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Waleryj Saluschnyj bei einem Treffen mit US-Außenminister Blinken.

© dpa/-

Ukraine-Invasion Tag 713: Saluschnyj vor der Ablösung? Was Soldaten davon halten

Die Ukraine will russische Spione im Geheimdienst aufgespürt haben. Baby stirbt bei Raketenangriff in Charkiw. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Seit Tagen beherrschen die Spekulationen um eine Ablösung des Oberbefehlshabers Walerij Saluschnyj die Schlagzeilen rund um die Ukraine. Erst heute hatte Außenminister Dmytro Kuleba einen möglichen Wechsel an der Militärspitze heruntergespielt und gesagt, dies hätte keine Auswirkungen auf die Beziehungen zu den Verbündeten des Landes (siehe unsere Nachrichten unten). Aber wie empfinden die Soldaten an der Front dies? Die Nachrichtenagentur Reuters hat sich umgehört (Quelle hier).

Die Soldaten äußerten sich diesbezüglich sehr zurückhaltend, wie Reuters schreibt, einige hätten sich aber besorgt gezeigt – zumal Saluschnyj in der Bevölkerung und bei den Streitkräften ein hohes Ansehen genießt. „Ich denke, eine Entlassung wäre jetzt nicht angebracht“, sagte ein 31-jähriger Kommandeur mit dem Rufnamen „Tiger“. „Denn auf dem Schlachtfeld wechselt man nicht den Befehlshaber.“

„Tiger“, dessen Einheit in der Nähe von Adwdijiwka eingesetzt ist, sagte aber auch, dass viel davon abhänge, wer Saluschnyj ersetzen würde. „Die beliebtesten sind diejenigen, die hier sind und an der Seite der Jungs kämpfen.“ Und er fügte hinzu: „Wenn unsere Regierung jemanden auswechseln will, sollte dies die Dinge verbessern und nicht verschlechtern.“

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Ein anderer Soldat namens Mykola, 59 Jahre alt, glaubt, dass Saluschnyj in einen politischen Disput geraten sei. „Jeder denkt, dass wir 2022 einige Erfolge hatten“, das sei 2023 aber nicht so sehr der Fall gewesen, sagte er der Nachrichtenagentur. „Das heißt aber nicht, dass Saluschnyj die Streitkräfte schlecht geführt hat.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der ukrainische Geheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben einen russischen Spionagering ausgehoben und fünf an ihm beteiligte Verdächtige festgenommen. Seine Beamten hätten „ein mächtiges Agentennetz“ des in der Ukraine tätigen militärischen Abschirmdienstes des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB „neutralisiert“, teilte der SBU mit. Die mutmaßlichen russischen Spione seien dabei ertappt worden, wie sie Informationen an den FSB weitergegeben hätten, darunter Angaben zu ukrainischen Militärstandorten, Verteidigungsanlagen und strategischer Energieinfrastruktur sowie personenbezogene Daten. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Staatsanwaltschaft in Stockholm will Medienberichten zufolge ihre Ermittlungen im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gaspipelines einstellen. Nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, NDR, WDR und „Zeit“ wird der zuständige Kammerstaatsanwalt Mats Ljungqvist das Ende des Verfahrens in den kommenden Tagen verkünden. Offenbar hätten die schwedischen Behörden im eigenen Land keinen konkreten Tatverdächtigen ausfindig machen können. Mehr dazu hier.
  • Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Hotel im ukrainischen Gebiet Charkiw ist nach offiziellen Angaben ein zwei Monate altes Baby ums Leben gekommen. „Drei Frauen, 21, 28 und 39 Jahre alt, wurden mit Explosions- und Splitterverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, darunter auch die Mutter des getöteten Kindes“, teilte der Militärgouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow mit.
  • Das Versenken des russischen Raketenschiffs „Iwanowez“ Anfang Februar wird nach britischer Einschätzung die Schwarzmeerflotte deutlich schwächen. Der Schlag beeinflusse Kommando- und Kontrollfähigkeiten und zwinge die Flottenführung dazu, ihre Manöver westlich der seit 2014 von Moskau annektierten Halbinsel Krim zu überdenken, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
  • Ein Wechsel in der Führung des Militärs in der Ukraine hat deren Außenminister Dmytro Kuleba zufolge keine Auswirkungen auf die Beziehungen zu den Verbündeten seines Landes. Es sei das verfassungsmäßige Recht von Präsident Wolodymyr Selenskyj, den Chef der Armee entlassen zu können, wenn er es für richtig halte. Eine solche Erschütterung sei kein Zeichen von Spaltung hinsichtlich der Kriegsanstrengungen der Ukraine. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Die Ukraine soll im nächsten Monat die ersten frischen Gelder aus dem geplanten neuen EU-Hilfspaket erhalten. Mit Zustimmung des Europaparlaments werde man bereits im März wichtige Zahlungen leisten können, kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an.
  • Das ukrainische Parlament hat das nach dem russischen Einmarsch verhängte Kriegsrecht und die Mobilmachung um weitere 90 Tage verlängert. Für die von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingebrachten Gesetzesvorlagen stimmte jeweils eine deutliche Zweidrittelmehrheit. Die Maßnahmen gelten nun vorerst bis Mitte Mai.
  • Russlands Außenministerium hat nach eigenen Angaben die Gesandten Lettlands, Litauens und Estlands einbestellt. Wie das Ministerium auf seiner offiziellen Website mitteilt, geht es um die im März anstehenden russischen Präsidentenwahlen. Russland wirft den Staaten im Baltikum demnach vor, dass ihre Behörden nicht angemessen auf russische Forderungen nach Gewährleistung der Sicherheit reagiert hätten.
  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin werden bei dessen Besuch in Ankara über den Krieg in der Ukraine beraten. Thema sei auch das Getreideabkommen, teilt der türkische Außenminister Hakan Fidan mit. Das Abkommen zur Lieferung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer hatten die Türkei und die UN vermittelt, allerdings zog sich Russland im Juli 2023 daraus zurück.
  • Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ist zu einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Er wolle die „unerschütterliche Unterstützung“ der Europäischen Union für die Ukraine unterstreichen, während der Krieg in sein drittes Jahr gehe, erklärt Borrell auf der Plattform X.

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