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Hafize Gaye Erkan, hier bei einer Pressekonferenz im Juli.

© AFP/ Handout

Zins steigt auf 35 Prozent: Türkische Zentralbank stemmt sich gegen Inflation

Die türkische Zentralbank setzt ihre neue Geldpolitik fort. Nach Jahren der Niedrigzinsen erhöht die neue Zentralbankchefin die Zinsen nun kräftig. Damit soll die enorme Inflation in dem Land abgefedert werden.

Im Kampf gegen die galoppierende Inflation schraubt die türkische Zentralbank den Leitzins weiter kräftig in die Höhe. Die Währungshüter erhöhten den Schlüsselsatz von 30,0 auf 35,0 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte.

Das ist bereits der fünfte Schritt nach oben, seit mit dem Amtsantritt der neuen Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan im Juni ein Schwenk Richtung straffer Geldpolitik vollzogen wurde. Experten hatten mit der Zinserhöhung in diesem Umfang gerechnet. Die Währungshüter signalisierten zugleich weitere Straffungsschritte, bis sich der Inflationsausblick nachhaltig aufhelle.

Die Teuerungsrate war im September auf 61,5 Prozent gestiegen. Damit schwindet die Kaufkraft der Bürger rapide, zudem werden in Devisen abgerechnete Importe wie etwa Erdöl immer teurer. Die Landeswährung Lira hat dieses Jahr bereits rund 30 Prozent an Außenwert eingebüßt. Die Notenbank hat ein Inflationsziel von 5 Prozent, das sie als ideal für die Wirtschaft ansieht.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach seiner Wiederwahl die ehemalige Wall-Street-Bankerin Erkan zur Zentralbankchefin ernannt. Diese richtete die Geldpolitik neu aus, nachdem zuvor ein der gängigen ökonomischen Lehre zuwiderlaufender Kurs gefahren worden war. So hatte die Zentralbank trotz der extrem hohen Inflation die Zinsen gesenkt, anstatt sie im Kampf gegen die Teuerung anzuheben.

Dies entsprach der Linie des einflussreichen Präsidenten Erdogan, der sich selbst als „Zinsfeind“ bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben wollte. Als Folge wertete die Landeswährung Lira jedoch drastisch ab, was wiederum das Inflationsproblem verschärfte. (Reuters)

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