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Putin hat den russischen Sicherheitskräften und der Bevölkerung nach der Zerschlagung der Revolte der Privatarmee Wagner für ihren Rückhalt gedankt.

© dpa/AP/Russian Presidential Press Service/Uncredited

Putin äußert sich zum Aufstand: Wagner-Söldner sollen russischer Armee beitreten oder „nach Belarus gehen“

In einer TV-Ansprache dankte Kremlchef Putin allen, die sich dem Wagner-Aufstand entgegenstellten. Trotz der breiten Kritik an Schoigu hält er vorerst am Verteidigungsminister fest.

Kremlchef Wladimir Putin hat den russischen Sicherheitskräften und der Bevölkerung nach der Zerschlagung der Revolte der Privatarmee Wagner für ihren Rückhalt gedankt.

„Ich danke allen Soldaten, Mitarbeitern der Geheimdienste, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt haben“, sagte Putin am Montag in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede.

Auf seinen Befehl hin sei alles getan worden, um Blutvergießen zu verhindern. „Das hat Zeit gebraucht“, sagte Putin. „Der bewaffnete Aufstand wäre auch so zerschlagen worden.“

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Wenn sich Söldner und reguläre Truppen beschossen hätten, wäre dies vor allem Kiew und dem Westen zugutegekommen, erklärte Putin. Dort habe man bereits gehofft, dass sich Russland selbst zerfleische. Doch die russische Gesellschaft habe sich als geschlossen erwiesen in ihrer Ablehnung des Aufstands. Dies hätten am Ende auch die Umstürzler erkannt und aufgegeben.

Biden bestreitet westliche Verwicklung in Wagner-Aufstand

Kurz zuvor hatte US-Präsident Joe Biden jegliche Verwicklung des Westens in die Revolte der Söldnertruppe Wagner in Russland zurückgewiesen.

Der Westen habe mit dem Aufstand „nichts zu tun“ gehabt, sagte Biden im Weißen Haus. „Das war Teil eines Kampfes innerhalb des russischen Systems.“

Eine Militärkolonne der privaten Söldnertruppe Wagner fährt auf der Autobahn M-4, die die Hauptstadt Moskau mit den südlichen Städten Russlands verbindet.

© REUTERS/Uncredited Stringer

Wie kam es zum Wagner-Aufstand?

In der Nacht zum Samstag hatte Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin schwere Vorwürfe gegen das russische Verteidigungsministerium erhoben und Minister Sergej Schoigu beschuldigt, einen Angriff auf ein Militärlager der für Moskau kämpfenden Wagner-Truppe befohlen zu haben.

Anschließend hatte er die südrussische Millionenstadt Rostow am Don besetzt und einige Einheiten seiner Truppe Richtung Moskau geschickt. Ihr praktisch ungehinderter Vormarsch auf Moskau, der erst gut 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt stoppte, weil Prigoschin aufgegeben hatte, rief im Land Schockwellen hervor.

Putin versuchte nun in seiner Rede, den Eindruck zu bewahren, dass die Macht- und Sicherheitsorgane handlungsfähig seien.

So lobte er den Mut und die Selbstaufopferung russischer Piloten, die getötet worden sein, als sie sich den Umstürzlern entgegenstellten. Es war das erste Mal, dass die russische Führung damit Opfer während des Aufstands eingestand.

Putin betont Amnestie-Angebot an Wagner-Söldner

Zugleich machte der 70-Jährige ein Angebot an die Wagner-Kämpfer. Sie seien missbraucht worden für die persönlichen Ziele und Ambitionen eines Einzelnen, hätten aber in der Vergangenheit ihren Patriotismus bereits bewiesen.

Die Organisatoren des Aufstands, die das Land verraten haben, haben auch diejenigen verraten, die auf ihrer Seite waren.

Kremlchef Wladimir Putin

Jeder Versuch, in Russland Chaos zu stiften, sei zum Scheitern verurteilt, betonte der Präsident. „Die Organisatoren des Aufstands, die das Land verraten haben, haben auch diejenigen verraten, die auf ihrer Seite waren“, sagte Putin – ohne Wagner-Chef Prigoschin namentlich zu nennen.

Er dankte auch dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko für die Vermittlung in dem Konflikt mit Wagner-Chef Prigoschin. Sein Ex-Vertrauter Prigoschin soll, nachdem er am Samstag den Marsch auf Moskau aufgegeben hatte, in Belarus Zuflucht finden. Das könnten auch andere Wagner-Kämpfer tun.

Putin fügte hinzu, die Wagner-Mitglieder könnten einen Vertrag mit der regulären russischen Armee unterzeichnen, „zu ihren Familien und Angehörigen zurückzukehren“ oder „nach Belarus gehen“. Sein Amnestieangebot gelte, betonte der Kremlchef.

Putin hält an Sergej Schoigu fest

Viele politische Beobachter hatten vor der Rede mit einer Entlassung des Verteidigungsministers Sergej Schoigu gerechnet, der seit Monaten wegen der Misserfolge beim Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Kritik stand und auch dem Aufstand Prigoschins nichts entgegenzusetzen hatte.

Der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit den Leitern der russischen Sicherheitsdienste am Montag – auch Schoigu ist dabei.

© REUTERS/Sputnik/Valery Sharifulin

Doch Putin hielt trotz der Kritik – zumindest vorläufig – an Schoigu fest, auch weil dieser als persönlicher Vertrauter des Kremlchefs gilt.

Nach seiner Ansprache traf sich Putin nach Angaben des Kreml mit seinen wichtigsten Sicherheitsbeamten, darunter mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie dem Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, und dem Chef der Nationalgarde, Viktor Solotow.

Wagner-Chef Prigoschin bestreitet erneut geplante Machtübernahme

Prigoschin seinerseits versicherte am Montag in einer elfminütigen Audiobotschaft, Ziel des Marsches seiner Männer in Richtung Moskau sei nicht die Übernahme der Macht, sondern die Rettung seiner Truppe gewesen.

Der Wagner-Gruppe habe die Zerschlagung durch Verteidigungsminister Schoigu gedroht. Der Vormarsch seiner Söldner habe zudem „schwerwiegende Sicherheitsprobleme“ im Land zum Vorschein gebracht.

Washington bestreitet Verstrickung in Wagner-Revolte

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, in Washington würden die Turbulenzen in dem Atomstaat „sehr genau“ verfolgt. „Wir hatten in Echtzeit – über diplomatische Kanäle – Gespräche mit russischen Vertretern über unsere Bedenken“, sagte Kirby.

Das US-Außenministerium erklärte derweil, die US-Botschafterin in Moskau habe sich am Wochenende mit russischen Stellen in Verbindung gesetzt und klargestellt, dass die USA nichts mit der Wagner-Revolte zu tun hätten.

Botschafterin Lynne Tracy habe erklärt, „dass die Vereinigten Staaten nicht involviert sind und nicht involviert sein werden“, sagte ein Ministeriumssprecher. (dpa/AFP)

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