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Das Gemälde „Bildnis Fräulein Lieser“  von Gustav Klimt im  Wiener Auktionshaus im Kinsky vorgestellt.

© dpa/ROLAND SCHLAGER

Update

„Bildnis Fräulein Lieser“: Wiederentdecktes Klimt-Gemälde für 30 Millionen versteigert

Lange galt das Porträt von Gustav Klimt als verschollen. Jetzt ist das „Fräulein Lieser“ wieder aufgetaucht – und ging in Wien überraschend schnell an einen Bieter.

| Update:

Eines der letzten Gemälde des Jugendstil-Malers Gustav Klimt ist am Mittwoch in Wien für 30 Millionen Euro versteigert worden. Das „Bildnis Fräulein Lieser“ ging im Auktionshaus im Kinsky erstaunlich schnell an einen Bieter im Saal. Das Werk ist eine Wiederentdeckung, lange galt es als verschollen.

Als Gustav Klimt 1918 überraschend starb, stand das „Bildnis Fräulein Lieser“ noch auf der Staffelei in seinem Atelier. Vollendet hat es der gefragte Wiener Maler nicht. Trotzdem erwartete das Wiener Auktionshaus im Vorfeld bis zu 50 Millionen Euro für das Werk. Gemälde von Klimt, der mit dem Gold glänzenden, ornamentalen „Kuss“ eines Paares oder „Adele Bloch Bauer“ postum weltberühmt wurde, sind selten. Fast alle hängen in großen Museen, die Versteigerung ist eine der raren Gelegenheiten für private Sammler, einen Klimt zu erwerben.

Da spielt es keine Rolle, dass der wichtigste Vertreter des Wiener Jugendstils keine letzten Korrekturen an „Fräulein Lieser“ vornehmen und es auch nicht mehr signieren konnte: Das Porträt strahlt weithin sichtbar, der Mantel mit seinem üppigen Blumendekor ist typisch für den Maler und seine Zeit.

Das Bildnis tauchte plötzlich in einer Privatsammlung auf

Lange war bloß ein schwarz-weißes Foto des Porträts bekannt. Bis „Fräulein Lieser“ es vor wenigen Jahren in einer Erbschaft auftauchte. Das Bildnis stammt aus einer österreichischen Privatsammlung, sein Besitzer hatte es nie ausgeliehen oder publik gemacht. Und schon gar nicht zum Verkauf angeboten.

Der Andrang im Vorfeld war groß, um das „Bildnis Fräulein Lieser“ zu betrachten.

© REUTERS/LEONHARD FOEGER

Es kommt deshalb „marktfrisch“ zur Auktion – und das ist nicht die einzige Sensation. Gemälde dieser Qualität werden meist auf dem internationalen Parkett in London oder New York versteigert, vorwiegend bei den Größen der Branche, Sotheby’s oder Christie’s, wo es 2017 einen Rekord für Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ gab. Über 450 Millionen Dollar war es dem Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman, wert.

Solche Erwartungen hegt man in Wien nicht, hat aber einen klaren Standortvorteil: „Fräulein Lieser“ wird dort angeboten, wo Klimt sein ganzes Leben verbrachte und bedeutende Aufträge wie 1902 den „Beethovenfries“ für das Wiener Secessionsgebäude bekam.

Auch Skizzen von Klimt und Schiele werden versteigert

Das Porträt selbst war in den vergangenen Wochen auf Tour und konnte weltweit Werbung für sich und den „Klimt Sale“ machen, der 19 Lose von Klimt und seinem Kollegen Egon Schiele umfasst und in der Auktion von „Fräulein Lieser“ am frühen Abend gipfelt. Bei den übrigen Einlieferungen handelt es sich vor allem um Zeichnungen und Skizzen, die einen Bruchteil des Frauenporträts kosten sollen.

Im Kinksy nutzte man die Zeit seit Januar, um die Geschichte des Bildes so weit wie möglich zu klären. Dabei ging es besonders um die Frage, ob der jüdische Wiener Industrielle Adolf Lieser oder seine im Konzentrationslager Auschwitz ermordete Schwägerin Henriette Lieser das Bild in Auftrag gab. Inzwischen zeichnet sich ab, dass es der Wiener Kunstmäzenin gehörte, deren Besitz nach 1933 von den Nationalsozialisten enteignet wurde.

Der aktuelle Eigentümer des Bildes schloss allerdings schon vor dem Ergebnis der Recherchen einen Restitutionsvergleich mit den Erben der einstigen Auftraggeber ab. Die Provenienz ist somit zwar nicht zweifelsfrei geklärt, wohl aber die rechtliche Situation. Dem künftigen Eigentümer drohen also keine Rückforderungen mehr.

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