zum Hauptinhalt
Russlands Präsident Putin ist der wichtigste Verbündete von Syriens Baschar al Assad.

© PICTURE ALLIANCE / ASSOCIATED PRESS/Vladimir Gerdo

Was wird aus den Wagner-Söldner in Syrien?: Der Westen muss gegenüber Putin und Assad Stärke zeigen

Wagner-Söldner kämpfen für Syriens Herrscher. Doch Assad wird sich fragen, ob auf die Privatkrieger noch Verlass ist. Für den Westen ist das eine Chance, Einfluss zurückzugewinnen.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Der Tod kam aus der Luft. Wie so oft in Syrien. „Russische Granaten regneten auf uns nieder“, sagte ein Überlebender des Angriffs auf einen Obst- und Gemüsemarkt am Sonntag. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden in der Provinz Idlib getötet, auch Kinder.

Man habe Dschihadisten bekämpft, rechtfertigte Moskau die Attacke. Ja, es stimmt: Idlib wird als letzte Region von oppositionellen Kräften gehalten und von Islamisten größtenteils kontrolliert. Macht das einen Markt zum legitimen Angriffsziel?

Nein, der Bombenhagel war ein Kriegsverbrechen. Eines von unzähligen in den vergangenen Jahren, die mit dem Segen Wladimir Putins begangen wurden. Oft von Angehörigen der russischen Armee, zig Mal aber auch verübt von Einheiten der Söldner-Gruppe Wagner.

Folter und Mord ist ihr Geschäft

Schon seit Jahren wüten sie in Syrien. Ihre Brutalität und Gnadenlosigkeit sind berüchtigt. Baschar al Assad verdankt ihnen zu einem nicht unerheblichen Teil sein Überleben – und Putin seinen Einfluss im Nahen Osten. Syriens Diktator wird sich jedoch womöglich fragen, ob nach dem 36-Stunden-Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin auf die Privatkrieger noch Verlass ist.

Wenn es Russlands Soldaten an Motivation mangelt

Diese Frage dürfte auch Putin umtreiben. Denn es besteht kein Zweifel: Die Söldner kommen immer dann zum Einsatz, wenn es russischen Soldaten an Schlagkraft und Motivation mangelt. Aber was ist, wenn das Modell keinen Bestand mehr hat? Dann hat Assad ein riesiges Problem und der Westen eine große Chance.

36
Stunden dauerte Prigoschins Aufstand gegen Putin.

Denn Russland benötigt alle regulären Armeeeinheiten für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Viele Soldaten mussten schon aus Syrien abgezogen werden. Bislang haben Wagner-Truppen diese Lücke geschlossen. Würden sie sich zurückziehen, wäre es damit vorbei.

25.06.2023, Syrien, Dschisr asch-Schughur: Rauch steigt nach einem Luftangriff russischer Kampfflugzeuge auf, der unter anderem einen Gemüsemarkt am Rande der Stadt traf.
Mehr als 13 Menschen starben bei einem russischen Luftangriff im syrischen Idlib.

© dpa/Anas Alkharboutli

Für den Westen, vor allem die USA, ist das eine willkommene Gelegenheit, verloren gegangenes Terrain sowohl in Syrien als auch im Nahen Osten zurückzugewinnen. Schon seit Monaten werden amerikanische Kampfjets von russischen im syrischen Luftraum bedrängt. Das Ziel ist klar – die USA sollen aus der Region verdrängt werden.

Nach dem Prigoschin-Aufstand ist die Führung in Moskau allerdings vor allem mit sich selbst beschäftigt. Ein günstiger Zeitpunkt für Washington, Stärke und Selbstbewusstsein zu demonstrieren.

Und Assad ebenso wie Putin klarzumachen, dass man ihnen nicht jedes Kriegsverbrechen durchgehen lässt. Die vielen Syrerinnen und Syrer, die unter den beiden Despoten leiden, würden es Amerika danken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false