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Anohni kam 1971 in England zur Welt und lebt seit den Neunzigern in New York.

© Rebis Music

Neues Album von Anohni: Sanfter Sound, kämpferische Texte

Auf „My Back Was A Bridge For You To Cross“ setzt Anohni auf soulige Klänge und berührt mit ihrem anmutigen Gesang. Die Themen ihrer Songs bleiben aber hart.

Marsha P. Johnson ist eine queere Ikone. Die New Yorkerin beteiligte sich 1969 nicht nur beim Aufstand in der Christopher Street, der als Startpunkt der westlichen LGBTIQ-Emanzipationsbewegung gilt, sondern engagierte sich auch in diversen aktivistischen Gruppen. Seit drei Jahren gibt es in Brooklyn einen Park, der den Namen der 1945 in New Jersey geborenen trans Frau trägt, die 1992 unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.

Eine weitere Ehrung kommt jetzt von der Musikerin Anohni, die ein Schwarz-Weiß-Foto von Marsha P. Johnson als Covermotiv für ihr Album „My Back Was A Bridge For You To Cross“ (Rough Trade Records) gewählt hat. Wenige Tage bevor die Aktivistin im Sommer 1992 tot im Hudson River gefunden wurde, hatte Anohni sie zufällig auf der Straße getroffen, ihre Hand geküsst und ihr für ihre Arbeit gedankt.

Die in England geborene und in Kalifornien aufgewachsene Musikerin war gerade erst nach New York gezogen. Nach Johnsons Tod versuchte sie, deren Andenken zu bewahren, sprühte etwa ihren Namen an Wände und benannte ihre Band nach ihr.

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Hatte Anohni, die ebenfalls trans ist, ihr letztes Album 2016 noch ohne The Johnsons herausgebracht, hat sie die Band nun reaktiviert. Wobei es sich dabei nicht mehr um eine feste Gruppe handelt, es sind einfach die Musiker*innen, die sie bei der aktuellen Produktion begleitet haben. Diesmal war das vor allem der Gitarrist und Produzenten Jimmy Hogarth (Amy Winehouse, Duffy), der auch an einigen Songs mitschrieb.

Seine warmen Arpeggios und sanften Licks prägen den souligen Sound des Albums. Dieser markiert eine Abkehr vom dystopisch-elektronischen Ansatz, den Anohni auf „Hopelessness“ mithilfe der von Hudson Mohawke und Oneohtrix Point Never verfolgt hatte. Es ist eine teilweise Rückbesinnung auf den Kammerpop ihrer frühen Werke, wobei ihr Klavier nur noch eine Nebenrolle spielt.

Die Texte bleiben hart, es geht ein weiteres Mal um Umweltzerstörung, Tod, Verzweiflung und Ausgrenzung. Gleich im Opener „It Must Change“ fordert Anohni immer wieder Veränderung. Ihre Stimme, die wie keine zweite im Gegenwartspop Schönheit und Schmerz verbindet, berührt auf „My Back Was A Bridge For You To Cross“ wieder ganz unmittelbar.

Und sie kann auch mal laut werden, was sie besonders beim rockigen „Rest“ zeigt. Vielleicht ein Fingerzeig für kommende krachigere Produktionen – Marsha P. Johnson würde es sicher gefallen.

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