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Putin.

© IMAGO/Alexander Kazakov

Ukraine-Invasion Tag 497: Greift Putin nach Prigoschins Firmen-Imperium?

Xi soll Putin im März vor dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt haben, ein belarussischer Minister ist überraschend verstorben. Der Überblick am Abend.

Der Wagner-Aufstand ist vorüber, Chef Jewgeni Prigoschin soll sich im Exil in Belarus befinden. Und dennoch beschäftigt die Meuterei weiterhin Moskau. So nimmt Russland Prigoschin offenbar nicht mehr in die finanzielle Verantwortung für die durch den Aufstand entstandenen Schäden, berichtet das ISW heute (mehr dazu in unseren Nachrichten des Tages). Auf der anderen Seite aber soll Präsident Wladimir Putin deutlich am Imperium des Söldner-Chefs rütteln, wie der „Guardian“ berichtet (Quelle hier).

Die Zeitung listet einige Maßnahmen des Kremls seit Beginn des Aufstands auf, die darauf hindeuten könnten. So berichtet der „Guardian“, dass am 24. Juni, als die Wagner-Söldner einen russischen Militärstützpunkt einnahmen, Mitglieder der föderalen Sicherheitsdienste ein Hauptquartier von Prigoschins Imperium in St. Petersburg gestürmt und Dokumente sowie Rechner der Patriot-Gruppe beschlagnahmt hätten.

Die Medien-Holding ist das Herzstück von Prigoschins Informationsimperium und hatte sowohl kremlfreundlich und stark nationalistisch als auch positiv über die Wagner-Gruppe berichtet. Am Freitag wurde demnach schließlich der Betrieb von Patriot eingestellt. 

Außerdem habe Putin in der vergangenen Woche angedeutet, dass Prigoschins Finanzen untersucht werden könnten, schreibt die Zeitung weiter. In einer Rede vor Militärs soll er gesagt haben, dass nicht nur Wagner selbst, sondern auch dessen Catering-Unternehmen fast zwei Milliarden Dollar an militärischen Aufträgen erhalten hätten. „Ich hoffe, dass niemand etwas oder nicht viel gestohlen hat, aber wir werden das klären“, soll Putin hinzugefügt haben.

In dem Bericht heißt es auch unter Berufung auf unabhängige russische Medien, dass Firmen des Wagner-Chefs nach dem Aufstand Catering-Aufträge verloren hätten.

Das dritte Beispiel, das der „Guardian“ nennt: Die Behörden sollen versuchen, Prigoschins Trollfabrik, die Internet Research Agency, zu übernehmen. So hätte eine Gruppe, die Trolle im Netz aufspürt, festgestellt, dass Tausende von Konten, die zuvor noch positive Kommentare auf Social Media über Wagner abgesetzt hatten, nun negativ kommentierten. Einem Experten zufolge deute das darauf hin, dass Moskau zumindest einige Trollfabriken Prigoschins unter seine Kontrolle gebracht hätte.

Wie es insgesamt für die Wagner-Truppe weitergehen könnte, das können Sie übrigens in einem Gastbeitrag lesen, den Sie in unseren Leseempfehlungen finden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping soll seinen Amtskollegen Wladimir Putin während seines Besuches in Moskau im März persönlich vor dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine gewarnt haben. Das berichtet die „Financial Times“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der belarussische Minister für Verkehr und Kommunikation, Aleksey Avramenko, ist überraschend im Alter von nur 47 Jahren verstorben. Zur Todesursache machte das Ministerium keine Angaben. Es ist bereits der zweite Todesfall eines Regierungsmitglieds in Belarus innerhalb nur eines Jahres. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Die russischen Behörden sprechen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, offenbar von der finanziellen Verantwortung für die durch den Aufstand verursachten Schäden frei und geben wohl erhebliche liquide Mittel an ihn zurück. Das berichtet das „Institute for the Study of War“ unter Berufung auf russische Quellen. Mehr hier.
  • Die Ukraine hat wiederholt die Lieferung von Streumunition gefordert. Der Einsatz gilt jedoch aus humanitären Gründen als umstritten. Der US-Sender CNN berichtet nun, dass die Biden-Regierung eine Lieferung in Betracht zieht. Die bisher schleppend verlaufende Gegenoffensive könnte demnach den Ausschlag geben. Mehr dazu hier.
  • Ein Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist neuer Chef der Nachrichtenagentur Tass. Der 50 Jahre alte Andrei Kondraschow sei zum neuen Leiter der staatlichen Agentur ernannt worden, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Regierungsanordnung. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der Kreml sieht noch Zeit für die Erfüllung russischer Forderungen, um das Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer doch noch zu verlängern. „Es ist noch Zeit, den Teil der Vereinbarungen umzusetzen, die unser Land betreffen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Tass.
  • Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni dringt bei einem Warschau-Besuch auf „echte Sicherheitsgarantien“ der Nato für die Ukraine. Diese müssten bei dem Nato-Gipfel in der nächsten Woche gegeben werden, fordert Meloni an der Seite von Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. 
  • Das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) erneut den Anschluss an seine externe Hauptstromleitung verloren. Das Kraftwerk sei daher auf die erst kürzlich wiederhergestellte Ersatzversorgung durch eine weniger leistungsstarke Leitung angewiesen.
  • Bei ukrainischem Beschuss in der von Russland kontrollierten ostukrainischen Stadt Makijiwka sind nach russischen Angaben ein Mensch getötet und 41 weitere verletzt worden. Unter den Verletzten seien auch zwei Kinder, hieß es.
  • Eine Bestrafung des prominenten russischen Generals Sergej Surowikin wegen seiner Verwicklung in die Meuterei der Privatarmee Wagner wäre nach britischer Ansicht für die russische Führung riskant. „Obwohl Surowikin im Westen vor allem wegen seines brutalen Rufs bekannt ist, ist er einer der angesehensten ranghohen Offiziere des russischen Militärs“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. 
  • Nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Verteidigungsministerin Hanna Maljar machen die ukrainischen Streitkräfte in den Gebieten außerhalb von Bachmut trotz heftigen russischen Widerstands täglich Fortschritte. „Wir rücken an der Südflanke von Bachmut vor. Im Norden, um ehrlich zu sein, gibt es schwere Kämpfe und bisher keinen Vorstoß“, sagte Maljar im staatlichen Fernsehen.

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