja ein Abkommen über die Rückgabe historischer Ausstellungsstücke geschlossen, die auf etwa 20 deutsche Depots und Sammlungen verteilt sind. Die Rückgabe wurde nicht an Bedingungen geknüpft.

Im Dezember 2022 überreichte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dann die ersten 20 Kunst- und Kulturgegenstände an den nigerianischen Staat. Im März verkündete der scheidende Staatspräsident Muhammadu Buhari aber, dass sämtliche Benin-Bronzen in den Besitz von Oba Ewuare II., Oberhaupt der früheren Königsfamilie Benins, übergeben werden. Nun ist unklar, ob die Artefakte weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein werden.

Die AfD fordert daher, noch nicht restituierte Bronzen in Deutschland zurückzuhalten. Die Fraktionen der Ampel-Koalition verteidigen die Rückgabe und deren Modalitäten aber. „Rückgabe von Raubkunst mit Vorgaben und an die betroffenen Staaten und Herkunftsstaaten wäre Fortschreibung des Kolonialismus mit anderen Mitteln“, sagte der SPD-Abgeordnete Helge Lindh. „Selbst wenn Objekte gänzlich der Öffentlichkeit entzogen werden, müssen wir das gefälligst ertragen.“ Auch die Grünen und die FDP erklärten, es sei falsch, Bedingungen für die Rückgabe zu formulieren. (AFP)

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